Fischerhuder Unternehmer machen mobil gegen die Gestaltungssatzung / Ratsbeschluss am 31. Mai - Von Björn Blaak

Die Spannung steigt

In malerischer Kulisse: Volker Sammann begrüßte die Gegner der Gestaltungssatzung auf der Pferdewiese in Fischerhude. Foto: Björn Blaak
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Fischerhude „Wir sorgen uns um die Infrastruktur in unserem schönen Dorf. Die Diskussion um die Einführung einer Gestaltungssatzung lähmt die Investitionsbereitschaft in unserem Ort“, bringen es Uwe Peper, Gerd Meyer, Dirk Gieschen, Volker Sammann und Arnd Brüning auf eine für sie schlüssige Formel. Die fünf Unternehmer aus Fischerhude und Quelkhorn, die, laut eigener Aussage, rund 300 Arbeitnehmer auf sich vereinen, sind sich sicher, dass eine Gestaltungssatzung, über die Ende des Monats im Gemeinderat entschieden werden soll, dem Ort mehr schadet, als nutzt. Um ihrer Forderung nach mehr Selbstbestimmung, Nachdruck zu verleihen, trommelten sie rund 300 Menschen aus dem Ort und umzu zusammen, um dem Widerstand „ein Gesicht“ zu geben.

Mitten im Ort, wo sonst entweder Pferde grasen oder die Maifeier über die Bühne geht, versammelten sich Einwohner und Befürworter der unverbindlichen Gestaltungsfibel. Nicht alle, die sich dort am Mittwochabend getroffen hatten, leben im von der Gestaltungssatzung betroffenen Areal, waren aber dennoch dem Aufruf gefolgt, der mittels Rundmail des Vereins der Selbstständigen in Ottersberg (VdSO) an dessen Mitglieder verschickt worden war. Auch waren Angestellte der Unternehmer, die jenen Aufruf getätigt hatten, nach Feierabend zu der Versammlung gekommen. Außerdem hatten sich ein paar Gegner der Gestaltungsfibel außerhalb der Wiese eingefunden, kamen zahlenmäßig aber nicht gegen die Fibel-Bewegung an. Auch nicht verbal.

Hans-Jörg Wilkens, für die SPD im Fischerhuder Ortsrat beratend tätig, und kein Freund der Bewegung, ging die Unternehmer noch im Vorfeld der Veranstaltung direkt an und machte seinem Unmut Luft, dass er von solchen Aktionen nichts hält, würden sie doch nicht dazu beitragen, dass sich das Dorf zusammenraufe. Im Gegenteil, jene Polarisierung, die in seinen Augen gerade stattfand, entzweie das Dorf weiter. Das sah Unternehmer Arnd Brüning (Gründer der Brüning-Gruppe) nicht so: „Diese schlechte Stimmung ist nicht repräsentativ.“ Er habe ein Miteinander im Dorf ausgemacht. Sicher, es würde viel diskutiert, so wie auch im Rahmen seines geplanten Bauvorhabens im Krummen Ort, aber er habe das Gefühl, dass doch alle dasselbe Ziel verfolgen: Fischerhude auch für zukünftige Generationen attraktiv zu halten. Und das ist für ihn die Krux bei der Sache: Was in den Augen des Arbeitskreises Dorfentwicklung Fischerhude (ADF) attraktiv ist, ist es in den Augen manch eines Unternehmers im Orte nicht. Diese sind unsiono der Meinung, dass man das Dorf nicht „einfrieren“ könne. Im Gegenteil: „Wenn man nicht frei gestalten kann, gibt hier keiner Geld aus. Wir müssen froh sein, über jeden, der noch hier ist“, bringt es Brüning auf den Punkt. Dirk Gieschen, für die CDU im Gemeinderat aktiv, und ebenfalls Gegner der Gestaltungssatzung stieß ins gleiche Horn: „Auch die Aborigines sind weg“, und meint damit, dass er es auf gar keinen Fall für gut befinden kann, wenn Fischerhude zum Museumsdorf würde. „Auch Unternehmer wollen ein Wort mitreden“, so Gieschen, Inhaber eines Lohnunternehmens. „Wir wollen uns nicht alles vorschreiben lassen“, ergänzt Großbäcker Volker Sammann. Gieschen weiter: „Wenn es früher schon eine Gestaltungssatzung gegeben hätte, würde es die Villa, die Kirche und Berkelmann hier nicht geben“, Gebäude, die den Ort heute ausmachen würden. Die Unternehmer sind sich ihrer Sache sicher, wenn sie fordern, dass es einer Gestaltungssatzung in Fischerhudes Kernort nicht bedarf. Um diese Botschaft noch einmal zu unterstreichen, haben sie die Zusammenkunft inmitten des Kerngebietes organisiert. Als Drohkulisse wollten sie die Veranstaltung allerdings auch nicht verstanden wissen: „Was können wir schon machen?“, schränkt Brüning ein. Das Treffen mit der Presse, das dem Gruppenfoto in der malerischen Kulisse folgte, fand auch deswegen statt, weil die Unternehmer das Gefühl hatten, „die anderen“ hätten seit Jahren ein Sprachrohr in der Presse. Diese anderen, also der ADF, hatte übrigens jüngst auf einem Pressetermin für sich in Anspruch genommen, in der Presse nicht richtig dargestellt worden zu sein (die Rundschau berichtete). Wie verhärtet die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern der Gestaltungssatzung inzwischen sind, lässt sich aus der Äußerung Gieschens ablesen, der behauptete, dass „von der anderen Seite“ versucht wurde, jene Veranstaltung auf dem Areal des Heimatvereins, zu dem die Wiese gehört, zu verhindern. Dass jene Wiese selbst noch nicht bebaut wurde, ist übrigens der Tatsache geschuldet, dass der Heimatverein sie vor mehr als 30 Jahren aufgekauft hatte. Rolf Speckmann, ehemaliger Finanzsenator in Bremen und Mitbegründer vom „Freundeskreis Fischerhude“, hatte damals maßgeblichen Anteil daran, dass der Ankauf der Bebauung zuvorkam. „Die Pflege, der Erhalt und die Eigenart Fischerhudes und seiner Landschaft haben Speckmann besonders am Herzen gelegen“, hieß es in einer Pressemeldung aus dem Ottersberger Rathaus, anlässlich des 100. Geburtstages, den Speckmann, der 1995 gestorben ist, in diesem Jahr gefeiert hätte (die Rundschau berichtete). Was den Fibel-Freunden auf der einen und den Satzungsbefürwortern auf der anderen Seite am Herzen liegt, schallte inzwischen mal mehr und mal weniger laut durch das Dorf. Nun muss die Politik entscheiden. Entscheidung am 31. Mai Am Donnerstag, 31. Mai, tagt der Gemeinderat Ottersberg öffentlich. Ein Punkt auf der Tagesordnung soll jene Gestaltungssatzung sein. Das mag der Grund gewesen sein, warum jene Sitzung nicht im Rathaus stattfinden soll, sondern im Gasthof Bellmann in Fischerhude, also mitten im Ort des Geschehens. Los geht es dort um 20 Uhr. Vor und nach dem öffentlichen Teil der Sitzung besteht für Bürger die Möglichkeit, ihre Fragen an das Gremium zu richten.

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