Diakonissen-Mutterhaus baut Hospiz für vier Millionen Euro - Von Dennis Bartz

„Spaten in der Hand“

Die Projektleiter Johannes Stephens und Sandra Köbe planen mit dem Vorstandsvorsitzenden Matthias Richter das Hospiz Zum Guten Hirten.
 ©Foto: Dennis Bartz

Rotenburg. „Wir haben den Spaten quasi schon in der Hand. Am liebsten möchten wir im April oder Mai mit dem Bau unseres Hospizes ,Zum Guten Hirten‘ beginnen“, sagt Matthias Richter, Vorstandsvorsitzender des Diakonissen-Mutterhauses und Bauherr des etwa vier Millionen Euro teuren Projekts. Doch bis er den ersten Spatenstich setzen kann, muss er Geduld aufbringen. Denn die Genehmigung des Landkreises, der seit Dezember den Bauantrag prüft, liegt noch nicht vor.

Diakonie bedeute für ihn, Antworten auf die Fragen der Gesellschaft zu geben, betont Richter im Gespräch mit der Rundschau. Eine der drängenden Fragen sei es, wo Menschen die letzten Tage ihres Lebens würdevoll verbringen können. Beim Thema „Hospiz“ sei die Region um Rotenburg aktuell jedoch noch ein weißer Fleck auf der Versorgungslandkarte: „Die nächstgelegenen Hospize sind in Bremervörde, Sulingen, Buchholz und Bremen – die Entfernung von knapp einer Stunde zum Wohnort ist aber zu weit, auch für die Angehörigen, Partner und Freunde. Es gab schon erschütternde Beispiele von Menschen, die einen Hospizplatz gesucht, aber nicht gefunden haben. Sie sind dann unter für sie unwürdigen Umständen und für ihre Angehörigen schwierigen Bedingungen verstorben. So etwas soll in Zukunft nicht mehr passieren“, betont Richter, der bereits seit 2017 eng mit Sandra Köbe, Koordinatorin vom Verein Hospiz- und Palliativarbeit in der Region Rotenburg, und Projektleiter Johannes Stephens das Projekt verfolgt. Im März gründen sie die gemeinnützige Betreibergesellschaft „Hospiz Zum Guten Hirten gGmbH“, in der Köbe die Rolle der zweiten Projektleitung übernehmen soll. Das Mutterhaus wird 75 Prozent, die Rotenburger Werke 25 Prozent der Anteile halten.

„Der Bedarf für ein Hospiz ist groß“, berichtet Köbe und erklärt: „Viele Menschen bleiben derzeit bis zum Schluss auf der Palliativstation, obwohl das Konzept nicht danach ausgerichtet ist, andere sterben zu Hause ohne ausreichende medizinische Versorgung oder in einer Altenpflegeeinrichtung.“

Auf dem etwa 6.000 Quadratmeter großen Grundstück am Rotenburger Therkornsberg, welches das Mutterhaus für 550.000 Euro erworben hat, soll bis zum Frühjahr ein Hospiz mit acht gemütlichen Einzelzimmern stehen. Diese haben dann jeweils einen Wohnraum von 20 Quadratmetern, zusätzlich ein fünf Quadratmeter großes Badezimmer und eine ebenso große Terrasse. Dazu sind zwei Zimmer für Angehörige geplant.

Der Pflegeschlüssel ist großzügiger als in anderen sozialen Einrichtungen, hebt Köbe hervor: „Tagsüber werden drei Pflegekräfte für die acht Gäste da sein, nachts zwei. Die Mitarbeiter haben mehr Zeit für die Betreuung und können auch einmal besondere Wünsche erfüllen. Wir werden vor Ort kochen und backen, damit der Duft von Klopsen, Kuchen und anderen Leckereien durchs Haus zieht.“

Der Unterschied zwischen einer Palliativstation und dem Hospiz bestehe darin, dass die Patienten bei einer palliativen Unterbringung mit dem Ziel eingeliefert werden, die Beschwerden und Symptome abzustellen, um sie danach zu entlassen. „Die Menschen verbleiben dort im Schnitt nur etwa eine Woche, im Hospiz dagegen mit 21 Tagen deutlich länger. Es ist die teuerste Betreuungsform, bietet dafür mehr Komfort und größere Zimmer. Es ist schließlich das letzte Zuhause“, so Stephens.

„Sterbehäuser“ gebe es schon lange, das Hospiz in der heutigen Form sei aber erst in den 1980er-Jahren in England entstanden, erzählt Köbe: „Hospiz heißt übersetzt Herberge.“

Obwohl dort auf lebenserhaltende Maßnahmen verzichtet wird, sei die Spezialisierte Ambulante Palliative Versorgung (SAPV) durch den Palliativstützpunkt gesichert, auch die Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und dem Klinikum sei eng. „Die Menschen werden komplett versorgt, medizinisch, pflegerisch und auch psychosozial. Wir stellen ein multiprofessionelles Team zusammen“, so Köbe.

Sie freut sich besonders darüber, dass bei dem Hospiz „Zum Guten Hirten“ all ihre Wünsche und Vorstellungen umgesetzt werden sollen.

„Wir haben uns am Hospiz in Sulingen orientiert. Es wird hell und sonnendurchflutet sein. Wir haben denselben Architekten und Generalunternehmer beauftragt, das reduziert die Kosten“, so Stephens.

Eine vollständige Finanzierung sei jedoch selbst bei voller Belegung von etwa 120 Gästen pro Jahr nicht möglich, rechnet Richter vor: „Wir müssen Geld mitbringen. Maximal 95 Prozent sind durch die Kranken- und Pflegekassen abgedeckt, uns werden aber jedes Jahr 150.000 Euro fehlen. Ohne Unterstützung geht es also nicht.“ Das Hospiz lohne sich nicht finanziell, „aber würdevolles Sterben ist für uns eine Herzenssache“.

Die Grundkosten für den Bau (2,6 Millionen), die parkähnlichen Außenanlagen (400.000 Euro) und das Grundstück (550.000 Euro) trägt das Diakonissen-Mutterhaus, für die Ausstattung (450.000 Euro) suchen die Verantwortlichen Spender. „Wir wollen daraus gemeinsam mit ihnen ein Hospiz machen, das Geborgenheit ausstrahlt.“ Dazu hat das Projektteam auf der Internetseite www.hospiz-zum-guten-hirten.de eine Liste mit Einrichtungsgegenständen veröffentlicht, die Spender einlösen können. Aber auch finanzielle Unterstützung sei gefragt: „Jeder Euro geht eins zu eins ans Hospiz und hilft uns weiter. Unsere Wunschliste ist sehr lang“, sagt Köbe. Das Hospiz stehe später jedem Menschen offen: „Es ist eine reine Kassenleistung.“

25 Mitarbeiter sollen künftig zum Hospiz-Team gehören, davon etwa 16 bis 18 Mitarbeiter in der Pflege, weitere im Bereich Hauswirtschaft, ein Hausmeister sowie die Hospiz- und Pflegeleitung. Die Stellen zu besetzen, da ist sich Köbe sicher, werde trotz des Fachkräftemangels in der Pflege kein Problem: „Wir bekommen jetzt schon viele Anfragen. Viele Menschen wollen dort arbeiten, weil das Hospiz eine Oase unter den Pflegeneinrichtungen ist. Wir werden ein halbes Jahr vor der Eröffnung die Stellen ausschreiben.“

• Weitere Informationen gibt es unter www.hospiz-zum-guten-hirten.de.

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