Arbeitskreis „Wegeseitenränder“ vermittelt zwischen Politik und Agrar

Hilfe von oben

Die Mitglieder vom Arbeitskreis "Wegeseitenränder" agieren als Mediatoren zwischen Politik und Landwirtschaft.
 ©Joris Ujen

Lauenbrück (jo). Seit mehreren Jahren appelliert der Landkreis Rotenburg an die Landwirte, Wegeseitenränder, die sich größtenteils im Besitz der Städte und Gemeinden befinden, nicht zu überpflügen. Durch die Missachtung können an den betroffenen Stellen keine Biotope für Pflanzen und Tiere entstehen. Die Samtgemeinde Fintel sammelt in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten seit mehr als einem Jahr Ideen, um das Problem zu lösen und der Natur mehr Freiraum zu geben. Hilfe kommt dabei von oben.

Die Ortschaften Fintel, Lauenbrück, Vahlde, Helvesiek und Stemmen, vertreten durch ihre Bürgermeister, hatten deswegen den Arbeitskreis „Wegeseitenränder“ gegründet. Um über ihren Fortschritt und konkrete Planungen zu berichten, lud die Gruppe jüngst zum Pressetermin ins Lauenbrücker Rathaus ein. Zwei der Ortsvorsteher stehen unmittelbar in Kontakt mit der Problematik: Jürgen Rademacher (Vahlde) als Landwirt und Reinhard Trau (Stemmen) als Landwirtschaftsmeister. Vorwürfe mache der Arbeitskreis den meisten Landwirten nicht: „Es ist eine Tatsache, dass viele Wege überpflügt werden, aber ohne böse Absicht“, betonte Landschaftswart Arthur Thiel, der auf Anraten des Kreistages das Gruppenprojekt in die Wege geleitet hatte.

Das Miteinander sei beim Umgang mit den Wegeseitenrändern entscheidend: „Es geht nur in Kooperation mit der Landwirtschaft“, betonte Wilfried Behrens, Fintels neuer Bürgermeister.

Eine von beiden Parteien oft gern gesehene Lösung, ist die Anpflanzung von Blühstreifen, die nicht nur schön anzusehen, sondern auch der Flora und Fauna dienlich sind. Rademacher ging mit gutem Beispiel voran: Nachdem auch er versehentlich einen Weg überpflügt hatte, bepflanzte er seinen Ackerrandstreifen auf eigene Kosten, berichtete er.

Anhand von Luftbildern, die das Katasteramt Rotenburg auf Anfrage zur Verfügung stellt, müssen keine kostspieligen Vermessungen mehr bei der Bestandsaufnahme durchgeführt werden. So kann der Arbeitskreis am Computer Überpflügungen entdecken und entsprechend reagieren. Volker Behrens, Fachdienstleiter Bau und Planung, fiel bei der Observation aus der Luft auf, „dass nach Einführung der kaufmännischen Buchhaltung, nach der jeder Quadratmeter Grund und Boden als Gemeinde-Eigentum bewertet werden muss, sich einiges im Landschaftsbild verändert hat und mit der Realität nicht mehr übereinstimmt.“

Über die Jahre hinweg sind viele Wege und Gräben gänzlich verschwunden und „viele wissen gar nicht mehr wo diese ursprünglich überhaupt waren“, erklärte Rademacher. „Es entanden aber auch Neue“, ergänzte Trau. „Was sinnvoll ist, kann man auch so belassen wie es ist. Denn Flurstücke sollen nicht kaputt gehen.“ Ein Weg quer durch die Schläge solle schließlich vermieden werden.

Dass Landwirte vorsätzlich Gemeindeboden überpflügen und für sich beanspruchen, wies Cord Renken vom Landvolk-Kreisverband Rotenburg-Verden zurück: „Diese Kritik brauchen wir nicht. Das haben wir Landwirte gar nicht nötig“, machte er im Gespräch deutlich. Er und seine Kollegen vom Arbeitskreis wollen gemeinsam eine Sprache sprechen und als Mediator zwischen Politik und Landwirtschaft dienen.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser