Wümmeniederung nimmt bei Gewässerrenaturierung landesweit Vorreiterrolle ein

Naturschutz wird immer wichtiger

Sind Profis im Gewässerschutz Marcel Cordes (von links), Helmrich Busch, Carsten Puvogel und Lucas Jost. Foto: Tobias Woelki
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Fischerhude (woe). Wasser sucht sich immer den einfachsten Weg. Dafür zu sorgen, dass der auch der Richtige ist, ist Aufgabe der Unterhaltungsverbände. Doch was ist der richtige Weg? Darüber sind sich Anlieger, Landwirte und Naturschützer oft nicht einig. Denn die Anforderungen an die Arbeit der Unterhaltungsverbände haben sich mit der Zeit gewandelt. „Wo früher ausschließlich die Abflusssicherung zu gewährleisten war, müssen heute die Belange des Naturschutzes gleichberechtigt mit beachtet werden“, sagt Helmrich Busch, seit Juli dieses Jahres Geschäftsführer des Unterhaltungsverbands „Untere Wümme“ mit Sitz in Fischerhude.

Denn seit 2017 gelten auch bei der Gewässerunterhaltung die strengen Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes. Für die Unterhaltenden bedeutet dies konkret: keine Unterhaltungsmaßnahmen in besonders wertvollen Bereichen oder in bestimmten Zeiträumen, mehr Fingerspitzengefühl im Umgang mit vorkommenden Arten, Belassen von Rückzugsbereichen und eine genaue Abwägung des Unterhaltungserfordernisses. „Das ist nicht immer einfach und stellt uns vor große Herausforderungen“, so Geschäftsführer Busch. Busch, der bisher Geschäftsführer bei einem Landschaftspflegeunternehmen war, hat Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Interessengruppen. Er sagt: „Als gelernter Forst- und Landwirt und studierter Landschaftspfleger kenne ich beide Seiten. Das hat mir bisher immer geholfen, angemessene Entscheidungen zu treffen. Dabei gelte der Unterhaltungsgrundsatz ,so viel wie nötig, so wenig wie möglich‘.“

Reduzierte Gewässerunterhaltung gibt es an einigen Gewässern im Verbandsgebiet schon seit mehreren Jahren. Besonders an den renaturierten Gewässerabschnitten werde nur noch beobachtend unterhalten, wenn beispielsweise große Abflusshindernisse aufkommen. Die Wümmeniederung genießt in Sachen Gewässerrenaturierung landesweit eine Vorreiterrolle. „Bestrebungen, das Gebiet der unteren Wümmeniederung wieder naturnäher zu gestalten, gibt es schon seit den 1980er-Jahren“, erinnert sich Carsten Puvogel, langjähriger Verbandsvorsteher.

Die Früchte seien heute in der Fläche sichtbar. Aufgrund der bisher geleisteten Arbeit und der fortgeschrittenen Renaturierung gehören die Wümmearme wie auch der Walleunterlauf zu den sogenannten Schwerpunktgewässern des Landes Niedersachsen.

Das sind die mit den besten Chancen auf Erreichung eines guten ökologischen Zustands, dem erklärten Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Voraussetzung hierfür seien die konzentrierte und sinnvolle Durchführung weiterer Renaturierungsmaßnahmen und wo möglich, eine angepasste Gewässerunterhaltung.

Dem Verband steht Lucas Jost zur Seite, ein mit Landesmitteln finanzierter Gewässerkoordinator. Zu seinen Aufgaben gehören das Sichten des Maßnahmenpotenzials sowie geeigneter Gewässerabschnitte, die Öffentlichkeitsarbeit und die Vernetzung mit lokalen Akteuren.

Außerdem kümmert er sich um die Finanzierung und Förderung der Maßnahmen durch das Land. Auch Anwohner, Vereine oder einfach nur Interessierte sollen sich direkt mit Fragen und Vorschlägen an ihn wenden können.

Was ist nun also der richtige Weg? Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Klimaveränderung ist diese Frage nicht einfach zu beantworten. „Die beiden vergangenen Trockenjahre zeigen, dass auch der Rückhalt des Wassers in der Landschaft zum Thema wird, eben nicht nur für den Naturschutz, sondern gerade auch für die Nutzer der anliegenden Flächen“, attestiert Geschäftsführer Busch.

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