Tier des Jahres 2019

Gestatten, Reh

Das Reh ist das Tier des Jahres 2019 Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Landkreise. Rehe gehören in Deutschland nicht zu den bedrohten Tierarten, sondern eher zu den Gewinnern unserer Kulturlandschaft. Allerdings schränkt die zunehmende Vermaisung und der vermehrte Anbau von Energiepflanzen ihren Lebensraum ein. Grund genug für Nabu und andere Umweltverbände, das Reh nun zum Tier des Jahres 2019 auszurufen, um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf dieses Tier zu lenken. Weil Rehe so zahlreich sind, werden in Deutschland jährlich über eine Million Rehe erlegt. Geht es nach dem Willen der Naturschützer, sollte sich die Jagd allerdings stärker an die Bedürfnisse der Wildtiere anpassen.

Dazu gehören unter anderem kürzere Jagdzeiten, für die sich die Deutsche Wildtier Stiftung deutschlandweit einsetzt, sowie die Verstümmelung von Rehkitzen unter den Messern der landwirtschaftlichen Mähmaschinen, was als großes Tierschutzproblem in jedem Frühjahr vergeblich diskutiert wird. Riesige Mäher fahren mit großem Tempo über die Wiesen und lassen auch die Randstreifen nicht aus, an denen die Ricken ihren Nachwuchs ablegen. Da Rehkitze keinen Fluchtinstinkt haben, sondern sich vor herannahender Gefahr ducken, fallen sie den Maschinen zum Opfer – ein qualvoller Tod. Selbst wenn es für Mäher Fangvorrichtungen gibt, werden diese oft nicht benutzt. Dazu kommt, dass viele Wiesen von Lohnunternehmen abgeerntet werden und diese unter Zeitdruck arbeiten.

Ein nicht weniger großes Problem ist der Unfalltod von Rehen im Straßenverkehr. Nahezu 200.000 Tiere verenden im Straßenverkehr Rund 200.000 dieser Tiere fallen jährlich dem Straßenverkehr zum Opfer und sterben mitunter erst nach einigen Tagen in Gebüschen qualvoll an ihren Verletzungen. Tag für Tag werden bundesweit Jäger von der Polizei zu verletzten Wildtieren gerufen, um den Fangschuss zu setzen und die tierischen Unfallopfer von ihrem Leiden zu erlösen. Dabei lässt sich das Massensterben auf deutschen Straßen minimieren. Wenn Autofahrer das Warnschild für Wildwechsel sehen, sollten sie die Geschwindigkeit reduzieren, die Straßenränder im Auge behalten und bremsbereit fahren. Besonders gefährlich sind dabei die Übergangsbereiche zwischen Wald und offener Landschaft. Wichtig ist das Bewusstsein, dass meistens weitere Tiere hinterherkommen, sobald eines die Fahrbahn überquert. Kommt es zu einem Wildunfall, muss zunächst die Unfallstelle gesichert werden und dann ist in jedem Fall die Polizei zu rufen. Ist das Tier geflohen, sollte sich der Autofahrer möglichst den Fluchtweg merken und ihn kennzeichnen. Ein angefahrenes Tier schleppt sich häufig noch in den Wald, wo es mitunter Tage lang leiden muss, bevor es verendet. Mit einem für die Nachsuche ausgebildeten Hund kann der herbeigerufene Jäger der Fährte des Wildes folgen und es von seinem Leiden erlösen. Bei Wildunfällen sollte sich der Mensch unbedingt von dem verletzten Tier fernhalten, um es nicht in Panik zu versetzen. Das Fell der Rehe ist im Sommer braun-rot. Es gibt aber auch dunkle Farbschläge und wie unser Foto zeigt, interessante Fehlfarben, die man allerdings sehr selten zu sehen bekommt und als Fotografenglück zu bezeichnen sind. Im Winter sind Rehe hell- bis dunkelgrau und jedes einzelne Haar ist dann hohl, was der besseren Isolierung durch Lufteinschluss dient. Rehe sind standorttreu und halten die Grenzen ihres Aktionsraumes, zum Beispiel Feldränder, Wege, Straßen oder Hecken genau ein. Zur Reviermarkierung dienen ihnen Drüsen oberhalb der Hufe und den Böcken zusätzlich mehrere Duftdrüsen auf der Stirn. Die Böcke besetzen ihre Territorien häufig über mehrere Jahre. Die Ricken leben vor allem während der ersten Wochen nach der Geburt der Kitze einzelgängerisch in einem kleinen Aktionsraum, den sie gegen andere Ricken verteidigen. Zu Beginn des Herbstes schließt sich Rehwild, das biologisch zu den Hirscharten gehört, zu kleinen Verbänden zusammen. In ungestörten Ökosystemen ist die Funktion des Rehs die des Beutetiers für Wölfe und Luchse. Durch das Aufschlagen des Waldbodens durch Rehböcke, „Plätzen“ genannt, und das Scharren im Waldboden im Winter entstehen Bodenöffnungen mit Folgen für das Ökosystem Wald. Die Humusauflage wird an diesen Stellen entfernt und der Rohboden freigelegt. Dies ist wiederum der notwendige Wuchsplatz für Pflanzensamen von Birken, Kiefern und Tannen, die nur auf rohem Boden gut keimen können. Die Brunft des Rehwildes findet von etwa Mitte Juli bis Mitte August statt. Wochen zuvor haben die Böcke bereits ihre Reviere markiert und gegen Konkurrenten verteidigt. Besonders intensiv ist das Territorialverhalten im Mai, wenn mit Imponier- und Drohgebärden bei gleich starken männlichen Tieren häufig der direkte Kampf mit dem Gehörn ausgetragen wird. Die Brunftzeit der Ricken ist kurz und beginnt 67 Tage nach der Geburt des Kitzes. Sie dauert nur vier Tage. Rehböcke wittern paarungsbereite Ricken in ihrem Territorium und folgen ihnen manchmal über Tage. Dabei verlieren sie in dieser Zeit erheblich an Gewicht. Nach der Paarung entwickelt sich das befruchtete Ei bei Rehen erst durch die sogenannte Keimruhe ab Dezember. Die Kitze kommen im darauffolgenden Mai und Juni zur Welt. Rehkitzrettung Fischerhude Das ist für sie eine gefährliche Zeit, denn gerade dann setzen die Landwirte und Lohnbetriebe zur ersten Maad an. Kitze, die sich im hohen Gras vor Fressfeinden verstecken, sind somit hochgradig gefährdet. In Fischerhude hat sich daher die Initiative „Rehkitzrettung Fischerhude“ gegründet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, bevor die Mäher kommen, die Felder abzuschreiten, und Kitze somit rechtzeitig umzusiedeln. Ab kommendem Jahr wollen sie das mithilfe von Drohnen tun (siehe Rundschau Artikel „Fischerhawk“ auf www.rotenburger-rundschau.de und auf Facebook). Wer mehr über die Aktion und deren Mitwirkende wissen möchte, kann das Rehkitzrettungsteam am morgigen Sonntag, 16. Dezember, auf dem Fischerhuder Weihnachtsmarkt antreffen. Dort beziehen sie einen Stand direkt vor der Apotheke. Weitere Infos gibt es auch auf Facebook unter „Rehkitzrettung Fischerhude“.

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