Landkreis startet Impfaktion auf dem Autohof Sittensen - VON NINA BAUCKE (TEXT) UND DENNIS BARTZ (FOTOS)

Warten für den Piks

Günter Dirks bekommt von Uta Behrens seine Booster-Impfung. Fotos: Bartz
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Rotenburg/Sittensen – Innerhalb weniger Augenblicke ist es für Günter Dirks geschafft, er hat seine Boosterimpfung mit Biontech intus. „Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist das gegenüber der Gemeinschaft Pflicht“, sagt der 75-jährige Rotenburger, als er von dem Bistrostuhl aufsteht und seinen Ärmel wieder runterkrempelt. Er ist am Donnerstagabend im Autohof Sittensen nicht allein dieser Meinung, und so gibt es dort für das Impfteam einiges zu tun.

„Wir konnten gar nicht so schnell ausladen, wie die Leute hier waren“, berichtet Martina Schröder, die an diesem Abend die Aktion leitet. Offizieller Startschuss ist 16 Uhr, bereits zwei Stunden vorher sind die Ersten da, um kurz nach vier reicht die Schlange von Impfwilligen in mehreren Windungen über den Parkplatz bis zur Straße. „Wir hatten schon mit einigen gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß“, gibt sie zu. „Aber wir werden das schaffen – auch wenn wir am Ende platt wie eine Marke sind.“ Am Ende des Tages wird das Team 265 Impfdosen verteilt haben, davon 93 als Erstimpfungen. „Ich frage mich, warum es so weit kommen musste“, sagt Martina Schröder und sieht zu der Schlange, in die sich auch einige junge Leute warten.

Sie kennt noch den Trubel aus dem Impfzentrum, „als wir bis zu 800 Menschen am Tag geimpft haben“. Seitdem war es ruhiger geworden, Schröder tourte vornehmlich als Mitglied des mobilen Impfteams durch die Pflege- und Altenheime des Landkreises. Die Aktion an diesem Tag ist die erste von weiteren dezentralen Impfterminen, die der Landkreis im Sommer vorerst eingestellt hatte. Vier Impfbefähigte, drei Verwalter, zwei Sanitäter und zwei Ärzte sind vor Ort. „Aber wir haben eben gehört, dass ein dritter Arzt uns gleich unterstützen wird, dann haben wir einen Platz mehr“, freut sich Martina Schröder. Auch eine Sanitäterin, die bereits im Impfzentrum aktiv gewesen war und sich an diesem Tag eigentlich nur ihren Booster verabreichen lassen wollte, zieht spontan ihre Jacke aus und setzt sich an den Empfang, wo sie Klemmbretter entgegennimmt. „Das ist der Geist des Impfzentrums“: Auch wenn Martina Schröders Mund hinter einer Maske versteckt ist – ihre Freude ist deutlich zu spüren. Ruhe gibt es in dem kleinen Konferenzraum des Bistros im Autohof nicht. Es geht von einem Tisch zum nächsten – Check-in, Arztgespräch, Impfstation. Aber schon vor der Tür haben die vorderen Besucher bereits ein Klemmbrett in der Hand und füllen den Anmeldebogen aus – auch Christa und Peter Senktiel aus Sittensen. Das Ehepaar hatte sich bereits bei seinem Arzt für eine Boosterimpfung gemeldet. „Bis zu dem Termin sollte es noch so lange dauern, da haben wir uns spontan entschieden, hierher zu kommen“, sagt Christa Senktiel. Inzwischen ist es dunkel geworden, weiter hinten in der Schlange – noch weit von der Klemmbrettecke entfernt – wartet Melissa Buller auf ihre Erstimpfung. „Ich hatte Angst vor der Impfung“, gesteht die 24-Jährige, die sich Freundin Lisa Hanzsek als Unterstützung mitgebracht hat. Aber jetzt sind die Zahlen so hoch, „und alles wird schwierig“. Daher will sie sich nun mit dem Vakzin von Johnson & Johnson impfen lassen. „Das geht schneller.“ Das war ursprünglich auch der Hintergedanke: eine einfache Möglichkeit für Lkw-Fahrer, um an den Impfschutz zu kommen. „Dann dachten wir uns: Na ja, dann können wir das auch für alle anbieten“, erklärt Martina Schröder. Sie nahm Kontakt mit Kevin Tilley auf, er ist Stationsleiter in der Shell-Tankstelle mit angeschlossenem Bistro. „Lkw-Fahrer haben wenig Möglichkeiten, sich impfen zu lassen, da bieten sich der Impfstoff von Johnson & Johnson und ein Autohof geradezu an“, sagt der Ippenser. Tilley freut sich über die Nachfrage: „Ich finde es gut, dass sich hier heute doch so viele impfen lassen. Daher habe ich sofort Ja gesagt, als die Anfrage kam.“ Allerdings: Den Löwenanteil an Impflingen an diesem Abend stellen weniger die Fernfahrer als Menschen aus der näheren Umgebung, darunter einige, vor allem junge Leute, für die Erstimpfung, viele allerdings auch für den Booster. Wie Lutz Früchtenicht: Der Rotenburger gibt nach der Impfung seinen Anmeldebogen bei Sarah Gerken und Dennis Lawrenz am Check-out ab. Er hat seine Boosterimpfung bekommen. „Der Bundespräsident hat es neulich deutlich gesagt: Was muss eigentlich noch geschehen, um die Menschen zu überzeugen?“, sagt Früchtenicht und sieht durch die Glastür in den Impfraum: „Und die da drinnen kämpfen sich wirklich den Wolf.“ Auf der anderen Seite des Glases sieht Martina Schröder in die Beobachtungszone, in der die Impflinge nach dem Piks 15 Minuten warten, bevor es hinaus in den Regen geht. An einem Nebentisch sitzt ein Bistrogast bei einem Essen und einem Glas Bier. „Das wär’s jetzt“, seufzt sie. Aber obwohl ihr Feierabend noch bis nach 22 Uhr auf sich warten lässt – auf ihre gute Laune hat das keinen Einfluss: „Es macht einfach Spaß und ich brenne dafür“, sagt sie und freut sich über die in ihren Augen gelungene Veranstaltung. „Denn wir alle wollen die Pandemie endlich in den Griff bekommen.“

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