Kommunalwahl: Uwe Gerlach will Bürgermeister werden - VON LARS WARNECKE

Der Zuspruch tut ihm gut

Uwe Gerlach an seinem heimischen Klavier. Als geprüfter Organist spielt er hin und wieder auch auf der Orgel in der Lauenbrücker Kirche. Foto: Warnecke
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Lauenbrück – Die Klaviatur im klassischen Sinne beherrscht Uwe Gerlach schon tadellos. Davon darf sich der Reporter beim Hausbesuch auch selbst gleich einen Eindruck machen. Gerlach haut kräftig in die Tasten. Ein flottes Jazz-Stück gibt der Mann, der Bürgermeister der Samtgemeinde Fintel werden möchte, zum Besten. Stellt sich die Frage: Kann der Lauenbrücker, der bisweilen noch so rein gar nichts mit kommunalen Verwaltungsangelegenheiten am Hut hatte, geschweige denn politisch aktiv ist, das Rathaus leiten? „Natürlich kann ich das“, betont der 55-Jährige. „Sonst wäre ich ja auch ganz bestimmt nicht zur Wahl angetreten.“ An Selbstbewusstsein, das wird im Gespräch klar, mangelt es ihm nicht.

Bekanntlich ist Gerlach der Einzelbewerber im Rennen um das hohe Amt – und damit im Vergleich zu seinen zwei politisch unterstützten Konkurrenten, die wie er aber keiner Partei angehören, auch auf den letzten Wahlkampf-Metern de facto auf sich alleine gestellt. Einen Nachteil sieht er darin nicht, im Gegenteil: „Ich denke, bei dieser Wahl geht es vor allem um die Person und nicht darum, von wem sie politischen Rückenwind bekommt.“

Gerade kommt der Kandidat aus dem Haus Wümmetal. Ein Trompetenständchen habe er den älteren Herrschaften gespielt – wie schon im letzten Jahr. „Ist schon toll, wie die Bewohner bei der Musik immer wieder aufblühen“, befindet er. Einen öffentlichkeitswirksamen Post bei Facebook und Instagram wird es von dem Termin nicht geben. Er sei, räumt er ein, halt kein Fan von sozialen Netzwerken. Wohl aber betreibt der zweifache Familienvater (zu den Gerlachs gehören weiterhin die Kinder Nela und Leon sowie Ehefrau Nale) seit ein paar Wochen eine eigene Website. Auf der stellt er sich und seine Ambitionen in aller Ausführlichkeit vor. Und natürlich ist er dieser Tage kräftig am Flyerverteilen, präsentiert sich hier und da für persönliche Bürgergespräche am Stand. „Mit Pingelbonbons, ich möchte das Ganze halt noch ein bisschen versüßen.“

Man merkt: Uwe Gerlach hat sich seit Bekanntwerden seiner Kandidatur zu einem richtigen Wahlkampfprofi gemausert. Mit dem Slogan „Aus der Samtgemeinde für die Samtgemeinde“ wirbt er um Stimmen. Und selbst aus seinem Vornamen wird plötzlich – in Anlehnung ans Englische – ein „U.WE“. Und dahinter: „Du, wir, gemeinsam“. Der gelernte Kommunikationselektroniker ist nicht nur musikalisch, nein, offenbar ist er auch noch kreativ.

Nur entscheidungsfreudig, das ist Gerlach mit Blick auf seinen Lieblingsort in der Samtgemeinde nicht. „Den einen Ort gibt es für mich auch gar nicht – wenn ich Tennis spiele, ist es der Tennisplatz, wenn ich zu Hause bin, dann ist es unser Garten“, sagt er schmunzelnd. Und wenn er in der Freizeit mit dem Fahrrad unterwegs sei oder es ihn zu Fuß in die Natur locke, dann sei er oft in Begleitung seiner Familie im Lauenbrücker Schulwald anzutreffen. „Dort bin ich wirklich immer wieder sehr gerne.“ Aktiv habe er sich damals gegen ein geplantes Betretungsverbot ausgesprochen – über eine Online-Petition. Gerlach war einer der Mitunterzeichner. Das Naturschutzgebiet kam – die damit einhergehenden Nutzungseinschränkungen kamen nach lautstarkem Protest seitens der Lauenbrücker nicht.

Aus solchen Aufenthalten schöpfe er unter anderem die Energie, die er für seinen Wahlkampf brauche. Und auch aus dem Zuspruch, den er aus der Bevölkerung erhalte. Die Familie halte ihm eh den Rücken frei. „Ich habe nebenbei ja auch noch einen Job, und freinehmen war wegen Urlaubsvertretungen in den letzten Wochen einfach nicht möglich.“

Herzblut und Ehrgeiz bringt der Einzelbewerber für das, was er sich gut vorstellen könne, allemal mit. „Jetzt wäre für mich der passende Zeitpunkt, ich habe richtig Bock drauf“, meint er mit Blick auf seine mögliche Wahl ins Bürgermeisteramt. Und wenn ihm die am 12. September nicht gelingen sollte? „Dann ist das auch ein Ergebnis – wo ist das Problem?“ Chancenlos, wie man vielleicht hinsichtlich seiner Ausgangssituation meinen könnte, sieht er sich selbst jedenfalls nicht. „Es gab schon so viele Fälle, wo der vermeintliche Außenseiter, der bisher nichts mit Verwaltung am Hute hatte, am Ende das Rennen gemacht hat.“ Und die durchweg positive Resonanz, welche er bisher aus der Bevölkerung erfahren habe, spreche eben auch dafür.

Wie er selbst den Wahlsonntag verleben werde? „Natürlich gehe ich erst mal wählen.“ Briefwahl sei bei allen Vorteilen dieses Mal für ihn keine Option. „Man ist da jetzt irgendwo auch verpflichtet, dass man sich zeigt.“ Im Rathaus der Samtgemeinde wolle er sich am Abend auch blicken lassen, ob als Gewinner oder Verlierer. Oder sollte es für ihn zwei Wochen später gar noch in eine Stichwahl gehen? „Wie auch immer“, sagt der Lauenbrücker, „wenn ich Bürgermeister werden sollte, werde ich meine Dankesrede ganz sicher aus dem Stegreif halten.“

Und wer weiß, vielleicht spielt Gerlach dann seinen Beglückwünschern auch noch ein kleines musikalisches Ständchen. Vielleicht Abbas „The Winner Takes It All“?

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