Jan-Uwe Klee, Demeter: Bioprodukte stehen unter Preisdruck

20 Prozent sind zu erreichen

(sv). In Ihrer Regierungserklärung am 8. Februar formulierte die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft das Ziel, den Anteil der ökologisch erzeugten landwirtschaftlichen Produkte binnen zehn Jahren auf 20 Prozent der Gesamtproduktion zu erhöhen. Welch schwierige Aufgabe sich Renate Künast vorgenommen hat, kann Jan-Uwe Klee aus Stuckenborstel beurteilen. Er bewirtschaftet einen Biobetrieb und betreut zudem für den Demeter-Verband Händler und Verarbeiter von ökologischen Produkten in Norddeutschland.

Die rund 27 Milliarden Mark, die in Deutschland jährlich in den landwirtschaftlichen Sektor fließen, sollen in Zukunft vorrangig für ökologischere Landbewirtschaftung, artgerechte Tierhaltung, zum Schutz von Boden und Wasser und zur Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region verwand werden. Laut Agrarbericht werden zurzeit etwa 2,4 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet. "Das Ziel von Frau Künast kann nur erreicht werden, wenn neben der Umstellung auf Ökolandbau auch die Vermarktung und deren Strukturen entsprechend gefördert werden", gibt Jan-Uwe Klee zu bedenken. "Es gibt zur Zeit im Wesentlichen zwei Vermarktungsstrukturen für Ökoprodukte", so der Stuckenborsteler. "Auf der einen Seite ist der Fachhandel, bestehend aus Naturkostläden, Reformhäusern und der Direktvermarktung ab Hof. Auf der anderen Seite steht der sich seit zehn Jahren langsam entwickelnde Bereich der Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel." Dieser habe in der Vergangenheit die Preise, ähnlich wie im Bereich der konventionellen Produkte, erheblich gedrückt. In den vergangenen drei Jahren seien die Erzeugerpreise für Ökoprodukte um sage und schreibe 30 Prozent gesunken. "Flächen und Mengen bezogene Umstellungsförderungen auf Biolandwirtschaft ohne Vermarktungshilfen würden Erzeugerpreise für Ökoprodukte in drei Jahren um sage und schreibe 30 Prozent gesunken diesen Trend verstärken," warnt Jan-Uwe Klee. Die Einkommenssituation für Biolandwirte sieht laut Agrarbericht der Bundesregierung ohnehin nicht rosig aus. Ihr Gewinn liegt im Durchschnitt um zehn bis 20 Prozent unter dem vergleichbarer konventioneller Betriebe. Dennoch: "20 Prozent Marktanteil sind zu erreichen, wenn sich im Einzelhandel Einiges ändert", ist Klee sicher. "Man kommt mit seiner Ware nur ins Supermarkt-Regal, wenn man dafür bezahlt. Das funktioniert bei Ökoprodukten nicht, weil sie nicht genügend Umsatz machen und nicht die entsprechende Lobby im Hintergrund arbeitet. Das heißt, der Einzelhandel muss Ökoprodukte aus eigenem Interesse listen, Sortimente zusammenstellen und vor allem geschultes Personal bereitstellen, damit Ökoprodukte ihrem Inhalt und ihrer Aussage entsprechend an den Mann gebracht werden können." Die geringe Marktmacht der Ökoproduzenten wird durch unterschiedliche Vermarktungsstrategien der Ökoverbände zusätzlich geschwächt. Während Bioland und andere Verbände neben der Ab-Hof-Vermarkung den Verkauf über den Lebensmitteleinzelhandel forcieren möchten, fürchtet der Demeter-Verband den Preisdruck und hat sich entschlossen, seine Waren vornehmlich in den Naturkostläden anzubieten, um Exklusivität zu bewahren. Ob unter solchen Voraussetzungen ein einheitliches Öko-Label, wie es Ministerin Künast schaffen will, beim Kunden Vertrauen schafft, scheint fraglich.

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