Kunstverein zeigt Winterausstellung / Markopoulos im Giebel

Natur als Sinnbild des Lebens

Spätsommer an der Wümme
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Fischerhude. „Nur der ist für mich Maler, der, erfüllt von der Natur, frei sie neu schafft. Kunst ist eine Neuschöpfung der Natur.“ Dieses Zitat von Otto Modersohn aus dem Jahre 1926 drückt aus, mit welcher Ehrfurcht er die Dinge betrachtete, die er schließlich als Motive auf die Leinwand brachte. Er pinselte die Natur nicht ab, er erlebte sie, ließ sie hautnah an sich heran und gab ihr durch sein Empfinden Raum. Der Fischerhuder Kunstverein im Buthmanns Hof widmet seine erste Ausstellung des Jahres ab Sonntag, 14. Januar, Malern, die dieses Empfinden als Verpflichtung ansahen.

Otto Modersohn, Helmut Westhoff, Hans Buch, Werner Zöhl, Hermann Angermeyer, aber auch zeitgenössische Kunstschaffende wie Elke Markopoulos, die in der Galerie im Giebel Pflanzenzyklen zeigt, sind dabei. Die Ursprünglichkeit und Abgeschiedenheit des Künstler- und Bauerndorfes Fischerhude, durchzogen von Wasserläufen und überspannt von einem wechselhaften Himmel, bot Malern der ersten bis heutigen Generation die besten Voraussetzungen für ihr Schaffen. Nach der Abkehr von der Arbeit in den Akademien konnten sie sich mit neuen Auffassungen vor der Natur ans Werk begeben.

Heinrich Breling kehrte 1894 nach einem erfolgreichen Leben als königlicher Malprofessor am Hofe König Ludwig II. in Bayern an den Ort seiner Kindheit zurück. In Fischerhude hatte er als ganz junger Bursche zu zeichnen und malen begonnen. Zurückgekehrt, blieb er, baute ein Haus in der Bredenau, blieb als erster Maler nachfolgender Künstlergenerationen.

Otto Modersohn und Fritz Overbeck entdeckten den stillen Ort an der Wümme auf einer Wanderung im Jahr 1896 und füllten voller Begeisterung ihre Skizzenbücher. Wilhelm Heinrich Hohmeyer, Malschüler von Fritz Mackensen in Worpswede, folgte nach und baute sich 1904 in Fischerhude ein Atelier. Otto Modersohn zog nach der Heirat mit der Breling-Tochter Louise 1909 nach Fischerhude.

Die neue Hinwendung entwickelte sich nicht nur in Fischerhude und Worpswede als friedlicher Protest gegen die Industrialisierung. In ganz Europa entstanden Künstlerkolonien auf dem Land. Mit ihrem Rückzug in die Natur bezweckten die Kunstschaffenden eine Abkehr von den Motiven, Arbeits – und Sichtweisen der Akademien. Anstatt nach Gipsen zu zeichnen, bevorzugten sie Bäume, ursprüngliche Flussläufe und Wolken. Sie wollten der Natur nahe sein, sich mit ihr verbinden und von ihr lernen. Es ging ihnen dabei nicht um das Abbilden von Gesehenem, sondern vielmehr um ein Einfühlen, Lauschen, Verstehen und die Umsetzung des so Erfahrenen. Die Maler machten ihren Dialog mit der Natur durch die Bilder sichtbar. „Nicht über die Natur, sondern in ihr soll man denken. Und man kann sie nicht liebevoll, hingebend genug anschauen“, schrieb Otto Modersohn 1891 in einem brieflichen Austausch an seinen Kollegen Hans am Ende.

Der Kunstverein zeigt in seinen Ausstellungen Werke Fischerhuder Maler aus mehreren Generationen, die die Sinnhaftigkeit der Natur als Leitbild begriffen und ihr Schaffen als einen fortwährenden Austausch mit ihr erlebt haben. Nach der ersten Generation setzten Künstler wie Fritz Cobet, August Haake, Helmuth Westhoff, Berta Schilling und Olga Bontjes van Beek, aber auch Hans Meyboden, Werner Zöhl und Christian Modersohn diese Entwicklung fort.

Ein Beispiel dafür, dass auch zeitgenössische Kunstschaffende diesen Dialog aufgreifen, sind die Arbeiten der Fischerhuderin Elke Hellas Markopoulos, die Pflanzenzyklen vom 14. Januar bis 1. April in der Galerie im Giebel ausstellt. „Von der Ewigkeit im Unscheinbaren“ betitelt sie ihre Werke, die eine Auswahl an Arbeiten aus drei grafischen Pflanzenzyklen zeigen. Verschiedene Aspekte, Details und Metamorphosen sichtbar gemacht als Parallele zur menschlichen Existenz beinhalten das Studium über die Anschauung des Materiellen, den Prozess des Verblassens, Reduzierens, Verwelkens bis hin zu einem vermeintlich seelischen Ausdruck im Pflanzlichen. Alles Leben scheint darin miteinander vernetzt zu sein, sich gegenseitig zu bedingen und zu stützen.

Markopoulos stammt gebürtig aus Stuttgart und lebt seit 32 Jahren in Fischerhude. Sie studierte Kunst und Design an der Universität von Berkeley, Kalifornien und der Kunsthochschule Lerchenfeld in Hamburg. Schwerpunkte ihrer Werke sind großformatige Papierobjekte, grafische Pflanzenzyklen und poetische Kurzfilme. Auch die Mitglieder des Kunstvereins beteiligen sich mit Arbeiten an der Ausstellung zum Thema Natur. Zu sehen ist dabei ein breites Spektrum an Stilmitteln der Malerei, Fotografie und Skulptur.

Die Ausstellungseröffnung mit musikalischer Begleitung von Gudrun Wagner auf der Querflöte beginnt am zweiten Januar-Sonntag um 11.30 Uhr.

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