„Spiel-Art“ brilliert mit plattdeutscher Komödie „Noog is nich noog“ - Von Elke Keppler-Rosenau

Wenn es brodelt

Das Heimathaus Irmintraut in Fischerhude war Premierenort für das plattdeutsche Tourneetheater "Spielart" mit ihrem Stück "Noog is nich noog". Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Fischerhude. In vielen Familien wird der schöne Schein aufrechterhalten, obwohl es hinter zugezogenen Gardinen brodelt, wie in einem Vulkan. Jahrelang gärt Unausgesprochenes und nicht selten kommt es bei Festen zur Evolution. Da nutzt jeder die Gelegenheit, verbale Attacken zu reiten und gelegentlich kommt es sogar zu Handgreiflichkeiten. Was für Abgründe und menschliche Tragödien sich dabei auftun können, spiegelt die Gesellschaft. So auch am vergangenen Wochenende, als das Theater „Spiel-Art“ als Nachfolger des beliebten, aber vom Stader Landschaftsverband nicht mehr geförderten, plattdeutschen Theaters auf dem Flett im Fischerhuder Heimathaus Irmintraut Premiere feierte.

„Noog is nich noog“ eine Komödie aus der Feder des englischen Autors Nick Walsh, der lange in Hamburg lebte und arbeitete, stand auf dem Spielplan. Dieses Stück wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und als Walshs erste „eigene Komödie“ 1997 mit großem Erfolg von der Darmstädter Komödie auf die Bühne gebracht. Ins Plattdeutsche übersetzt, feiert „Spiel-Art“ unter der Regie von Thomas G. Willberger damit jetzt große Erfolge, wie die Begeisterung des Fischerhuder Publikums am Premierentag bewies.

Die Komödie dreht sich um die Geburtstagsfeier von Erich (Andreas Lamp), einem Unternehmer, der die Familie seiner Frau nicht ausstehen kann, ebenso wie den scheinheiligen Freundeskreis, der eingeladen ist, sein Wiegenfest zu feiern. Seine Frau Helga (Isa Steffen), bereitet das Fest mit vielen Gästen vor, die leider alle nach und nach unter fadenscheinigen Vorwänden absagen. Übrig bleiben nur Schwägerin Eva (Inske Albers-Willberger) und Schwager Hagen (Horst Schäpe), einem verkannten Charakterkopf.

Sofort entspinnt sich ein verbaler Schlagabtausch zwischen Erich und Eva, unter dem besonders Hagen zu leiden hat, denn er ist als Tollpatsch bekannt:. Klingelt er an der Tür, legt er die Elektrik lahm, geht er ins Bad, reißt er den Handtuchhalter samt einiger Fliesen aus der Wand und wenn er sein Glas eigenhändig eingießt, kippt es garantiert um. Das macht ihn zu Erichs Zielscheibe, an der er sein Mütchen kühlt, wobei sich die allgemeine Stimmung mehr und mehr hochschaukelt.

Unverblümt gibt Erich dem Besuch zu verstehen, dass er ihre Anwesenheit nicht wünscht, zieht sich sogar demonstrativ seinen Bademantel über, als wolle er lieber zu Bett gehen. Eva lässt keine Gelegenheit aus, ihren Schwager boshaft zu provozieren, zieht aber angesichts seiner egoistischen Position oft mit ihren zynischen, bisweilen sarkastischen Beobachtungen, die sie natürlich ausspricht, den Kürzeren.

Zwischendurch muss sie immer wieder Hagen zur Seite springen, wenn dem wieder ein kleines Missgeschick passiert ist, er auf der Suche nach seiner Brille unter dem Tisch herumkriecht, dabei seine Sehhilfe ein Glas verliert und er den vergossenen Wein mit den besten Servietten vom Boden aufwischt.

Hagen ist Justizbeamter beim Amtsgericht. Dort geht es besinnlich zu, was er gerne verkündet, aber Hagen ist trotz seiner Einfältigkeit nicht dumm. Ihm ist zu Ohren gekommen, dass sein Schwager Erich in finanzielle Schieflage geraten ist, wovon Helga natürlich nichts weiß.

Unschuldig fragt Hagen Erich, ob er schon Insolvenz angemeldet hat, was diesen derart auf die Palme bringt, dass die Geburtstagsfeier zu eskalieren droht. Mehrere Glas Whisky intus, geht Erich auf Hagen los wie ein Springteufel, als Hettti, Evas und Helgas Mutter ins Geschehen platzt.

Sie will ihrem Schwiegersohn zum Geburtstag gratulieren und trägt mit ihrem Blitzbesuch nicht zur Entspannung des Abends bei. Sie ist es gewohnt, dass sich alles um sie dreht. Als Witwe mit diversen Männerbekanntschaften, bringt sie diverse Überraschungen mit und setzt Erichs Generalabrechnung mit seiner Familie zumindest teilweise außer Kraft.

Die brillante Inszenierung dieser Komödie, die nicht allein durch die Inhalte, sondern auch durch die Umsetzung in die plattdeutsche Sprache als besonderes Erlebnis vom Publikum mit viel Applaus honoriert wurde, schlägt mit diesem Stück eine neue Seite in der plattdeutschen Theaterwelt auf. Bis zum 19 Oktober tourt das Stück noch durch Kutenholz, Beverstedt, Sottrum und Worphausen.

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