Amtstierärztin Jungnitz über die Faulbrut in Rüspel

Bienensperre bis Herbst

Blüten üben große Anziehungskraft auf Bienen aus, daher wandern Imker auch gern zu Raps- und Obstbaumvorkommen. Ohne Gesundheitsnachweis für die Völker geht das nicht u2013 bei einer Prüfung für ein solches Dokument zeigte ein Volk in Rüspel Erreger der Amerikanischen Faulbrut. Foto: Schultz
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Rotenburg/Rüspel – Die Amerikanische Faulbrut ist eine ernste Angelegenheit: Für Menschen ist die Tierseuche zwar ungefährlich, für Bienen kann sie im schlimmsten Fall dazu führen, dass das ganze Volk stirbt – und eventuell auch die Völker in der direkten Nachbarschaft. In Rüspel hat das Veterinäramt des Landkreises Rotenburg den Erreger der Krankheit festgestellt und prompt reagiert: Der vor zweieinhalb Wochen ausgerufene Sperrbezirk gilt nach wie vor. Amtstierärztin Susanne Jungnitz erklärt, warum.

„Die Faulbrut ist keine Maul-und-Klauen-Seuche und auch keine Schweinepest, bei der alle Tiere notwendigerweise sterben. Es handelt sich um eine Bienenseuche, die sich langsam entwickelt“, erklärt sie. Daher errichtet die zuständige Stelle, also das Kreisveterinäramt, einen Sperrbezirk von einem Kilometer rund um den ersten Fall, bei dem der Erreger nachgewiesen worden ist. Dieser gilt für mindestens 30 Tage nach Feststellung des letzten Falls „und dem Zeitpunkt, zu dem alle Bienenstöcke in einem Umkreis von drei Kilometern von der zuständigen Behörde kontrolliert und alle befallenen Bienenstöcke verbrannt beziehungsweise behandelt und anschließend von der zuständigen Behörde kontrolliert und nicht beanstandet worden sind“, wie es in der „Leitlinie zur Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut der Bienen in Deutschland“ vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Stand 2013) heißt. Jungnitz schätzt, dass der Sperrbezirk noch bis in den Herbst hinein gültig bleiben wird. In dieser Zeit dürfen Völker, einzelne Bienen, ganze Waben oder Teile und alles andere, was irgendwie mit dem Befall zu tun haben könnte, nicht den Bereich verlassen.

Im Sperrbezirk von einem Kilometer rund um das erste Volk mit nachgewiesenem Erreger befinden sich nach Auskunft der Amtstierärztin drei Imker mit ihren Völkern: „Wir arbeiten da also echt auf kleiner Flamme“, versucht sie zu beruhigen. Der jetzige Fall sei um einiges harmloser als der von 2013 in Ahausen, bei dem der Landkreis vor acht Ausbrüchen stand. Zwar sei die Seuche insgesamt hochgradig ansteckend, allerdings brauche es zur Übertragung auch die richtigen Voraussetzungen. Beispielsweise kann es vorkommen, dass die Faulbrut durch Räuberei übertragen wird. Dazu brauche es jedoch erst ein Volk mit starkem Ausbruch, das durch die Krankheit schon arg geschwächt ist. Ein anderes Volk müsste diese Situation ausnutzen und den mit Erregern versehenen Honig plündern.

Einen Ausbruch dieser Art habe es aber im vorliegenden Fall nicht gegeben. „Deshalb ist die Gefahr nicht groß“, sagt Jungnitz. Außerdem hätten sich die Imker bei Bekanntwerden des Falls und bei der Untersuchung ihrer Völker sehr kooperativ gezeigt. Das war nicht immer so: „Früher haben Imker bei einem Ausbruch der Faulbrut eher dazu geneigt, lieber nichts zu sagen. Das hat sich inzwischen stark gewandelt.“ Die Zusammenarbeit laufe gut, was es insgesamt sehr viel leichter mache, die Seuche in der Fläche zu bekämpfen.

Entdeckt wurden die Erreger bei einer Routineuntersuchung. Der Imker, dessen Volk betroffen ist, wollte mit seinen Bienen auf Wanderschaft gehen. Ein üblicher Vorgang: Die Bienen werden in ihren transportablen Behausungen in die Nähe von großen Obstblütenvorkommen oder Rapsfeldern gebracht. Dafür braucht es allerdings eine Gesundheitsbescheinigung für die entsprechenden Völker. Und die gibt es nicht ohne die vorherige offizielle Probeuntersuchung. Wenn Erreger gefunden werden, „gehe ich sofort in die Fläche. Wir haben daraufhin bei allen Imkern in der Gegend Untersuchungen gemacht“, sagt Jungnitz.

Krank war keines der untersuchten Völker. Es blieb beim Nachweis über den Erreger, der sich lange vor dem Ausbruch nachweisen lässt. So weit, dass ein Volk „richtig krank“ werde, müsste es bei der vorliegenden Seuche auch erst einmal kommen. Sie verbreitet sich innerhalb eines Volkes langsam: „Bis alle erkranken, dauert es Jahre“, erklärt Jungnitz.

Sollte ein Volk nach einem Ausbruch nicht zu retten sein, muss es getötet werden: Es wird abgeschwefelt und verbrannt. „Das kommt aber nur in den seltensten Fällen vor“, sagt die Amtstierärztin. Ist das Volk noch zu retten, wird es behandelt beziehungsweise „saniert“: Im Kunstschwarmverfahren wird das Volk von seinen Brut- und Futterwaben getrennt und im Verlauf mehrerer Tage ausgehungert. Dabei entleeren die Bienen ihre Därme vollständig. Was an alten Wabenständen vorhanden ist, wird verbrannt. Teile der „Beute“, also der Behausung, können nach Reinigung und Desinfektion wiederverwertet werden beziehungsweise nach dem Auskochen der Teile in Ätznatron. Dann steht die Beute wieder da wie vor dem Ausbruch – nur halt leer. Anschließend kann der Imker wieder vorsichtig beifüttern. „Die Bienen fangen dann wieder bei null an“, erklärt Jungnitz. Eben ohne Faulbruterreger.

as

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