VON PETRA HOLTHUSEN Ottersberg – „Für uns Menschen hier ist der Krieg in der Ukraine ein Stück weit zum Alltag geworden“, beobachtet Torsten Kuper, Sprecher der Hilfsorganisation „We Care Otter“. Die Bilder, die die Ottersberger Helfer aus der Ukraine erreichen, und die Telefonate, die sie mit ihren Kontaktpersonen in dem von den Angriffen Russlands schwer gezeichneten Land führen, haben aber „leider nichts an Dramatik verloren“, sagt Kuper. Die Anzahl der Verwundeten und psychisch Traumatisierten in den Kliniken der Ukraine nehme jeden Tag weiter zu.
Nach den Spendentransporten der vergangenen Wochen und Monate, die neben Lebensmitteln und Hilfsgütern für das tägliche Überleben auch Medikamente und medizinische Hilfsmittel ins Kriegsgebiet brachten, plant „We Care Otter“ aktuell einen größeren Transport mit teuren medizinischen Geräten: „Alleine das Röntgengerät und die Zentrifuge kosten uns in der Anschaffung etwa 30 000 Euro“, so Kuper. Dankbar ist das Ottersberger Hilfsnetzwerk deshalb weiterhin für jede einzelne Geldspende von Unternehmen und Privatleuten zur Finanzierung der Hilfslieferungen.
Durch die bei uns steigenden Preise für Lebensmittel und Energie „spüren wir die Folgen des Kriegs hier ganz direkt, und für viele von uns mit weniger Geld bedeutet dies erhebliche Veränderungen und Entbehrungen“, wissen Kuper und seine humanitären Mitstreiter. Gerade deswegen „wissen wir jeden Euro und jede Form der Unterstützung sehr zu schätzen“. Empfängerin des gebrauchten mobilen Röntgengeräts und der Laborzentrifuge, die „We Care Otter“ organisiert, ist die Universitätsklinik in Ivano-Frankivsk. Im Frühjahr hatten die Ottersberger das Krankenhaus der Universitätsstadt in der Westukraine dank Spendengeldern bereits mit Notfallmedikamenten und medizinischen Hilfsmitteln im Wert von 119 000 Euro unterstützt. Ein Teil der Medikamente und des Verbandsmaterials wurde von Ivano-Frankivsk aus weiter verteilt an die Front und eine Klinik in Odessa. Weitere Lieferungen folgten. Was genau zur Versorgung von kranken, verletzten und traumatisierten Menschen im Kriegsgebiet gebraucht wird, stimmt Torsten Kuper, selber Arzt, mit Professor Dr. Michael Pustovoyt von der Universitätsklinik in Ivano-Frankivsk ab. Diesen Kontakt vermittelte zu Kriegsbeginn der Bremer Pastor Andreas Hamburg. Der gebürtige Ukrainer war lange in den Diözesen von Charkiw und Odessa tätig und ist seit einigen Jahren Pastor der evangelischen St.-Markus-Gemeinde in Bremen, deren Mitglieder auch einen großen Teil zum Spendenaufkommen von „We Care Otter“ beitragen. Das Ottersberger Unterstützungsnetzwerk für die Ukraine hatte sich unter Federführung von Nadja und Christoph Heitmann, Torsten Kuper, Marie Kuper und weiteren Akteuren kurz nach Kriegsbeginn gegründet. Neben den Hilfstransporten ins Kriegsgebiet, die Familie Heitmann und ihr Unternehmen Benas logistisch organisieren und mit eigenen Lkw in die Tat umsetzen, koordiniert die Initiative „We Care Otter“ über ihre Internetplattform die Unterstützung und Unterbringung von Schutzsuchenden in Ottersberg und Umgebung, organisiert Wohnraum, Sachspenden und Dolmetscher für die Geflüchteten, sorgt für medizinische Betreuung und stellt Kontakt mit Behörden her. Zuletzt startete „We Care Otter“ Kuper zufolge einen Sprachkurs für die Geflüchteten und eröffnete in Nachfolge der Fischerhuder Kleiderkammer ein Sozialkaufhaus in Quelkhorn. „Weiterhin möchten wir für die Menschen hier vor Ort Bücher für den Deutschunterricht anschaffen und Gelder für integrative Jugendprojekte sammeln“, kündigt Kuper an. Um Geflüchtete hier vor Ort unterstützen sowie weitere Medikamente und Hilfsgüter in die Ukraine liefern zu können, sammelt „We Care Otter“ weiterhin Spenden auf dem Konto Kuper-Heitmann bei der Kreissparkasse Verden mit der IBAN DE74 2915 2670 0020 6644 39. Wer eine Spendenbescheinigung haben möchte, muss jedoch das Konto der St.-Markus-Gemeinde bei der Sparkasse Bremen nutzen: IBAN DE46 2905 0101 0001 0578 68, Verwendungszweck wecareotter/Spende Ukraine. Infos www.wecareotter.de