Rüdiger Nehberg referiert in Oyten vor begeistertem Publikum

Hoffnung im Gepäck

Rüdiger Nehberg hatte in Oyten viel zu erzählen und konnte sich der Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein. Foto: TARGET/Rüdiger Nehberg
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Oyten. Erklären muss man den Survival-Aktivisten und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg nicht: Die ganze Welt kennt ihn, stürmt seine Vorträge, verschlingt seine Bücher und ist begierig darauf, zu erfahren, gegen welche Missstände er sich gerade mit Leib und Leben einsetzt. Dass die Oytener diese Ausnahmeperson kürzlich kennenlernen durfte, ist der Integrationsbeauftragten Christa Junge zu verdanken. Sie holte den Wahl-Schleswig-Holsteiner nebst seiner Frau Annette zu einem Vortrag ins Rathaus.

Aufgeschlossen, liebenswürdig und voller Energie, ein bisschen schwerhörig, was seinem Alter von fast 85 Jahren geschuldet ist, machte er zunächst Bekanntschaft mit seiner Fangemeinde, signierte Bücher und schüttelte Hände, bevor er anfing, aus seinem ereignisreichen Leben zu erzählen. Er outete sich als Abenteurer, dessen Leidenschaft dafür mit Winnetou und seinen Mitstreitern begann. Auch er wollte gegen das Unrecht in der Welt kämpfen und hat dieses Vorhaben nach und nach in die Tat umgesetzt. Obwohl er zunächst seine Brötchen als Bäcker- und Konditormeister verdiente, nahm er sich Auszeiten, um die Welt abseits der ungefährlichen Wege kennenzulernen.

Wohin es ihn dabei führte, in was für Situationen er sich dabei begab und dass er sich nicht selten Lebensgefahr befand, erzählte er in einem lebhaften Vortrag, der das Publikum faszinierte. Aber Nehberg wäre nicht Nehberg, wenn er bei diesen Erlebnissen nicht den Fokus auf Missstände gerichtet hätte, die der Rest der Welt noch nie gesehen oder wahrgenommen hat, und das ist ein Engagement, das bis heute so geblieben ist. Denn Nehberg entwickelte feine Antennen gegenüber benachteiligten Menschen und setzte seine Zivilcourage ein, um das Vertrauen der Menschen zu erlangen und um zu helfen. Dazu gehörte stets Öffentlichkeit. Dort, wo Menschenrechte mit Füßen getreten wurden, wo Naturschutz keinen Raum hatte, war er zur Stelle und ist es auch jetzt, im hohen Alter noch. Nehberg, unterstützt von seiner Frau, die für die Technik mit interessanten Bildern auf einer Großleinwand sorgte, zeigte Bilder, die er durch betroffen machende Ausführungen unterstrich. Mit großem Elan setzte der Aktivist sich für die Yanomami-Indianer in Brasilien ein, die als eines der letzten Urvölker durch gnadenloses Abholzen des Regenwaldes in ihrer Existenz bedroht sind. Dorthin reiste er in einer spektakulären Aktion in einem ausgehölten Baumstamm über den Atlantik. Ein Trip, den er nur knapp überlebt hat. Im zweiten Teil des Vortrags widmete sich Nehberg seinem aktuellen Großprojekt, das sich gegen das tabuisierte, aber gigantisch verbreitete Verbrechen der Genitalverstümmelung von Mädchen, vornehmlich in Afrika richtet. Das Publikum folgte seinen Ausführungen mit ernster Aufmerksamkeit und zeigte sich sehr betroffen. „Denn was die Mädchen, schon ab fünf Jahren und später als erwachsene Frauen durchleiden müssen, sprengt jedes Maß an Menschlichkeit“, machte Nehberg deutlich. Er rief die berühmte „Karawane der Hoffnung“ ins Leben, und um diesem Verbrechen öffentliche Aufmerksamkeit zu geben, reiste er mit Kamelen in die entlegensten Dörfer des schwarzen Kontinents. Dort erkannte er allerdings, dass er gegen diese verwurzelten, grausamen und primitiven Traditionen nicht wirklich was ausrichten konnte. „Alle elf Sekunden wird ein Mädchen Opfer dieser entwürdigen und hochgefährlichen Praktik, denn viele sterben daran“, erläuterte Nehberg. Weltweit seien 150 Millionen Frauen in 35 Ländern davon betroffen und hätten ohne Hilfe und Öffentlichkeit keine Aussicht auf Verschonung. Ein Weg Nehbergs war, höchste Islamvertreter in der Konferenz von Kairo an einen Tisch zu holen, denn die Genitalbeschneidung ist ein strafbares Verbrechen und verstößt gegen die überlieferten Werte des Islam. „Es kann nicht sein, dass die Welt wegschaut. Das wird religionsübergreifend gemacht. Man kann nicht umhin, sich mit dem Thema zu beschäftigen, auch wenn es als Tabu behandelt wird. Wenn die Mädchen, die natürlich nicht ärztlich versorgt werden, es überleben, sind sie schwer traumatisiert“, sagte Nehberg und warb dafür, sich für Target, ein Verein, der in Trittau ansässig ist, als die diesbezügliche Hilfsorganisation einzusetzen.

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