Fischerhude (kr). Neben den Bildern von Kunstschaffenden aus dem Umfeld der Widerstandskämpferin Cato (Heinrich und Amelie Breling, Otto, Louise, Christian und Ulrich Modersohn, Olga und Mietje Bontjes van Beek, Clara Rilke-Westhoff und Johanna Eißler) stellt der Kunstverein Fischerhude Werke der Fischerhuder Kunstkeramik (FKK) und von zeitgenössischen Künstlern vor.
1920, im Jahr der Geburt Catos, gründete ihr Vater Jan Bontjes van Beek zusammen mit ihrer Tante, der Bildhauerin Amelie Breling, die Fischerhuder Kunstkeramik (FKK) im Brelinghaus. Während Amelie als ehemalige Schülerin Maillols und Despiaus vor allem plastisch arbeitete (Skulpturen, Porträtbüsten, Reliefs, bäuerliche Figuren), galt Jans Interesse hauptsächlich neuen keramischen Formen und Glasuren, die hier und da expressionistisch anmuten und die Aufmerksamkeit des Publikums auf die damalige Gestaltungsweise lenkt. Jan Bontjes van Beek begab sich auf weite Reisen, um Glasurtechniken zu studieren. So gab er der FKK immer wieder neue Impulse, deren Ergebnisse die Ausstellung erstmalig in Fischerhude zeigt. Seine Arbeiten finden großes Publikumsinteresse, spiegeln sie doch einen ganz anderen Zeitgeist wider.
Nach Jans Weggang nach Berlin führte Amelie die FKK mit Unterstützung ihres Schwagers Fritz Schmidt bis 1948 fort. Eines ihrer letzten, wohl auch bekanntesten Werke ist der Erzengel Michael in der Fischerhuder Liebfrauenkirche. Es ist zu vermuten, dass Cato den gleichen beruflichen Weg gegangen wäre, hätten die Nazis sie nicht Nazis hingerichtet.
Ab 1933 baute Jan Bontjes van Beek in Berlin erfolgreich eine Keramikwerkstatt auf. Viele seiner Arbeiten sind heute in Museen ausgestellt. Cato absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung und begann 1939 in der Werkstatt ihres Vaters eine weitere Ausbildung zur Keramikerin. Den Werken von Jan Bontjes van Beek stellt die Ausstellung zeitgenössische Fischerhuder Kunstkeramiken von Claudia Craemer, Ahmad Tavakkoli und Katharina Bertzbach gegenüber.
Claudia Craemer, seit 1991 im Malerdorf an der Wümme ansässig, besticht durch ihre Raku-Technik, die eine gelungene Symbiose von Form und farblicher Brillanz eingehen. Ihre archaische Formensprache lassen die Objekte wie Fundstücke aus der Antike erscheinen, die Mensch und Natur gestaltet haben.
Ahmad Tavakkoli fasziniert mit zeitlosen Texten der persischen Dichter und Mystiker des 11. bis 14. Jahrhunderts, die er in persischer Kalligraphie auf Keramik präsentiert. Erst kürzlich stellte er seine Arbeiten in Weimar mit großem Erfolg aus. Die Texte, die auf keramische Platten gebrannt sind, spiegeln einen Bruchteil der Inhalte persischer Lyriker und Philosophen wie Hafez, Rumi und anderen wider. Sie wurden weltweit in alle Sprachen übersetzt und sind von starker lyrisch-philosophischer sowie gesellschaftlicher Aussagekraft. Bereits Goethe ließ sich von ihenen zu seinem „Ostwestlichen Divan“ inspirieren. Ahmad Tavakkoli stammt aus Persien, lebt aber seit 30 Jahren in Deutschland Mit dem Lernen der persischen Sprache (seine Muttersprache ist Farsi) im Schreiben und Lesen erschloss er sich den Zugang zu diesen Texten.
Katharina Butzbach ist in der norddeutschen Keramikerszene eine feste Größe. Ihre Exponate aus französischer Keramikmasse sind frei gedreht und mit figürlichen Elementen versehen, die durch Witz und Originalität als Sammelobjekte sehr begehrt sind. Skurrile Tier- und Menschennachbildungen verbindet Butzbach mit farbigen Fayencen und einer klaren Formensprache. Die Ausstellung im Fischerhuder Buthmanns Hof ist bis zum 29. Oktober 2017 der Öffentlichkeit zugänglich.