IGS und BBS veranstalten Berufsorientierungstage für Achtklässler - Von Andreas Schultz

Meister Eder war gestern

Während der lockeren Nachbesprechung zum Holztechnikkurs geht Lehrer Cord Hoops unter anderem auf den richtigen und falschen Umgang mit Werkzeug ein.
 ©Schultz

Rotenburg – Juliano hat den Bogen raus. Der Achtklässler spannt das flache Holzstück, ein Frühstücksbrettchen im Werden, mit der Hinterzange an der Werkbank ein. Den interessierten Zuschauern erklärt er, wie das Abschleifen und Formen mit der Feile funktionieren. Dass gefräst werden musste und dass später für den Abschluss noch geölt wird. Cord Hoops nickt zustimmend. Der Lehrer an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Rotenburg und Leiter des Holztechnikkurses lobt schließlich die ganze Gruppe: „Was wir hier sehen, haben die Schüler innerhalb kürzester Zeit geschafft. Wirklich eine tolle Leistung“.



Für eine Woche tauschen sie Unterrichtsräume gegen Werkstätten: 120 Achtklässler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Rotenburg machen sich häppchenweise ein Bild davon, wie Handwerksberufe funktionieren, was sie interessant macht. Fünf Tage lang gibt es von 8 bis 14.35 Uhr Kostproben, die hungrig oder zumindest ein bisschen neugierig machen sollen auf das, was die Schüler potenziell in Ausbildung und Beruf erwartet. Von der Holz-, Metall-, Fahrzeug-, Tiefbau- und Elektrotechnik über Gartenbau und Hauswirtschaft bis hin zu Bürotechnik in Sachen Excel und Powerpoint haben die Achtklässler einiges auf dem Zettel.

Und das aus gutem Grunde: „Die Handwerker suchen händeringend Fachkräfte“, weiß Maik Bilstein, Lehrer an der IGS, aus Gesprächen mit Betroffenen. Entsprechend froh ist er über die Kooperation mit den Berufsbildenden Schulen, genauso wie IGS-Schulleiter Sven Thiemer und die an der Organisation und Betreuung beteiligten Lehrkräfte Christine Lotzkat, Lothar Schulz und Matthias Schröder. Und auch die neue BBS-Schulleiterin Martina Niebuhr stimmt ein: „Das ist auch für uns gut. Wenn sich die Schüler besser orientieren können, landen einige hier“.

Ganz uneigennützig ist die inzwischen dritte Auflage der Berufsorientierungstage demnach zwar nicht, im Zentrum stehe aber vor allem eines: „Den Schülern Mut für den Arbeitsmarkt zu machen und ihnen Perspektiven zu geben“, fasst Niebuhr zusammen. Bilstein fügt hinzu: „Viele haben sich in dem Alter noch gar nicht so sehr mit sich auseinandergesetzt, Selbstanalyse betrieben. Das geht oft tatsächlich erst mit dem Jahrgang acht und in der Berufsorientierung los, dass sie ihre Stärken und Schwächen kennenlernen“.

Allerdings bekommen die Achtklässler in diesen Tagen nicht nur neue Perspektiven auf sich selbst, sondern auch auf die Berufsbilder. So stellen laut Bilstein viele von ihnen fest, dass das Tischlerdasein nur noch wenig mit „der Meister-Eder-Vorstellung“ zu tun habe. „Inzwischen geht viel mehr mit Elektrotechnik“, sagt er. Ob Tischler- oder Mechatronikerwerkstatt: Vielfach sei Verständnis fürs Programmieren großer Maschinen gefragt.

Eine Perspektive, die auch die jungen Teilnehmer des Holztechnikkurses bei Hoops bekommen. So zeigt sich die Schülergruppe fasziniert von der großen Fräsemaschine – was vielleicht auch irgendwann dafür sorgt, dass der Holzgeruch in der Werkstatt nicht mehr automatisch die Assoziation mit dem urigen Handwerksmeister aus der Pumuckl-Serie weckt, sondern vermehrt die mit moderner Maschinerie.

Die hat übrigens nicht nur dazu beigetragen, dass die Schüler etwas über modernes Handwerk, über Statik beim Mauerbau oder die Eigenschaften von Aluminium lernen: Das eine oder andere Werkstück können die Schüler mit nach Hause nehmen. Den Handyhalter im Metalltechnikkurs mit Simon Hogerkamp zum Beispiel. Und auch andere Lehrer werden glücklich mit den Ergebnissen sein – vermutlich besonders der Empfänger des Frühstücksbrettchens mit der Gravur: „Best Teacher“.

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