Ausstellung in Fischerhude: „Reisen nach Franken“ eröffnet im Modersohn-Museum

Louise und Otto on Tour

Auch das Werk "Die Altstadttreppe in Wertheim" entstand 1924 auf einer der Reisen nach Franken.
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Fischerhude. Die Reisen nach Franken 1916 bis 1927 waren Stationen, die für das Künstlerpaar Otto Modersohn und seiner dritten Ehefrau Louise Modersohn-Breling wichtige Schritte in der künstlerischen Weiterentwicklung darstellten. Bilder aus dieser Epoche widmet das Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude ab Montag eine Sonderausstellung.

Otto Modersohn, der große, vielgeachtete Landschaftler und Louise Modersohn-Breling, die zweitälteste Tochter von Heinrich Breling, dem ehemaligen Hofmaler König Ludwig II. von Bayern, wurden nach dem Tod von Paula Modersohn-Becker in Fischerhude ein Paar.

Sie war ausgebildete Oratoriensängerin und hatte Auftritte in Hagen, Hannover und Berlin. 1909 heirateten sie. Modersohn-Breling wandte sich der Malerei zu. Gleichzeitig wurde sie Mutter von zwei Töchtern aus Ottos ersten Ehen, zu denen sich später zwei eigene Söhne gesellten. Eine Patchwork-Familie also, wie man heute sagen würde. Modersohn war kein Avantgardist seiner Zeit. Er malte auch nicht dem Zeitgeist entgegen. Er hatte einen eigenen Stil, den er immer wieder hinterfragte und den er ständig weiterentwickelte, aber seiner Passion als Landschaftler treu blieb. Nie versäumte er es, sich mit Malern seiner Zeit auseinanderzusetzen. Diese Hinwendung macht sein Werk so einzigartig. Künstlerisch war das Paar sich zunächst nicht sehr nahe. Otto, der traditionelle Landschaftler und Louise, die expressiv realistisch malte. Dennoch hatten beide einen bewussten Willen, etwas in bestimmter Farbgebung darzustellen. Dabei ging es beiden nicht darum, sich gegeneinanderzustellen oder sogar abzugrenzen. Im Gegenteil: In der künstlerischen Auseinandersetzung bewegten sie sich aufeinander zu. Während Otto seine Landschaften verfeinerte und seine durchgehende Linie beibehielt, malte Louise Stadtansichten, insbesondere die Wertheimer Gassenbilder, sogenannte Architekturbilder mit strengem Duktus. Otto war es immer wichtig, eine Landschaft ohne Symbolsprache, ohne romantische und biedermeierliche Sehweisen darzustellen, obwohl seine Kunst auf die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts basierte. Dabei blieb er nicht in dieser Zeit stehen, sondern entwickelte seine Sichtweise für die Landschaftsräume immer weiter und zeigte sich offen für andere Malstile wie den Expressionismus, ohne diese für sich zu übernehmen. Seine persönliche, ja fast intime Auseinandersetzung mit dem Gesehenen und Erlebten stand immer im Einklang der von ihm so verehrten Natur.

Die Bilder, die nach Eindrücken in Franken entstanden, haben satte, manchmal fast expressionistische Farben im Vordergrund vor einem beinahe impressionistischen Flimmern im Hintergrund und üben auf den Betrachter eine große Anziehungskraft aus. Die Reisen nach Franken fielen in eine Zeit der künstlerischen Wandlung, weil Otto zeitgenössische Entwicklungen aufnahm, ohne seine künstlerische Herkunft zu leugnen. Für beide, sowohl für Otto als auch für Louise, waren die Reisen nach Franken wichtige Stationen der Selbstfindung. Sie war als Münchnerin eng mit Süddeutschland verbunden und in ihren in Franken gemalten Bildern setzte sie sich mit der Reduktion der Komposition auf der Bildfläche auseinander. Für sie war die Komposition das wichtigste Mittel in der Kunst. Ein starkes Erfassen, verwegenes, kurzes Ausführen, um das wiederzugeben, was langsam und gründlich beobachtet wurde. Dieses Malerpaar in seinen Werken einander gegenübergestellt, ist für Kunstfreunde ein besonderes Erlebnis. Automatisch stellt sich Betrachtern die Frage, wie spannend ihre künstlerische Auseinandersetzung gewesen sein mag.

Für den Museumsbesuch gilt die Abstandsregelung von eineinhalb Metern zu anderen Kunstfreunden und die Verpflichtung, einen Mund-Nasenschutz zu tragen.

Die Bilderschau beginnt am Montag, 25. Mai. Weitere Informationen dazu gibt es unter Telefon 04293/328 oder per E-Mail an info@modersohn-museum.de.

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