Landkreis Rotenburg tritt am morgigen Sonntag dem HVV bei - Von Hans-Jörg Werth

Gewinner und „Preishärten“

Landrat Hermann Luttmann und Erster Kreisrat Torsten Lühring mit den Bürgereistern Ralf Goebel (Visselhövede),Detlef Fischer (Bremervörde), Stephan Meyer (Samtgemeinde Geestequelle), Tobias Krüger (Samtgemeinde Fintel), Käthe Dittmer-Scheele (Gemeinde Scheeßel) und HVV-Sprecher Rainer Vohl freuen sich über den Beitritt. Foto: Hans-Jörg Werth
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Rotenburg. Nach mehr als einem Jahrzehnt Verhandlungen freuen sich die betroffenen Bürgermeister mit Landrat Hermann Luttmann darüber, was nun doch noch geglückt ist: Am morgigen Sonntag, 15. Dezember, tritt der Landkreis Rotenburg dem HVV-Tarif offiziell bei. Die meisten Berufspendler können ab sofort preiswertere Tickets ziehen, „Normalreisende“ hätten meist geringe Einsparungen, so Luttmann. Aber wo Gewinner sind, gibt es immer auch Verlierer beziehungsweise „Preishärten“, wie es der Erste Stadtrat Torsten Lühring lieber nennt.

„Durch den HVV-Tarif wird das Wohnen im Landkreis für Pendler attraktiver“, erhofft sich Luttmann mit der Neuregelung nun auch eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und damit weniger Autos auf den Straßen. Der Landrat machte im Rahmen der Pressekonferenz auch deutlich. dass es durchaus schneller hätte umgesetzt werden können. Viele Beteiligte, viele Fragestellungen, ein kompliziertes Tarifwerk und nicht zuletzt die Finanzierbarkeit hatten zur Debatte gestanden und konnten mit einer Einigung überwunden werden.

Was nun herausgekommen ist, dürfte vor allem die Berufspendler erfreuen, die am stärksten von der neuen Tarifgestaltung profitieren können. Mit dem nun bevorstehenden Fahrplanwechsel sind alle Bahnhöfe im Landkreis per Zeitkarte zum HVV-Tarif ausgelegt. Einzelkarten gelten auf den Bahnhöfen des Kreises bis zum Tarif F. Während Hesedorf, Oerel, Bremervörde und Heinschenwalde, Scheeßel und Lauenbrück profitierten, gilt für Rotenburg, Sottrum und Visselhövede, die bereits im Bremer VBN-Tarif sind, lediglich die HVV-Zeitkarten-Regelung.

Pendler auf den Linien RB33 (Bremerhaven – Bremervörde – Buxtehude), RE4/RB41 (Bremen – Hamburg) sowie RB37 (Bremen – Visselhövede – Uelzen) können sich freuen. Lühring nannte als wichtigen Vorteil zum Beispiel die Nutzung der Kombitickets für Kulturbegeisterte, die nun beispielsweise ab Bahnhöfen mit Einzeltickets wie in Scheeßel zu Konzerten oder Fußballspielen mit HVV-Berechtigung die Kosten für S-und U-Bahnen in Hamburg sparen könnten.

Auch wenn der Großteil der Fahrgäste vom neuen HVV-Tarif profitiert, der übrigens automatisch ab dem 15. Dezember in den Automaten eingespeist ist, gibt es laut HVV-Sprecher Rainer Vohl auch vereinzelte Härten, sprich Verteuerungen. Die bisherigen Nutzer einer Bahncard 50 können beispielsweise ihre Karten im HVV-Tarifwerk nicht mehr nutzen, somit könne es dort vereinzelt für diese Fahrgäste auch teurer werden.

Auch für die Nutzer des Semestertickets ist die neue Regelung noch nicht immer besser. Diese gelten in der Regel bis Tarifzone E, Scheeßel und Lauenbrück liegen in der Zone F und sind somit (noch) außen vor. Wer online oder per App kaufe, könne vom Kaufpreis drei Prozent Rabatt erhalten, ergänzte Vohl. In Hamburg freue man sich, das nun auch mehr Angebote von der Elbmetropole in Richtung Landkreis im Portfolio sei.

Was laut Luttmann noch vor rund zehn Jahren finanziell nicht darstellbar gewesen sei, habe nun unter stärkerer Beteiligung der Nachbarkreise und des Landes Niedersachsen schließlich zum Erfolg geführt. Je nach Fahrgastaufkommen sind etwa eine Million Euro pro Jahr aufzubringen, davon zur Hälfte vom Landkreis und den Gemeinden. Aufgrund guter Konjunkturdaten habe der Landkreis außerdem eine einmalige Anschubfinanzierung in Höhe von 130.000 Euro übernommen.

Der Landrat lobte explizit seinen Parteikollegen und niedersächsischen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, der bei der Kostenfrage „noch eine Schippe draufgelegt hat“.

Mit der erwünschten Steigerung der Pendlerzahlen, beim HVV wird von mehr als 10.000 Ein- und Auspendlern Richtung Hamburg und dem Umland wie Stade gesprochen, gilt es auch die nötigen Infrastrukturen im Landkreis im Blick zu haben. Die Gemeinde Scheeßel sieht sich für das Mehraufkommen gewappnet. „Ich habe noch Flächenreserven für Parkplätze/Park and Ride am Bahnhof“, sagte Bürgermeisterin Käthe Dittmer-Scheele, die sich mit ihren Kollegen freute, die „offene Tür zum HVV-Tarif nun durchschritten zu haben“. Sie versprach, im neuen Jahr nun Bremen als Bahnziel auf die Agenda zu setzen.

Lühring ergänzte, dass der Landkreis bestrebt sei, die Anbindung sowohl nach Hamburg als auch nach Bremen und Bremerhaven (Vollbeitritt) Schritt für Schritt von allen Bahnhöfen aus weiter zu verbessern. Das gelte auch Richtung Hannover und für die flächendeckenden Nutzung des Niedersachentarifs.

Fahrpläne und Flyer sowie Infos zu den Tarifzonen und Preisen sind auf den Internetseiten des HVV zu finden. Wer Fragen hat, kann sich auch über das Kontaktformular an den HVV wenden oder die Infoline unter der Telefonnummer 040/19 449 nutzen.

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