Ottersberger Tradition: Petra Zimny stellt Märchenfiguren auf - VON LISA DUNCAN

Das Hexenhaus ist zurück

Advent ohne Hexe und Pfefferkuchenhaus? Das ist kein Zustand, findet sowohl das Ehepaar Uwe und Gabi Lemkau als auch die neuen stolzen Besitzer Roland Sorge-Zimny und Petra Zimny. Foto: Duncan
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Ottersberg – Es weihnachtet sehr in Ottersberg, finden jedenfalls Petra Zimny und ihr Mann Roland Sorge-Zimny, die neben ihrem Haus im Ortsteil Bahnhof eine alte Ottersberger Adventstradition weiterführen. Gemeint ist das Pfefferkuchenhäuschen, mit dem die Hexe im Märchen Hänsel und Gretel anlockt und Fleischer Klaus Lemkau einst Groß und Klein erfreute. Das aus Holz ausgesägte Ensemble war mehr als 50 Jahre lang Blickfang vor seiner Fleischerei an der Verdener Straße. Nach dessen Tod im Jahr 2020 hat die Ottersbergerin es übernommen. Nun lugt das berühmte Geschwisterpaar samt Hexe gut ausgeleuchtet nebenan auf einer Lichtung zwischen Tannen hervor. Und das soll auch künftig in der Adventszeit so bleiben.

Zimny ist mit dem Hexenhaus wie viele andere Ottersberger quasi groß geworden. „Erst wenn Hänsel und Gretel draußen standen, wussten wir Kinder: Es wird Weihnachten“, erinnert sie sich. Darum wollte sie auf keinen Fall, dass das Märchenmotiv aus dem Ortsbild verschwindet. „Ich möchte es für Kinder und Erwachsene erhalten, die Tradition sollte weiterleben“, sagt die Leiterin der „Kinderstube“, einer Achimer Kita.

Zimny hatte bei Lemkaus schon frühzeitig nachgefragt, was mit dem Hexenhaus nach dem Tod des Besitzers geschehen solle. Die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, ergab sich, als sie den in Sottrum lebenden Sohn Uwe Lemkau kürzlich bei sich vor der Haustür traf. Der zeigte sich offen für die Idee: „Wenn es so weit ist, ruf ich an“, versprach er. Er hielt sein Versprechen. Voller Vorfreude lud sie das gute Stück mit Lemkau auf den Pferdeanhänger und brachte es zu sich nach Hause.

Ein geeigneter Ort zum Aufstellen war schnell gefunden. Wie passend, dass Petra Zimny mit ihrem Mann gerade das Nachbargrundstück erworben hatte. „Wir haben dann zwei Tage dran rumgebastelt, bis es schließlich stand“, erzählt sie. Eine kleine Lichtung sei zwar schon vorhanden gewesen, aber laut Roland Sorge-Zimny musste noch viel freigeschnitten werden. Anschließend bestand die Herausforderung darin, die auf Metallgestänge ruhenden Holzfiguren zu befestigen sowie gut sichtbar auszurichten und zu beleuchten.

Den Aufwand war es wohl wert: Seit die beiden das Häuschen am 1. Advent aufgestellt haben, hat das Ehepaar viel Zuspruch erhalten, erzählt Petra Zimny. Auch als Fotomotiv seien die Märchenfiguren beliebt. Der Pandemie-Faktor spiele hier sicherlich mit hinein: „Corona macht ja gerade nicht so viel möglich“, stellt Zimny fest.

Wie bestellt nähern sich zwei Passanten, und bleiben vor dem Hexenhäuschen stehen. „Wir zauberhaft, das sieht ja aus wie ein Märchenwald“, sagt die Frau. Die Spaziergänger Edda und Uwe Dammann freuen sich über die altbekannte, heimelige Adventsdekoration.

Laut Uwe Lemkau waren die märchenhaften Holzaufsteller 53 Jahre an jedem Advent vor dem Fleischereigeschäft und nach dessen Schließung vor dem Privathaus von Klaus Lemkau im Einsatz. „Es gab keine Lücke, in über 50 Jahren hat es immer dort gestanden“, sagt Uwe Lemkau. Nur im Todesjahr des Vaters 2020 pausierten Hänsel und Gretel kurzzeitig. Zudem sei alles noch im Urzustand erhalten. Nur die Löcher für die Metallstangen im Holz seien im Laufe der Jahre „gewandert“. Vater Klaus Lemkau, der aus Selsingen stammt, hat es einst von Handwerkern im Dorf anfertigen lassen. Denn in Selsingen war es üblich, dass vor allen Geschäften zur Weihnachtszeit Holzkulissen standen – vor jedem Laden ein anderes Märchenmotiv. Mit dem Umzug seiner Fleischerei brachte er diesen Brauch nach Ottersberg. „Da sind alle mit aufgewachsen“, so Lemkau, „und hier steht es, glaube ich, richtig.“

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