Jyrgen May präsentiert Buchserie mit eigenen Illustrationen - Von Elke Keppler-Rosenau

Therapie wie gemalt

Jyrgen May zeigt mit seinen Bilderbüchern eine neue Facette seiner künstlerischen Vielfalt. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Ottersberg. Acht sind fertig, vier sollen noch folgen. Der Ottersberger Allroundkünstler Jyrgen May stellt am Donnerstag, 27. April in der Galerie „oben bei Froben“ Zeichnungen aus seiner Bilderbuch-Werkstatt aus, deren Inhalte in therapeutischer Arbeit mit traumatisierten Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren entstanden sind. Zur Eröffnung gibt es eine Lesung mit dem Künstler und einen Austausch, bei dem er von der Entstehung der Bilderbücher erzählt.

Der gebürtige Rheinländer May ist Waldorflehrer, Therapeut, Folkloretänzer, Maler, Illustrator, Autor von Gedichtbänden, Mitbegründer des Klezmer-Ensembles Cladatje und Clown in einer Person. Diese Ambitionen sind nicht alles, was ihn als Allroundkünstler ausmachen. Unterhält man sich mit ihm, wird schnell deutlich, dass der 61-jährige Wahl-Ottersberger, Vater von vier erwachsenen Kindern, noch viel vorhat.

Sein Atelier am Wiestering mit direktem Blick in den Garten ist klein, aber es birgt eine Fülle von künstlerischen Besonderheiten wie zum Beispiel die Flügelaltarbilder. Sie waren in exponierten Ausstellungen wie dem Dom zu Magdeburg ausgestellt und zogen viel Publikum an. Oder die in Schottland gesammelten Steine, die mit feinen Mustern der traditionellen keltischen Steinmalerei gestaltet sind.

Die Bilderbücher sind ein weiteres Mosaiksteinchen im Schaffen von May.

In seiner therapeutischen Arbeit in zwei Jugendhilfe-Einrichtungen in der Region, in denen nicht selten in 15-Stunden-Schichten gearbeitet wurde, entstand die Idee, das, was Kinder malen, und worin sie sich ausdrücken, in einer Bilderbuch-Werkstatt zu verarbeiten. „Ich verwende keine Originale der Kinder, sondern zeichne sie nach. Das eine oder andere Motiv stammt komplett aus meiner Feder“, verrät der Künstler. Er erfand das „Wölkchen Sorgenlos“, die „Sonne Wohlgemut“ und den „Mond Bleibetreu“, und gibt damit den Inhalten der Kinderzeichnungen einen Namen.

In der Werkstatt griffen die Kinder gerne seine Anregungen auf, spannen Gedankengänge weiter und ließen sich davon inspirieren. Jeden Samstag wurden Geschichten erzählt, deren Fortsetzung erfunden und Erlebtes darin eingebunden, was den Kindern half, Sorgen und Probleme zu benennen und zu verarbeiten. Träume und Albträume, Verdrängtes und nicht Genanntes kam zu Papier.

Die Bilderbuch-Werkstatt wurde nach und nach zu einem Pool der Kreativität mit therapeutischem Nutzen und entwickelte sich zu einer von den Kindern geschätzten Einrichtung. „Kinder haben eine andere Wahrnehmung als Erwachsene. Das zeigt sich, wenn ich mich mit meinem siebenjährigen Enkel über Themen unterhalte, die in den Bilderbüchern vorkommen. Er berät mich und ich nehme seine Empfehlungen gerne an. In den Bilderbüchern bewege ich mich in den Fantasiewelten der Kinder“, sagt May, der als Therapeut mit Kindern gearbeitet hat, die in den Jugendhilfe-Einrichtungen stationär aufgenommen waren und schlimme Erfahrungen gemacht hatten.

Die Botschaften, die seine Schutzbefohlenen in ihren Bildern sendeten, wurden von ihm nicht eins zu eins übernommen, sondern überarbeitet und verändert, damit sie veröffentlicht werden konnten. Er stilisierte sie, verfremdete, fügte hinzu und ließ weg. Die ersten Exemplare aus den Jahren 2015 bis 2016 dienten den Kindern am Abend zum Vorlesen und als Hilfe zum Einschlafen.

Um sich nicht mit einem Illustrator auseinander setzen zu müssen, illustrierte der Künstler die Bücher selbst und schuf so mit den Texten und Bildern einen Zusammenhang wie aus einem Guss. Eine ideale Konstellation, die der Thematik zugutekommt.

May kann sich gut vorstellen, nach der Ausstellung bei Froben seine Werke auch in der Bremer Stadtbibliothek zu zeigen, und will sich nach der kleinen Erstausgabe im Selbstverlag um einen etablierten Kinderbuchverlag bemühen.

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