Tigermücken drängen in den Norden – mit ihnen droht auch das Dengue-Virus

Weil es seit Monaten oft regnet, sind auch viele Stechmücken unterwegs. Gesundheitsexperten überwachen, welche Arten es sind. Die Asiatische Tigermücke kann den Erreger des Denguefiebers übertragen.

Hannover – Die ersten Symptome des Dengue-Fiebers ähneln denen einer Grippe. Typisch sind Fieber bis zu 40 Grad, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Es folgen starke Muskel- und Gelenkschmerzen, berichtet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Deswegen ist die Krankheit auch als „Knochenbrecher-Fieber“ bekannt.

Ausgelöst wird die Krankheit durch das Dengue-Virus. Das passiert beispielsweise dann, wenn ein Mensch von einer Asiatischen Tigermücke gestochen wird, die das Virus übertragen kann. In Deutschland breitet sie sich immer weiter aus, berichtete zuletzt das niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLG). So soll die Überwachung auch in Norddeutschland und Niedersachsen ausgeweitet werden.

Asiatische Tigermücke breitet sich zunehmend auch in Norddeutschland aus

„Bisher gab es sie vor allem im Oberrheingebiet in Baden-Württemberg, aber mittlerweile ist sie auch in Bayern, Thüringen und Berlin nachgewiesen“, sagte Virologe Masyar Monazahian vom NLG zuletzt der Deutschen Presse-Agentur. Demnach werden in Zukunft „bestimmt auch die nördlichen Bundesländer betroffen sein.“

In Niedersachsen werden Stechmücken systematisch beobachtet, und zwar an Standorten in der Region Hannover sowie in den Landkreisen Hildesheim, Cuxhaven und Wilhelmshaven, sagt Monazahian. Auch anderswo wurden Fallen aufgestellt – da, wo man vermutet, dass die Tigermücke durch Warenverkehr, Blumenhandel oder über Seehäfen eingeschleppt werden könnte, unter anderem nahe der niederländischen Grenze. Die tagaktive Tigermücke kann neben dem Dengue-Virus auch das Chikungunya-Virus übertragen.

RKI berichtet von einer hohen Zahl gemeldeter Denguefieber-Fälle

Auch das Robert Koch-Institut (RKI) rechnet damit, dass sich die Asiatische Tigermücke vom Südwesten her in Deutschland weiter ausbreitet. Sticht eine Mücke einen Menschen, der mit dem Virus infiziert ist, kann sie den Erreger beim nächsten Stich an eine andere Person weitergeben. Bereits im Mai hatte das RKI von einer hohen Zahl gemeldeter Dengue-Fieber-Fälle bei Reiserückkehrern aus tropischen Ländern berichtet.

Wie die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) berichtet, kann es beim Dengue-Fieber auch zu Hautausschlag mit kleinen, blassroten Flecken kommen. „Häufig dauert es mehrere Wochen, bis die Beschwerden des klassischen Dengue-Fiebers vollständig abgeklungen sind“, heißt es weiter.

Nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen bricht eine schwere Form der Krankheit aus. „Besonders gefährdet sind Kinder und Personen, die zuvor schon eine Dengue-Infektion durchgemacht haben“, so die BZgA. Bei einer schweren Form des Dengue-Fiebers treten unter anderem starke Bauchschmerzen, Erbrechen, Atemnot und Bewusstseinsstörungen auf. Typisch sind auch Blutgerinnungsstörungen, die sich durch kleine punktförmige Blutungen an der Haut zeigen.

Auch Nasenbluten und innere Blutungen können auftreten. „Die schwere Form des Dengue-Fiebers kann zu Kreislaufversagen und Organversagen führen“, berichtet die DZgA. Wenn die Krankheit allerdings früh erkannt und behandelt wird, liegt die Sterblichkeitsrate demnach jedoch bei unter einem Prozent. „In Deutschland werden schwere Erkrankungsformen und Dengue-Todesfälle extrem selten verzeichnet.“

Zwei Funde von exotischer Mücke in Hannover

Demnächst können Bürgerinnen und Bürger dem Virologen Monazahian zufolge verdächtige Mücken beim Landesgesundheitsamt in Niedersachsen (NLG) untersuchen lassen. Der sogenannte Mückenatlas – ein entsprechendes bundesweites Projekt – läuft bereits erfolgreich seit 2012. Es ist am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und am Friedrich-Loeffler-Institut etabliert.

Das NLG wurde in diesem März durch das Projekt darüber informiert, dass bereits 2023 in Hannover-Hainholz und Hannover-Kirchrode jeweils eine Asiatische Tigermücke entdeckt wurden. Monazahian sagt, rund um die Fundorte wurden keine weiteren Tiere der Art gefunden. Die beiden Exemplare wurden demnach vermutlich etwa im Auto oder Koffer aus anderen Teilen Deutschlands oder Europas mitgebracht.

Derzeit sind – wegen des vielen Regens der vergangenen Monate – Regentonnen, Mulden und Bachläufe gut mit Wasser gefüllt. Für die Insekten ist so eine feuchtwarme Witterung ideal. Derzeit seien Waldmücken, Wiesenmücken, Hausmücken und Überflutungsmücken aktiv, sagt Biologin Doreen Werner, die den bundesweiten Mückenatlas initiiert hat. Bürgerinnen und Bürger können dort gefundene Tiere einschicken und bestimmen lassen.

Forscherin: Keine Mückenplage im Norden

Anders als in den Hochwassergebieten in Süddeutschland gebe es im Norden noch keine Mückenplage, sagt Werner. „Erst wenn wir pro Minute 20 Mal und mehr gestochen werden, können wir von einer Plage sprechen.“ Die Wissenschaftlerin vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung in Müncheberg (Brandenburg) betont: „Aktuell fühlen wir uns geplagt, aber es ist noch keine Mückenplage.“

Das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt fahndet in einem Projekt gemeinsam mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin im Hamburger Hafen ebenfalls nach invasiven Stechmücken. Ihr Ziel: eine Einschleppung der Exoten frühzeitig zu erkennen. Dazu wurden auch in Frachträumen von Schiffen Fallen aufgestellt. Im Jahr 2023 wurden nach Angaben der Behörden keine invasiven Arten entdeckt, die Auswertung für 2024 läuft noch.

Ein Pferd mit West-Nil-Virus in Region in Niedersachsen

Jedoch können auch heimische Stechmücken verschiedene Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus übertragen. Allerdings erkranken nur 20 Prozent der Betroffenen, 80 Prozent bleiben hingegen symptomlos. Eigentlich übertragen die Mücken dieses Virus von Vogel zu Vogel. Menschen oder auch Pferde sind somit Fehlwirte. Das heißt, sie erkranken zwar, können aber das Virus nicht weitergeben.

Das West-Nil-Virus wurde in Niedersachsen dem NLG-Virologen zufolge Anfang des Jahres bei einem Pferd in der Grafschaft Bentheim nachgewiesen. Virologe Masyar Monazahian sagt: „Deshalb haben wir dort auch eine Falle aufgestellt.“ Im Osten Deutschlands gibt es laut RKI jedes Jahr einige West-Nil-Übertragungen, die nicht auf Reiserückkehrer zurückgehen.

In der Regel sind Mückenstiche übrigens nur lästig und die Übertragung von Krankheitserregern ist höchst selten. Wenn sich die Stiche entzünden, liegt das daran, dass man sich kratzt und dadurch Dreckpartikel und Bakterien eindringen. (mit dpa)

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