Lesung mit Musik: Crämer und Bartomae faszinieren

Luxuslärm für das Mädchen in der ersten Reihe

Jana Crämer beeindruckte das Oytener Publikum. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Oyten (kr). Faszinierende Veranstaltungen sieht der Oytener Rathaussaal nicht oft. Am vergangenen Donnerstag, als die Band Bartomae zusammen mit der Autorin Jana Crämer auf der Bühne stand, wurden alle Erwartungen übertroffen. Jung, dynamisch, mitreißend, aber auch tiefgründig, berührend und betroffen machend, war das, was dem Publikum geboten wurde. Mitreißend, weil David Müller, der als Bartomae mit der Band „Luxuslärm“ auf Bühnen wie München, Leipzig oder Hamburg riesige Erfolge feiert, ein grandioser Sänger und Gitarrist ist. Berührend, weil Jana Crämer mit ihrem Buch über Essstörungen eine Problematik thematisierte, die in der Gesellschaft mit einem Tabu behaftet ist.

Dabei wirkt der Auftakt der Veranstaltung so, als hätte man mit dem Musiker und der Jung-Schriftstellerin zwei total ausgeglichene, immer glückliche junge Menschen vor sich. Sie strahlt, er strahlt zurück, er singt tolle Songs mit Tiefgang, präsentiert seine ausdrucksstarke Stimme, die den Charme seiner Texte hervorheben. Sie sitzt locker in Shirt, knallenger Hose und Turnschuhen am Lesepult – aber dann kommt es faustdick: Bartomae gibt Einblick in das Seelenleben seiner Freundin, die eine gefühlsmäßige Berg- und Talfahrt hinter sich hat, die nicht beendet ist und von der keiner weiß, ob sie jemals aufhören wird. Essstörungen sind eine Krankheit, die tödlich enden kann, wenn man sich ihr hingibt und sich nicht wehrt, erklärt Bartomae, der sich aus Liebe darauf eingelassen hat, den gesundheitlichen Weg mitzugehen. „Wenn Jana überfordert ist, wenn die Krankheit sie einholt, wenn sie das Gefühl hat, nicht zu genügen, kapituliert sie. Dann gibt sie sich ihrer Fresssucht hin und stopft 10.000 Kalorien am Stück in sich rein“. Er rechnet das in Mengen von Mc Donalds-Maxi-Portionen um, was dem Publikum sichtlich den Atem verschlägt.

Dann gibt die Band Songs zum Besten, die aus Bartomaes Feder stammen, und die Problematik der Krankheit thematisieren. Jana liest Passagen aus ihrem Buch, berichtet von Frusttagen, an denen sie sich nicht im Spiegel betrachten mag und ihre Freundin Jule beneidet, die keinerlei Gewichtsprobleme hat. Bei Jana ist es ein ständiges Auf und Ab. Sie sitzt in einem Käfig, aus dem sie sich durch strenge Diäten zu befreien versucht. Sie meidet sogar Familienfeste, aus Angst zu viel zu essen. Ständig befindet sie sich in einem Wechselbad aus Frust und Euphorie. Ihr Kopfkino suggeriert ihr Heißhunger auf Pizza und versetzt sie in Angstzustände. Immer mehr zieht sie sich zurück und weiß nicht, wie sie dem Teufelskreis der Essstörung entrinnen kann. Ein normales Leben wie andere junge Frauen in ihrem Alter es führen, ist unmöglich und der gesellschaftliche Druck scheint sie zu zerreißen. Die Lesepausen füllt Bartomae mit seiner Band aus. Die Musiker laufen dabei zur Hochform auf und das Publikum applaudiert hingerissen.

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