Der offene Mittagstisch in Fintel ist für alle da

Speisen und Klönen

Die Teams des offenen Mittagstisches kochen jeden Donnerstag für alle Bürger Fintels, die gerne in Gesellschaft essen möchten.
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Fintel. Der Saal im Gemeindehaus der Finteler Kirche ist fast voll besetzt, etwa 30 Personen sitzen dort in Gespräche vertieft beieinander, als pünktlich um 12.30 Uhr der Rollwagen mit vielen kleinen Schalen Tomatensalat hereingefahren wird.Wie jeden Donnerstag waren die Gäste aus dem gesamten Gemeindegebiet zur Kirche gefahren, um am offenen Mittagstisch teilzunehmen. Auf einem kleinen Tisch an der Seite steht die Menüreihenfolge für den heutigen Tag: Es gibt Fusili mit Bolognese-Sauce, Tomatensalat und Apfelschmaus.

„Viele der Tischgruppen sitzen jedes Mal zusammen. Es haben sich im Laufe der Zeit regelrechte Essensgemeinschaften gegründet“, so Lilian Bertram, Initiatorinund Organisatorin des Angebotes. Dabei ist ihr ganz wichtig zu betonen, dass es sich beim offenen Mittagstisch weder um ein Angebot der Kirche handele, wenngleich die Kirche das Gebäude stelle, noch handele es sich um ein Angebot für Bedürftige. Es ist ein offenes Angebot für alle, überkonfessionell und nicht an irgendwelche sozialen Schubladen gebunden. Als sie das Angebot vor 13 Jahren ins Leben gerufen hatte, war es eigentlich als eine Art Austausch zwischen Jugendlichen und Senioren gedacht. Damit beide Seiten miteinander ins Gespräch kommen können, so Bertram. Dann aber entwickelte sich die Situation anders als zunächst gedacht. „Am Anfang waren da immer ein oder zwei junge Menschen, die sich an der Tür rumdrückten. Denen war das wohl irgendwie zu komisch. Dann blieben sie ganz weg. Dafür hat sich das bei den älteren Leuten herumgesprochen, was wir hier tun“, meint Bertram. Wir, das sind etwa zehnPersonen, die in Zweierteams sich die Mittagsmenues überlegen, zubereiten und servieren. Dabei erhalten die Kochteams immer noch spontan zusätzliche Hilfe, beim Servieren, kochen und abspülen. Ohne diese Helfer würde es sehr schwer werden, das Angebot noch aufrecht zu erhalten, das weiß auch Bertram. „Gerade das Abspülen und wegräumen von so einer Menge Besteck, Geschirr und Kochtöpfen kostet eine Menge Zeit. Und wir wollen ja die Räumlichkeiten so sauber hinterlassen wie wir sie vorgefunden haben“, sagt sie.

Damit alles gut klappt und die Gäste pünktlich ihr Essen auf dem Tisch haben, treffen sich die Teams schon am Tag vorher zum Einkaufen. Jedes Team habe dabei seine eigenen Spezialitäten, sorge aber immer wieder auch für Abwechslung und probiere Neues aus. Bertram selbst hat mit der Organsiation und Disposition der Kochteams genug zu tun, damit der reibungslose Ablauf garantiert ist, denn: „Die Leute verlassen sich auf uns, deswegen muss immer zugesehen werden, dass Ersatz bereit steht, falls ein Team einmal ausfallen sollte. Wichtig ist, dass es allen schmeckt und dass niemand hungrig vom Tisch aufsteht. Allerdings sei es nur ganz am Anfang geschehen, dass es einmal eng wurde mit den Portionen, inzwischen sei meist genug übrig, sodass die Teams und Gäste noch Essen mit nach Hause nehmen könnten. „Hungrig geht uns hier niemand raus“, meint Bertram und lacht.

Waren es anfangs noch unter zehn Personen, die das Angebot des offenen Mittagstisches genutzt haben, so steigerte sich die Anzahl der Gäste im Laufe der Jahre bis sie sich irgendwann auf dem heutigen Niveau einpendelte. „Wir haben hier immer zwischen 30 und 40 Personen zu Gast“, so Bertram. Und damit benennt sie auch gleich zwei Seiten der Medaille: auf der einen Seite sei es schön, soviele Leute zum gemeinsamen Essen zu Besuch zu haben, auf der anderen Seite schrecke aber diese Anzahl ganz häufig potenzielle Interessenten für die Kochteams ab. Dabei mache es eigentlich wenig Unterscheid, ob zehn oder 30 Personen zum Essen kämen. „Der Unterschied liegt eigentlich nur in der Menge, die in die Töpfe kommt und dem Volumen was eingekauft werden muss. Die einzelnen Schritte beim Kochen sind dieselben“, weiß Bertram zu berichten. Auch sei die Küche mit allem ausgestattet, was das Kochen für eine solche Gruppengröße erleichtert. Schon deswegen sei Bertram der Kirche dankbar, dass man ihnen seit nun fünf Jahren die Räumlichkeiten und die Einrichtung zur Verfügung stellt. „Die wissen zwar, dass wir kein kirchlicher oder christlicher Verein sind, begrüßen aber den diakonischen Gedanken hinter der Idee. Sich um die Mitmenschen zu kümmern, ist schließlich eine Idee, die nicht nur im Christentum verbreitet ist.“

Der offene Mittagstisch wird jeden Donnerstag von 12.30 Uhr bis 15 Uhr angeboten, lediglich an Feiertagen entfällt das Angebot, denn da möchten die Team auch gerne bei der Familie sein. Zu Weihnachten und Ostern gibt es meist besondere Angebote, so wird zum Beispiel am Donnerstag vor Heiligabend ein Büfett aufgebaut, zu dem jedes Team ein Gericht beisteurt. Ein zusätzliches Gericht wird gemeinsam ausgesucht und extern bestellt. Außerdem sind zu diesen Anlässen die Tische festlich dekoriert.

Da aber nicht nur die Gäste jedes Jahr älter werden, sondern auch die Teams, sucht die Organisation nun weitere Interessierte, die gerne für andere kochen mögen, die Freude am gemeinsamen Essen haben und sich einmal im Monat die Zeit nehmen können, für ihre Mitbürger da zu sein. Auch weil es für die anderen Teams dann einfacher werde, einmal eine Auszeit zu haben. „Je mehr Kochteams wir haben, desto seltener müssen die einzelen Teams im Einsatz sein“, meint Bertram und ergänzt: „Wobei es bei uns kein Muss gibt, denn das Kochen macht allen viel Spaß.“

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