Rotenburg. Depression und Lachen – passt das zusammen? Ja, sagt das Bündnis gegen Depression im Landkreis Rotenburg. Mit einem vielfältigen Programm unter dem Titel „Herbsttour – Gemeinsam das Leben festhalten“ laden die Mitglieder Betroffene wie nicht Betroffene ein, sich diesem Thema auch auf unkonventionelle Weise zu nähern.
„Das Bündnis bringt auf diesem Weg Menschen und Institutionen zusammen“, sagt Andreas von Glahn als stellvertretender Vorsitzender. 2016 hatte unter anderem der Bremervörder gemeinsam mit Carsten Konrad, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Osychotherapie am Rotenburger Diako, den Verein ins Leben gerufen – mit dem Anspruch, jedes Jahr ein größeres Projekt zu machen. „Der Schwerpunkt der Herbsttour ist für uns, miteinander ins Gespräch zu kommen – und das über einen anderen Ansatz. Das ist in einem flächenmäßig so großen Landkreis schon eine Herausforderung“, so von Glahn. Vor zwei Jahren hatte das Bündnis den Comedian Tobi Katze, selbst an Depression erkrankt, in den Landkreis geholt – und das mit Erfolg, wie von Glahn und Konrad heute bilanzieren. „Dabei haben wir bewusst keinen klassischen Fachvortrag im Programm. Wir wollen, dass die Menschen ins Gespräch kommen. Das ist der Schlüssel zur Tür“, so von Glahn.
In diesem Jahr ist Marie-Luise Gunst mit Band für zwei Konzerte zu Gast, am Samstag, 26. Oktober, in Bremervörde sowie am Sonntag, 27. Oktober, in der Aula des Rotenburger Ratsgymnasiums. Auch sie ist erkrankt und verarbeitet das in ihren Songs unter dem Titel „Depression unplugged“. Bei dem Konzert in Rotenburg übernehmen Schüler des Ratsgymnasiums die technische Betreuung, das Catering übernimmt der elfte Jahrgang. Der Eintritt für die Jugendlichen ist frei. Eine visuelle Ausdrucksform wählt Nora Klein: Gemeinsam mit der depressionserfahrenen Sabine Fröhlich stellt sie ihre Fotografien vor, am Dienstag, 29. Oktober, in Bremervörde und am Mittwoch, 30. Oktober, in Zeven. Der Eintritt ist frei. Mit Humor und Poesie, Ernst und Satire, nimmt Carsten Petermann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, den eigenen Berufsstand aufs Korn. Er liest am Freitag, 15. November, in Zeven und am Samstag, 16. November, im Rotenburger Café Kubus aus seinem Buch „Kann man seinem Psychiater trauen?“. Den Schlusspunkt hinter die Herbsttour setzen Buchautor Alexander Wendt und Schauspieler Simon Licht mit der Lesung „Du Miststück. Meine Depression und ich“. Termine sind am Mittwoch, 20. November, in der Rotenburger Stadtbibliothek und am Donnerstag, 21. November, in Bremervörde. „Unsere Zielrichtung ist, die Krankheit zu destigmatisieren und aufzuklären. Denn sie kann jeden treffen. Aber das ist in der Gesellschaft noch wenig verbreitet, es ist sogar erstaunlich, wie hartnäckig sich manche Voruteile halten“, so Konrad. „Dabei ist es wichtig, es immer wieder ins Bewusstsein zu bringen, dass diese Erkrankung ein Teil der Natur ist – nämlich wenn die Gefühle aus dem Ruder laufen.“ Einen weiteren Beitrag dazu soll ein neues Projekt bringen. „Verrückt? Na und!“ heißt das Programm, mit dem das Bündnis Prävention an Schulen voranbringen bringen will. Dafür sollen Lehrer zu Mediatoren ausgebildet werden, die frühe Anzeichen eine Depression erkennen sollen. Auch Jutta Wendland-Park, Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin der Rotenburger Werke, sieht die Prävention als wichtigen Punkt für Arbeitgeber. „Wir haben da ein gehöriges Stück Verantwortung.“ Nicht ohne Grund, denn geradé Berufe im Gesundheitsbereich sind „Risikoberufe“, ergänzt Konrad. „Aber natürlich ist die soziale Komponente nur ein Teil neben biologischen und psychischen Faktoren. Grundsätzlich ist wichtig: Es ist keine Schwäche.“ Karten für das Konzert sowie die beiden Lesungen gibt es unter anderem in Rotenburg in der Buchhandlung Müller sowie per E-Mail an info@buendnis-row.de.