IG will Einwohner an einen Tisch holen / Bürgerversammlung gut besucht

Was wird aus Sagehorn?

Im Vorfeld der ersten Bürgerversammlung präsentierten (von links) Günter Block-Osmers, Hermann Wahlers und Reinhard Lueßen eine Sammlung von Ideen für das neue Leitbild von Sagehorn. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Sagehorn. Die Zeichen der Zeit sind unübersehbar. Sagehorn hat kaum Infrastruktur. Es gibt keine Läden mehr, die eine Nahversorgung mit den täglichen Dingen des Lebens möglich machen. Die letzte Kneipe hat vor Jahren dichtgemacht. Lediglich die Gaststätte auf dem Gelände der Tennisanlage ist noch in Betrieb, liegt aber weit ab vom Schuss. Der Bahnhof steht vor dem Verkauf und soll durch einen Haltepunkt ersetzt werden. Die Tennishalle als hin und wieder genutzter Veranstaltungsort wird voraussichtlich 2018 abgerissen, die wenigen, letzten Vereine sind überaltert und können kaum junge Leute für einen Vereinsbeitritt gewinnen. Eine Interessengruppe will nun nicht mehr tatenlos zusehen, wie ihr Ort vor die Hunde geht und will sich und die Einwohner für ihren Ort begeistern.

Denn im Gegensatz zu anderen Ortsteilen von Oyten gibt es in Sagehorn nur eine verhaltene Bautätigkeit von jungen Familien. Hier und da eine Lückenbebauung – das ist alles. Dazu kommt, dass Sagehorn quasi ein dreigeteilter Ort ist. Die Bahngleise geben eine Unterteilung vor. Die Wirtschaft definiert sich nur noch durch einige wenige Altenheime und Bauernhöfe.

Die Sagehorner Bürger Günter Block-Osmers, Hermann Wahlers und Reinhard Lueßen, allesamt Ratsherren der Gemeinde Oyten und Nachbarn, betrachten diese Entwicklung mit Sorge und gründeten eine Arbeitsgruppe, für die sie aktive Mitmacher suchen, denen das Wohl des Dorfes ebenso am Herzen liegt wie ihnen. Sie suchen nach positiven Veränderungen und wollen so viele Bürger wie möglich dafür mit ins Boot holen. Gerade richtig kommt ihnen da ein Wettbewerb des Landkreises Verden, der sich zum Ziel gesetzt hat, dass sich die Bewohner von Dörfern wie Sagehorn Gedanken über ihre örtliche Zukunft machen.

Der Wettbewerb gibt dabei Schwerpunkte vor, lässt aber viel Spielraum für eigene Ideen und dem Gewinner winkt ein kleiner Geldpreis als Anreiz. Das Dreier-Team Block-Osmers, Wahlers und Lueßen hat bereits einige Vorschläge entwickelt und konnte auch schon einige Mitmacher interessieren.

Nun kommt es darauf an, mehr Leute, vor allem auch junge Menschen zu begeistern und zu ermitteln, wo Stärken und Schwächen des Ortes liegen.“Sagehorn hat viele positive Seiten, aber es gibt auch Negatives. Das zu erkennen und zu benennen, ist unsere Zielsetzung. Natürlich gibt es dabei bei den Bürgern unterschiedliche Auffassungen, aber in vielen Punkten ist man sich einig, das hat sich bereits im Vorfeld abgezeichnet“, sagt Block-Osmers. Erste gesammelte Ideen zeigen gemeinsame Tendenzen, die in der Umsetzung den Ort nach vorne bringen würden. Die Bandbreite geht über die Entwicklung des Tourismus im Kultur-Dreieck von Oberneuland, Sagehorn und Fischerhude. Urlaub auf dem Bauernhof wäre denkbar. Die Zurückdrängung des Durchgangsverkehrs notwendig und wichtig. Angebote für Jugendliche und Lärmschutz für die Bahnstrecke wären eine Option, die Lebensqualität von Sagehorn zu steigern.

