Kaserne Lehnsheide wird zur Notunterkunft für 300 Flüchtlinge - Von Nina Baucke

Hoffen auf Akzeptanz

Die Kaserne Lehnsheide wird zur Notunterkunft für 300 Flüchtlinge.
 ©Christine Duensing

Landkreis Rotenburg/Visselhövede. Die ersten zwei Busse kamen am Freitag, zwei weitere sollten am Sonntag folgen und Mittwoch werden es wieder zwei sein: etwa 300 noch nicht registrierte Flüchtlinge aus Friedland, die fürs Erste Quartier in der ehemaligen Bundeswehrkaserne Lehnsheide in Visselhövede beziehen und damit aus dem ehemaligen Militärgelände eine Notunterkunft machen. Das bedeutete gleichzeitig ohne Vorlauf einen Großeinsatz für Mitarbeiter des Landkreises und zahlreiche freiwillige Helfer.

„Die Ereignisse haben uns überrollt“, kommentierte Landrat Hermann Luttmann gegenüber der Presse am Freitag das, was innerhalb weniger Tage sich zum Thema Flüchtlinge getan hatte. Denn den ersten Planungen von Anfang Oktober, in der ehemaligen Kaserne zum November hin eine Erstaufnahmeeinrichtung mit dem Land als Betreiber zu installieren, folgt nun der Kurswechsel zu einer Notunterkunft mit dem Landkreis als zuständige Instanz – und das quasi ab sofort. „Wir rechnen damit, dass wir die 300 Menschen etwa vier bis fünf Wochen hier unterbringen“, so der Verwaltungs-chef. Dann soll möglichst schnell die Umwandlung in ein Erstaufnahmelager erfolgen – zunächst für die Dauer eines Jahres. Während andere Landkreise wie beispielsweise Verden bereits auf Turnhallen zurückgreifen müssen, ist Luttmann froh, das derzeit leerstehende Kasernengelände in der Hinterhand zu haben. „Wenn man so etwas betreiben will, ist nichts so geeignet wie eine Kaserne“, sagt Luttmann. „Wir haben dort die Quartiere sowie eine Großküche und einen Sportplatz.“ Der Freigabe als Aufnahmeeinrichtung gingen Gespräche mit dem Bund als derzeitigen Eigentümer als auch mit Joachim Behrens von der Firma JBS, die ab dem 1. Januar auf dem Gelände das Hausrecht hat, voraus. Luttmann sieht in der Spontanaktion auch ein Versäumnis des Landes: „Eigentlich ist seit dem Sommer deutlich, dass das Land die Aufgabe mit den Flüchtlingen so nicht bewältigen kann.“ Visselhövedes Bürgermeister Ralf Goebel sieht die Vorgänge mit einer gewissen Skepsis. „Man bemerkt ganz klar die Not des Kreises, auf die Schnelle agieren zu müssen. Ganz ehrlich: Dass die Flüchtlinge nur für fünf Wochen in der Kaserne untergebracht werden, wie der Landkreis mitgeteilt hat, das glaube ich nicht“, sagt Goebel während einer Stadtratssitzung am Donnerstag. „Und es werden mit Sicherheit auch zeitnah mehr als 300 Menschen ankommen. Das wird eine Herausforderung für uns alle.“ Einen großen Dank drückte Luttmann den Menschen aus, die dieser Tage mithelfen – Mitarbeiter des Landkreises unter der Leitung von Gerd Hachmöller, Feuerwehren, DRK-Kräfte und Polizisten sowie viele Helfer und Dolmetscher. „Sehr gute Unterstützung erfahren wir auch von den Rotenburger Werken und dem Diakonieklinikum“, sagt Luttmann. „Und vor allem von der Stadt Visselhövede, die das alles wohlwollend begleitet.“ Er hofft dabei auch auf Akzeptanz für die Flüchtlinge aus der Bevölkerung. „Wenn Menschen zu uns kommen, haben sie Anspruch darauf, aufgenommen und freundlich behandelt zu werden“, so der Landrat. Bisher sei die Stimmung bei der Bevölkerung noch nicht gekippt – aber angespannt. „Wir wollen helfen“, sagt Frank Holle, Bürgermeister der Samtgemeinde Tarmstedt. „Aber wir wollen wissen, wie es weiter geht.“ Die ungefähre Richtung ist für Luttmann deutlich: „Meiner Einschätzung nach sind wir noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Und die große Aufgabe der Integration steht uns auch noch bevor.“ Die Kaserne als Notunterkunft ist auch Thema einer Bürgerversammlung am Montag, 19. Oktober, ab 19 Uhr im Haus der Bildung in Visselhövede.

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