Pille Hillebrand will Sonntag Lyrik-Pfad eröffnen - VON LISA DUNCAN

Poesie statt Pillen

Einen ruhigen, romantischen Ort hat Pille Hillebrand für den "Seelenzwilling" ausgewählt. Gemeinsam mit Tischler und Holzdesigner Lennart Medebach stellte sie die Tafel probeweise auf. Inzwischen ist die Station am Diedrich-Speckmann-Weg fertig. Foto: Duncan
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Fischerhude/Quelkhorn – Früher gab es in vielen Parks einen Trimm-Dich-Pfad. Auf kleinen Lichtungen waren Geräte zwischen den Bäumen aufgestellt, dazu Hinweisschilder mit konkreten Übungen für die körperliche Fitness. Die Journalistin, Lyrikerin und Songtexterin Pille Hillebrand aus Fischerhude will mit ihrem Poesie-Pillen-Pfad Spaziergängern nun auf ganz ähnliche Weise Anregungen für seelische Aktivität geben. Mit ihren Worten ausgedrückt: „Eine Frischzellenkur für die Seele“. An zehn Stationen im Ort hat Pille Hillebrand Holztafeln mit nachdenklichen, romantischen und manchmal auch lustigen Gedichten aus eigener Feder aufgestellt – mit handwerklicher Unterstützung von Tischler und Holzdesigner Lennart Medebach.

Am Sonntag, 29. August, um 15 Uhr wird der Poesie-Pillen-Pfad im Rahmen einer Begehung mit anschließender Lesung und Musik eröffnet. Treffpunkt ist im Garten des Heimathauses Irmintraut in Fischerhude. Zum Schluss spielt Tobias Bertzbach Lieder mit Texten von Pille Hillebrand. Es gelten die vom Landkreis Verden empfohlenen Corona-Regeln. Da Lesung und Konzert draußen stattfinden, wird wetterfeste Kleidung empfohlen.

„Die Idee dazu hatte ich im härtesten, zweiten Lockdown“, erinnert sich Hillebrand, die als Songtexterin auch beruflich von pandemiebedingt abgesagten Konzerten betroffen war. „Da habe ich mit meinem Mann viele Spaziergänge unternommen. Und ich dachte, Gedichte draußen zu lesen, könnte auch anderen helfen, im Corona-Blues auf andere Gedanken zu kommen“, schildert sie. Poesie statt Pillen also.

Davon erzählte sie ihrer Freundin Angelika Hildebrandt. Und diese unterstützte sie dabei, für das Projekt Fördergelder beim Landschaftsverband Stade einzuwerben. Auch der Fischerhuder Ortsbürgermeister Wilfried Mittendorf und Fleckensbürgermeister Tim Willy Weber gaben schnell grünes Licht für den Poesie-Pillen-Pfad, und ermöglichten Pille Hillebrand, ihr Natur- und Lyrik-Projekt in einer Ortsratssitzung öffentlich zu präsentieren.

Manche Orte hat die Initiatorin des Poesie-Pillen-Pfades so ausgewählt, dass sie zu den Gedichten passen. So können Spaziergänger, die Halt am Otto-Modersohn-Weg machen, ihren Blick über eine Pferdeweide schweifen lassen. Auch im dort platzierten Gedicht mit dem Titel „Dereinst“ findet eine Weide als lyrische Figur Verwendung. „Seelenzwilling“ wiederum richtet sich an einen „zutiefst vertrauten“ Menschen, „wie meine Seele in einer andren Haut“. „Dafür habe ich extra einen romantischen Platz ausgesucht“, so Hillebrand. Hinter der Holztafel am Diedrich-Speckmann-Weg blickt der Besucher auf das Wümmeufer, ein Entenbruthaus und einen zum Wasser geneigten Baum, dessen Silhouette sich darin spiegelt. Meist findet sich zudem an den Stationen eine Bank zum Ausruhen und Innehalten.

Sobald alle zehn Tafeln aufgestellt sind, sollen sie außerdem mit QR-Codes versehen werden. So bekommen Passanten durch einen Scan mit dem Mobiltelefon die Standorte der anderen Gedichte inklusive Wegbeschreibung angezeigt. Sehbehinderte können sich darüber hinaus das Gedicht auch vorlesen lassen.

Als Lennart Medebach und Pille Hillebrand die ersten Tafeln aufgestellt haben, blieben die Reaktionen nicht aus: „Oft wurden wir angesprochen und manche Leute haben auch Fotos mit uns gemacht“, erzählt Pille Hillebrand.

Medebach baut beruflich sonst Bühnencases, also Koffer für die Bühnenausrüstung von Musikern, und hatte mangels Konzerten in den vergangenen Monaten keine Beschäftigung. Da war der Auftrag für den Poesie-Pillen-Pfad höchst willkommen. Mediengestalter Henning Tesch hat nach den Vorgaben der Lyrikerin das Design erstellt und die Texte per Laser ins Holz eingraviert. Die Tafeln sind aus wetterbeständigem Douglasienholz, das nur minimal mit Leinöl behandelt wurde und laut Hillebrand einen altersbedingten Grauschleier bekommen darf. „Es soll sich in die Landschaft einfügen“, sagt sie.

Fischerhudes Ortsbürgermeister Wilfried Mittendorf suchte gemeinsam mit Hillebrand die Orte aus, an denen die Tafeln nun stehen – so mussten etwa Kriterien wie fester Untergrund und Gemeindeeigentum erfüllt sein.

Einen gravierenden Unterschied zum Trimm-Dich-Pfad gibt es übrigens: Pille Hillebrand hat keine bestimmten Erwartungen, wie Menschen ihre Gedichte lesen, und sie dienten auch nicht als konkrete Anleitungen. Ihr Wunsch: „Ich möchte, dass Leute darüber stolpern und überrascht sind.“

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