Kandidaten des Wahlkreises Rotenburg/Heidekreis ziehen Bilanz

Gewinner und Verlierer

Lars Klingbeil (links) feierte nach der Wahl mit seinem Team die Eroberung des Direktmandats.
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Landkreis Rotenburg. Bereits im Vorfeld der Bundestagswahlen hatten sich veränderte Mehrheitsverhältnisse angedeutet – und sie kamen auch: Der Fall der SPD geht weiter, die CDU büßte ebenfalls Wählerstimmen ein, die FDP kehrt ins Parlament zurück und die rechtspopulistische AfD schaffte mit 12,6 Prozent deutlich den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Die Stimmverteilung im Bund spiegelt sich auch im Ergebnis für den Wahlkreis Rotenburg I - Von Nina Baucke und Ann-Christin Beims. Heidekreis wider: CDU 37,7 Prozent, SPD 27,1 Prozent, Grüne 8 Prozent, Linke 5,9 Prozent, FDP 8,5 Prozent und die AfD mit 9,3 Prozent.

Doch obwohl die SPD das schlechteste Ergebnis seit 1949 einfuhr, gab es dennoch einen Gewinner im Wahlkreis: Lars Klingbeil. Dem Munsteraner gelang es, mit 41,2 Prozent der Erstimmen nach seiner dritten Bundestagskandidatur das Direktmandat zu erobern. Er gehe nun mit einem starken Mandat nach Berlin, so Klingbeil. „Das ist allerdings auch mit einer höheren Verantwortung verbunden.“ Er wird in der kommenden Legislatur jedoch der einzige Vertreter aus diesem Wahlkreis sein: Mit 36,1 Prozent der Erststimmen blieb CDU-Kandidatin Kathrin Rösel hinter ihm zurück, auch Platz 18 auf der Landesliste reichte nicht aus.

Beide sehen das Abschneiden ihrer Parteien kritisch. „Wir haben es nicht geschafft, das, was wir in den vergangenen vier Jahren an Erfolgen, wie beispielsweise bei der Rente oder dem Mindestlohn, erreicht haben, zu kommunizieren“, sagt Klingbeil. „Uns ist es nicht gelungen, die Menschen mitzunehmen“, sagt auch Kathrin Rösel.

Die Verluste von Unionsparteien und SPD bedeuten zugleich, dass sich mit der Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, Grüne und FDP ein neues Bündnismodell anbahnt. Auch wenn es für eine Große Koalition aus Union und SPD reichen würde: Die Sozialdemokraten kündigten nach der ersten Hochrechnung den Gang in die Opposition an. „Da es sich ja im Vorfeld abgezeichnet hatte, habe auch ich in Gesprächen mit der Führungsspitze darauf gedrungen“, so Klingbeil. „Jetzt ist die Gelegenheit, dass die Partei sich auf sozialdemokratische Werte besinnt, aber auch moderne Themen wie die Digitalisierung angeht. Und eine Europa-Partei wird.“ Er wolle das auf jeden Fall mitgestalten.

Rösel wiederum, die erst im vergangenen Jahr das Mandat von Reinhard Grindel übernommen und dafür ihre Stelle als Samtgemeinderätin in Wesendorf bei Gifhorn aufgegeben hatte, will sich nun „beruflich neu orientieren“, so die 46-Jährige.

Ein Gewinner des Wahlabends ist die FDP, die 2013 in die außerparlamentarische Opposition gerutscht war. Hendrik Jürgens, Kandidat der Liberalen im Wahlkreis Rotenburg I - Heidekreis, freut sich über den Wiedereinzug seiner Partei und das respektable Ergebnis im Wahlkreis. Taktisch klug bewertet er die Reaktion der SPD, sieht aber auch das mögliche Jamaika-Bündnis kritisch. „Es muss gewährleistet sein, dass wieder Politik für die Zukunft der Bundesrepublik gemacht wird. Besonders schmerzlich ist das Fehlen einer vorsorgenden Regierung, bei der Flüchtlingskrise zu sehen gewesen. Die dadurch heraufbeschworene Verunsicherung hat Parteien am rechten Rand stark gemacht.“ Politik müsse nicht zusammenhalten, sondern endlich wieder anfangen, attraktiv zu streiten.

Agnes Hasenjäger (Die Linke) bewertet das Ergebnis ihrer Partei mit einer Zunahme an Zweitstimmen im Vergleich zu 2013 im Wahlkreis positiv, ist aber mit dem bundesweiten Ergebnis nicht zufrieden. „Die Stimmen vom letzten Mal gehörten uns nicht. Da waren eine Menge Proteststimmen dabei. Und solche Stimmen sind diesmal mehr zur AfD gegangen.“ Diese biete keine Lösung für die von ihnen angeprangerten Probleme.

Michael Stewart (AfD) freut sich über das bundesweite Ergebnis seiner Partei, hat sich im Wahlkreis aber mehr Stimmen erhofft. „Die starken Ergebnisse von der FDP und den Grünen haben mich überrascht, ebenso das schwache der Union. SPD und AfD habe ich so erwartet. Ich habe eine Jamaika-Koalition vorausgesagt, so wird die AfD als Oppositionsführerin verhindert.“ Günter Scheunemann (Freie Wähler) und Ellen Gause (Grüne) waren bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.

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