Ottersberg (bb). Seit nunmehr dreieinhalb Jahren trifft sich der Open-Ears-Chor aus Ottersberg dienstags zur wöchentlichen Probe im Gemeindesaal. Dort wird an Songs aus Rock, Pop, Jazz, Swing und Gospel gearbeitet. Chorleiter Holger Lechterbeck feilt während der Proben unermüdlich an den richtigen Tönen, dem passenden Sound, dem Beat und den „Moves“ für die Lieder.
Ende März hatte er jedoch für einen Tag das Zepter abgegeben, denn zu Besuch war die Düsseldorfer Sängerin und Master of Arts Gitte Wolffson. Ihre Intension war es, Improvisationstechniken in die Chorarbeit einzubringen. Als zertifizierte Soundpainterin und Mitarbeiterin bei den „Impro-Nights“, dem europäischen Festival für Improvisation und A-Kapella-Musik, hatte sie diesbezüglich einige Erfahrungen sammeln können. Außerdem ist sie die Tochter eines Chormitgliedes, sodass einer unbeschwerten Zusammenarbeit nichts im Wege stand. „Improvisation macht einfach Spaß. Richtig und falsch gibt es dabei nicht“, schwärmt Wolfsson, die 2011 für die Künstlerbetreuung beim Eurovision-Song-Contest in Deutschland zuständig war.
Im Gepäck hatte sie Workshop-Konzepte wie „Intelligent Choir“ nach Jim Daus, „Vocal Painting“ und „Organic Choir“, mit der sie Open Ears manch neue musikalische Tür öffnen wollte. „Bei der Improvisation geht es nicht darum, bei Liedern mehr oder weniger gekonnte ,Einwürfe’ zu schmettern, sondern darum, auf andere zu hören, Eigenverantwortung zu übernehmen und sich zu trauen“, erklärt Chormitglied Monika Struckmann gegenüber der Rundschau. Nach Übungen zur Auflockerung wurden einige Zeichen des „Vocal Painitings“ vermittelt. Dabei werden mit Armen und Händen Lautstärke und Tempo geregelt, lange oder kurze Noten dargestellt und bestimmt, ob gesungen oder gesprochen wird sowie bestimmte Stellen wiederholt werden. „Es war erstaunlich festzustellen, wie sehr man mit dem Einsatz dieser Zeichen bekannte Stücke verändern kann“, bemerkte Struckmann. Der Workshop jedenfalls habe allen Teilnehmern viel Spaß bereitet. „Am Ende hat sich so manch einer mehr getraut, als er oder sie am Anfang für möglich gehalten hatte“, freute sich Struckmann. Und jener neue Schwung halte weiter an und so wurden bislang in jeder Probe ein oder zwei Elemente der Improvisationstechniken übernommen. „Wir hoffen, dass durch diese Techniken die Qualität unseres Gesanges noch weiter gesteigert wird“, wagt Struckmann einen Blick in die musikalische Zukunft des Chores. Wer hören möchte, wie das klingt, kann Open Ears beim Konfirmanden-Abendmahl am Samstag, 29. April, ab 18 Uhr in der Christophorus-Kirche in Ottersberg, am 17. November ab 19 Uhr auf dem Parzivalhof und einen Tag später, am 18. November, ab 18 Uhr in der Wümmeschule zuhören. Neue Mitglieder sind bei Open Ears willkommen. „Wir treffen uns dienstags von 19.30 bis 21.30 Uhr im Gemeindesaal der Christophorus-Kirche“, so Struckmann.