„Wir haben das große Glück, ein Dorf inmitten von Natur zu sein. Die Wümmewiesen, die Wümme selbst, ausgedehnte Spazier- und Radwege würden für sich sprechen. Der Mühlengraben, ein uraltes Gewässer, könnte mit mehr Wasser neu belebt, der Landschaftsschutz mehr in den Mittelpunkt gerückt werden, um auch künftigen Generationen ein lebenswertes Dorf zu hinterlassen. Am wichtigsten sei es aber, den Gemeinschaftssinn zu stärken und auszubauen. Ein Schlafdorf mit Bahnanschluss, das kann sich die Arbeitsgruppe jedenfalls nicht vorstellen und dieser Entwicklung gelte es, Einhalt zu gebieten.

Bürgerversammlung gut besucht

Als ersten gemeinschaftlichen Akt riefen die drei Initiatoren eine Bürgerversammlung aus, um ihre Idee kundzutun, und weitere aus Einwohnermund hinzuzugewinnen. Um das Publikum einzunorden brachte Block-Osmers das Für und Wider des Dorfes vor versammelter Mannschaft noch einmal auf den Punkt: „Sagehorn sollte mehr sein, als das Dorf zwischen den Gleisen und sich nicht ausschließlich über den Bahnhof definieren.“ Anschließend brachte er den Wettbewerb des Landkreises Verden ins Gespräch, der alle drei Jahre mit der Zielsetzung ausgelobt wird, dass sich Bürger Gedanken um die Zukunft ihrer Dörfer machen. 3.000 Euro gäbe es dabei zu gewinnen. Der eigentliche Gewinn für Sagehorn sei aber ungleich höher, weil durch die Umsetzung von Ideen mehr Lebensqualität entstünde.

Bei diesem Wettbewerb ginge es nicht wie bei früheren Ausschreibungen um die Schönheit der Dörfer, sondern um den gemeinschaftlichen Zusammenhalt, um den Erhalt baulicher Bestände, die Nahversorgung, das soziale und kulturelle Leben und um wirtschaftliche Entwicklung, kurzum hauptsächlich um das Gemeinwohl. Der Wettbewerber soll als Anstoß gesehen werden, den Ort generationsübergreifend lebensinteressanter zu machen. „Es gibt durchaus Potenzial“, führte Wahlers aus und betonte, dass die Findung eines neuen Sagehorner Leitbildes völlig zwanglos, dafür aber umso nachhaltiger ablaufen sollte. Es ginge schließlich nicht darum, sofort etwas zu bauen, sondern sich in der Gemeinschaft Gedanken zu machen, was sinnvoll und umsetzbar sei.

Wortmeldungen der interessierten Besucher gingen gezielt einige Themen wie die Aufgabe des alten Bahnhofs, den Abriss der Tennishalle und den Neubau der Bahnhaltestelle an. Wünschenswert wäre ein Kiosk, hieß es, der würde sicherlich laufen und der Bedarf sei gegeben. Aus den Reihen des Schützenvereins, der mit der Tennishalle seinen Veranstaltungsort verliert, wurde der Wunsch nach einer neuen, kleineren Halle laut. Die ließe sich möglicherweise vielfältig nutzen. Eine Realisierung sei aber noch völlig offen und von Unterstützung abhängig.

Margret Lueßen regte eine Gewerbefeststellung an. „Es gibt das eine oder andere Kleingewerbe. Man sollte mal ermitteln, was es alles gibt, um einen Überblick zu haben. Vielleicht haben wir ja wirklich mehr, als bekannt ist“. Auch die Zukunft der sogenannten Rotsteinvilla, dem ursprünglichen Bahnhofsgebäude, wurde angesprochen. Daraus ließe sich ein präsentables Dorfgemeinschaftshaus machen, zumal das Gebäude mitten im Ort läge, nicht zu groß und nicht zu klein sei und auch noch die „Zick-Zack-Brücke“ direkt vor der Haustür hätte. Anderen Zuhörern war wichtig, den Durchgangsverkehr aus dem Ort zu nehmen. Die Anbindung „Am Moor“ würde immer wieder gerne als Schleichweg genommen. Natürlich wurde in der Diskussion hier und da auch vom Thema abgewichen. Die Moderatoren Osmers, Lueßen und Wahlers schafften es aber, die Anwesenden auf den Kernpunkt zu fokussieren. „Sagehorn mit seinen 1.700 Einwohnern sollte sich klar positionieren und seine Zukunft selbstbestimmen“, war der Tenor der Arbeitsgruppe.

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