Nach 46 Jahren verlässt Jürgen Buthmann-von Schwartz das Rathaus

Kein Nachfolger in Sicht

Am 30. April ist für Jürgen Buthmann-von Schwartz nach 46 Dienstjahren Schluss. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Ottersberg. „Ja, es stimmt, ich bin mit meinen 46 Dienstjahren derjenige, der die längste Zeit im Ottersberger Rathaus zugebracht hat. Vor mir hat niemand so viel Lebens- und Arbeitszeit hier verbracht. Die jungen Mitarbeiter, die hier jetzt in den Ämtern beschäftigt sind, waren noch gar nicht geboren, als ich hier als Verwaltungslehrling anfing“, sagt Jürgen Buthmann von Schwartz, Vize-Verwaltungschef im Flecken, und schmunzelt dabei.

Am 30. April streicht er nach fast einem halben Jahrhundert die Segel, nimmt vorher noch seinen ihm zustehenden Urlaub und geht mit 62 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Mit Blick auf das fortgeschrittene Alter, obwohl er sich noch überaus fit fühlt, richtet er seinen Blick auf die Zeit, die er mit seiner Frau und seiner Familie verbringen, sich um Haus und Hof kümmern möchte. „Das Leben ist endlich“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Natürlich freut sich der gebürtige Fischerhuder und Wahl-Verdener auf seinen Ruhestand, aber er geht dennoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dem Amt. Der direkte Umgang mit den Kollegen, die Belange des Fleckens in allen Bereichen, der hautnahe Kontakt mit den Bürgern, der abwechslungsreiche Alltag – er ist sicher, dass ihm das fehlen wird, dafür war das Arbeitsleben zu lange und zu intensiv.

Gerne erinnert er sich an die Zeit der Anfänge, als es noch keine Computer, keine EDV, keine Vernetzung und kein Internet gab. Dafür gab es ehrenamtliche Bürgermeister. Drei an der Zahl: Klaus Ruschmeyer, Heinz-Ludwig Rebentisch und Gerd Behrens, manuelle Schreibmaschinen und Ausweise wurden per Hand ausgestellt. „Ich hatte gar keine Gelegenheit, eine Routine zu entwickeln und das Wort Langeweile kenne ich nicht. Dafür war der Arbeitsalltag viel zu abwechslungsreich und immer mit Überraschungen gespickt“, sagt Buthmann-von Schwartz und hält dabei nicht mit kleinen Anekdoten hinter dem Berg, die er aber lieber nicht abgedruckt sehen will, weil sie sowohl positiv als auch negativ waren.

An allen Projekten zur Gemeindeentwicklung war er beteiligt. Von den Kindergärten, den Schulen, den Radwegen, den Kunstpreisen, den Gemeindefesten oder den Bedürfnissen der Vereine. Das 46-jährige Arbeitsleben war bunt, meint er rückblickend und erinnert sich dabei sowohl an Kollegen, an Wahlen und an Projekte, die das Gemeindeleben maßgeblich geprägt haben. Elementar sei die Bildung des Fleckens Ottersberg durch den Anschluss Fischerhudes, Quelkhorns und der heutigen Mitgliedsdörfer an Ottersberg als Verwaltungssitz gewesen. „Damals wurde dagegen protestiert. Die kleinen Gemeinden wollten selbstständig bleiben. Man kann sich den Aufruhr heute gar nicht mehr vorstellen, aber es war schon mächtig was los. Als Jugendlicher habe ich im Mai-Umzug 1971 sogar mitdemonstriert.“ Genützt habe es nichts.

Dass er selbst einmal Teil des Verwaltungsapparates würde, war da noch nicht abzusehen. „Ich habe auch gar nicht in diese Richtung gedacht. Aber als dann zwei Jahre später die Lehrstelle im Rathaus zu vergeben war und ich den Zuschlag bekam, habe ich mich voll und ganz solidarisiert und es bis heute nicht bereut“, so der Verwaltungsprofi.

In einer größeren Behörde wie etwa dem Verdener Kreishaus zu arbeiten, habe er sich nicht vorstellen können. Da haben die Angestellten wenig Bezug zu den Bürgern. Alles ist nach Nummern geordnet, nicht so wie in der Grünen Straße, wo man die Menschen, die Hintergründe, die jahrelangen Fortgänge und jeden Winkel, jede noch so kleine Straße persönlich kennt.

Ein Nachfolger für sein Amt ist noch nicht gefunden. Die Bewerberlage scheint schwierig. Ein vielversprechender Interessent hatte einen kurzfristigen Rückzieher gemacht. „Intern ist niemand interessiert. Jetzt müssen wir neu ausschreiben. Möglicherweise wird die Stelle längere Zeit vakant bleiben. Ich werde meinen Nachfolger wohl nicht mehr erleben“, ist sich Buthmann-von Schwartz sicher. Die Fußstapfen, die er hinterlässt, sind auf jeden Fall groß.

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