HKS in Ottersberg schließt Mensa / Studenten protestieren - Von Elke Keppler-Rosenau

„Es führt kein Weg vorbei“

An der Hochschule für Künste im Sozialen (HKS) in Ottersberg gibt es Streit: Die Akademieleitung hat beschlossen, 2019 die Mensa zu schließen und das Essen vom Parzival-Hof liefern zu lassen. Die Studenten sind dagegen. Foto: Björn Blaak
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Ottersberg. „Wir wollen unsere Mensa behalten. Wir haben nicht nur Hunger nach Bildung, sondern wollen auch unser gewohntes gutes Essen.“ So und ähnlich lauten studentische Proteste seit dem vergangenen Donnerstag an der Hochschule für Künste im Sozialen (HKS) in Ottersberg, die aus wirtschaftlichen Gründen beschlossen hat, zum Jahresende die seit fast drei Jahrzehnten betriebene Mensa zu schließen.

Dieser Entschluss kommt nicht von ungefähr. HKS-Geschäftsführer Ralf Rummel-Suhrcke begründete die Schließung mit einem jährlichen Defizit von ungefähr 45.000 Euro, einer unverzichtbaren Sanierung in nicht bezifferter Höhe und einer konzeptionellen Neuausrichtung zur Essensversorgung der Studierenden, die auch zukünftig nicht ohne Essen bleiben sollen. Die Hochschule bereitet eine neue Form des Mensabetriebes für ihre derzeit rund 350 Studierenden vor. So soll ein Angebot der Ottersberger Stiftung Leben und Arbeiten umgesetzt werden: Ab Januar 2019 will die Hochschule das Angebot des Parzival-Hofes, einer Einrichtung für Menschen mit Assistenzbedarf in Quelkhorn, in Anspruch nehmen, eine inklusive Verteilerküche aufzubauen. Erste Absprachen seien bereits getroffen, informierte Rummel-Suhrcke.

Damit würde die Hochschule die Vernetzung mit Einrichtungen der Behindertenhilfe vorantreiben und komme so der Vision von einer inklusiven Hochschule näher, so der HKS-Geschäftsführer.

Vorgesehen sei, dass Studierende im Rahmen der Essensausgabe und des Betriebs der Verteilerküche gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigungen agieren, sie in der praktischen Tätigkeit unterstützen. Zugleich sollen eigene Ideen entwickelt werden, um sozial-künstlerische Praktika im Rahmen der verschiedenen Studiengänge umzusetzen.

Viele Studierende laufen dagegen Sturm. Sie wollen ihre Mensa behalten und weiter nach dem studentischen Modell der Mithilfe in der Küche arbeiten, wie es seit Jahren funktioniere. Sie haben eine Unterschriftenliste organisiert. Es gibt aber auch zahlreiche Stimmen aus ihren Reihen, die sich gegen die Inanspruchnahme von Küchenhilfe aussprechen, weil es von ihrer Studienzeit abginge.

„Wir haben mit einer breit gefächerten Resonanz gerechnet, aber an der Erneuerung dieses Mensa-Projektes führt kein Weg vorbei“, sagt Rummel-Suhrcke. 80 Essen, darunter einige wenige Gastessen auf vegetarisch-biologischer Kochweise, würden jeden Tag zu einem überaus günstigen Preis erstellt und die Studierenden satt machen. Ein Preis- und Aufwandsgefüge, das sich nicht mehr realisieren ließe und deshalb müsse die bisherige HKS-Mensa aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden.

Aufgrund der mittelfristig kalkulierten Größe von maximal 400 Studierenden mit rund 80 Essen pro Tag sei das Modell nicht mehr tragfähig. Mensapreise von drei Euro pro Essen seien sozial verträglich nicht zu erhöhen.

Wie Rummel-Suhrcke erklärte, sei der Hochschulleitung dieser Schritt nicht leichtgefallen. Zur fehlenden Wirtschaftlichkeit der Mensa käme noch eine Entwicklungsperspektive hinzu: Um die hygienischen Qualitätsanforderungen eines Großküchenbetriebes auch künftig gewährleisten zu können, wären erhebliche Investitionen in einen Umbau und in die Ausstattung der Mensa unverzichtbar. Die würden die derzeitigen Möglichkeiten der HKS überfordern.

2003 wurde die Mensa der HKS noch mit dem „Bio-Star“-Preis des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft in der Kategorie „Mensen“ ausgezeichnet. Das Land Niedersachsen war ebenfalls von dem Konzept überzeugt und unterstützte die Mensa finanziell. „Sie wird von Studierenden genauso wie von Mitarbeitern sehr geschätzt“, hebt die HKS auf ihrer Homepage hervor.

Dafür allerdings kann sich Ulrike Bülow, seit 27 Jahren Leiterin der Mensa, nun nichts mehr kaufen. Ihr wurde gekündigt mit der Option, sich auf eine freie Stelle in der Küche des Parzival-Hofes zu bewerben. „Ich bin natürlich von dieser Entwicklung überrascht und auch enttäuscht. 27 Jahre habe ich die Mensa geleitet und mein ganzes Herzblut hineingesteckt“, teilte Bülow auf Anfrage der Rotenburger Rundschau mit. Sie ergänzt: „Die täglich arbeitende und funktionierende Mensa wurde stets als lebendiges Organ der HKS wahrgenommen. Die Studierenden haben Gemüse geputzt, den Geschirrspüler ausgeräumt, Nudeln gekocht, abgeschmeckt und alles mit Freude gemacht. Jetzt nur noch eine Essensausgabe wie in einer beliebigen Kantine zu haben, ist keine Option.“

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