LBEG stellt Aufarbeitung zu verfüllten Fördersträngen vor

Putzlappen im Bohrloch

Wenn das Aus für eine Bohrung kommt, dann mit einer Verfüllung. Bis 2003 wurden Förderstränge auch zum Verklappen von Abfällen genutzt. Archivbild: Nina Baucke
 ©

Landkreis Rotenburg. Erst die Bohrschlammgruben, in denen die Erdöl- und Erdgasindustrie Abfallprodukte der Fördermaßnahmen verklappte, nun bereits vor Jahrzehnten verfüllte, ausgediente Bohrungen: Das Landesbergamt (LBEG) gab am vergangenen Mittwoch während der Sitzung der Arbeitsgruppe Erdöl- und Erdgasförderung im Rotenburger Kreishaus einen Einblick in den derzeitigen Stand der Akten-Aufarbeitung. Dabei wurde deutlich, wie sehr dieses Thema die Behörde noch einige Jahre beschäftigen wird.

„Wir bewegen da 30 bis 40 Meter Akten“, verdeutlichte Uwe Prieskorn vom LBEG-Referat für Bergbautechnik in Clausthal-Zellerfeld zu den Bohrungen mit „besonderen Verfüllabschnitten“. Konkret dreht es sich dabei um Bohrungen, die der Entsorgung von Abfällen aus der Erdgasproduktion dienen – darunter Quecksilber aus den Kohlenwasserstofflagerstätten, radioaktive Stoffe und Asbest. Je nach Bohrung umfassen die Mengen zwischen einem halben und 40 Kubikmeter, die in speziellen Containern in der Röhre versenkt und einbetoniert wurden, obendrauf kam ein Deckel aus Betonit.

Fünf von 103 solcher Bohrungen mit besonderen Verfüllabschnitten aus den Jahren zwischen 1984 und 2003 befinden sich laut Aktenlage im Landkreis Rotenburg: Bommelsen Z1 und Söhlingen Ost Z6 bei Visselhövede, beide sind mit schwach radioaktiven Produktionsrückständen verfüllt. In der ehemaligen Bohrung Söhlingen Z6 lagern vier Rohrcontainer mit Schlämmen, in Wittorf Z1 bei Visselhövede quecksilberhaltige Rückstände sowie mit Quecksilber verunreinigte Putzlappen. Im Fall der ersten drei Gruben handelt es sich bei den Betreibern um Exxon-Mobil-Vorgänger, bei Wittorf Z1 um RWE-Dea. Zu der ebenfalls durch einen Vorgänger von Exxon-Mobil besonders verfüllten Bohrung Heilsbach Z1 bei Elsdorf gibt es keine Angaben zu den dort eingebrachten Abfällen.

„Das klingt schon ziemlich haarsträubend“, meinte Dirk Eberle, Bürgermeister der Samtgemeinde Bothel zu Prieskorns Ausführungen. „Es ist eigenartig, dass eine Landesbehörde zulässt, dass solche Abfälle so entsorgt werden.“

Prieskorn selbst gab sich von der Sicherheit des Verfahrens überzeugt: „Externe Gutachten überprüfen diese Verfüllungen, und es gibt keine Hinweise auf Undichtigkeiten.“ Zudem sei bei der Verfüllung damals alles fachlich und gutachterlich begleitet worden. Er gehe davon aus, dass in den kommenden 300 bis 500 Jahren nichts passsiere. „Es gibt keine Anzeichen, dass sich da was in Bewegung setzt.“

Ebenfalls der Entsorgung, allerdings von Sand, Steinen, Schlamm und sogenannten Produktionsresten dienten die Bohrschlammgruben – neben Kallmoor Z1 bei Stemmen 24 weitere Gruben, die das LBEG untersucht. So liegen nun auch die Ergebnisse der Gruben Bevern 2 bei Bevern und Volkensen Nord 1 bei Groß Meckelsen vor. „Dort gibt es keinen weiteren Untersuchungsbedarf“, so Gert Engelhardt vom Amt für Wasserwirtschaft und Straßenbau des Landkreises. Anders sieht es im Fall Volkensen 4 bei Hamersen aus: Dort wiesen die entnommenen Proben stark erhöhte BTEX-Werte im Grundwasser sowie ein auffälliger Schwermetallgehalt im Boden auf. Daher sollen nun auch die Ackerflächen in der näheren Umgebung rund um diese Bohrschlammgrube untersucht werden. Belastungen seien zudem auch an den Gruben Deepen und Scheeßel Z1 (beide bei Hemslingen) möglich. „Dort bereiten wir Untersuchungen vor“, so Engelhardt.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser