Dorfrandgestaltung – nicht nur eine Frage des Dorfbildes - Von Christiane Looks

Am Rande

Diese stattliche Eichengruppe am Ortsrand von Riekenbostel ist jetzt als Naturdenkmal eingetragen. Foto: Joachim Looks
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Riekenbostel. 1980 in den Ahauser Gemeinderat gewählt, hatte ich die Gelegenheit im Bus der regionalen Bereisungskommission für den damaligen Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ Ulrich Nickel kennen- und erleben zu dürfen. Baudirektor Nickel hatte diesen bundesweiten Wettbewerb lange Zeit im Landkreis Rotenburg betreut.

Nach Kritik von außen an den bundeseinheitlichen Bewertungskriterien, die Verschönerungsmaßnahmen in den Mittelpunkt einer Teilnahme stellten, verschoben neue Kriterien den Akzent und der Wettbewerb hieß nun „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“, ehe mit dem seit 2007 auf „Unser Dorf hat Zukunft“ verkürzten Titel eine weitere Änderung erfolgte, mit der Kultur, Tradition und Grundvoraussetzungen eines Dorfes stärker Beachtung finden sollten, als dieses früher geschah.

Nickel kommentierte Positives während der Bereisung kenntnisreich, aber auch Negatives, das sich nicht mit der Absicht des Wettbewerbs zu jener Zeit vertrug, Dörfer durch Grüngestaltung und respektvollem Umgang mit vorhandenen Gebäuden attraktiver werden zu lassen, um Landflucht vorzubeugen. So manch einer wurde enttäuscht, dass sein gut gemeinter Beitrag, einen aussortierten und farblich aufgewerteten Traktorreifen mit bunten Blumen zur Dorfverschönerung zu bepflanzen, wenig Beifall fand, ebenso wie die damals gerne verwendeten Jägerzäune, die sich farblich mit Altöl praktisch auffrischen ließen. Immer gut kam dagegen an, wenn sich ein Ortsrand nicht abrupt in der Landschaft darbot, sondern in die Umgebung eingebunden wurde, Wege in die Dörfer durch Hecken begleitet waren und sich innerorts über entsprechende Wegebepflanzung entlang der Dorfstraßen fortsetzten.

Es war lange Zeit typisch, dass Ortsränder durch Bäume oder Gehölze geprägt wurden. Sie schufen den Übergang von drinnen nach draußen. Drinnen, das war die überschaubare, dörfliche Welt. Draußen dagegen ließ sich nichts so leicht überblicken. Im Mittelalter mit seinen verheerenden Feldzügen verhalf eine dichte, einem Verhau ähnelnde Dornenhecke rund um ein Dorf einen gewissen Schutz, versprach in stürmischen Gegenden Windschutz. Es macht bis heute Sinn, wenn Neubaugebiete eingegrünt werden, obwohl die Neuen vielleicht eher einen freien und nicht grünen Ausblick hätten und moderne Häuser auch nicht mehr so zugig sind, wie alte Gebäude.

Eingegrünte Dorfränder bieten viel. So sind sie bei manchen Dörfern bis heute nicht nur durch stattliche Bäume oder naturnahe Gehölzgruppen eingegrünt, sondern alte Obstgärten bis heute erkennbar, die Höfe in Ortsrandlage gegen die Feldmark abgrenzten. In ihnen können historische Züchtungen entdeckt werden, die aus der Mode kamen, sich aber in alten Appelhöfen hielten. Sie erfuhren oftmals wenig Pflege, boten jedoch ein Paradies für Vögel, Fledermäuse und Insekten, die hier Lebensräume fanden, nach denen in aufgeräumten Siedlungen zumeist ohne Ergebnis gesucht wird. Es ist bedauerlich, wenn gerade solche wertvollen Appelhöfe am Dorfrand überbaut werden. Entsprechende Ausgleichsmaßnahmen ersetzen nicht den ökologischen Wert des Verlorengegangenen.

Der Tipp zu diesem „Rand“-Thema führt Interessierte nach Riekenbostel, nicht zu einem Appelhof, aber einer vorbildlichen Ortsrandeingrünung.

Wer von Kirchwalsede Ortsmitte aus zunächst die K 206 Richtung Großem und Kleinem Bullensee nimmt, dann aber gut 250 Meter nach dem Ortsausgang nach rechts in die K 209 Richtung Brockel/Bothel abbiegt, wird nach gut drei Kilometern Riekenbostel erreichen. Schon beim Näherkommen fällt am linken Dorfrand die Ortseingrünung auf. Sie verläuft entlang der Straße „Am Höllen“. Wer in diese sehenswerte Dorfstraße einbiegt und ihr bis zum Ende folgt, erlebt unmittelbar, was es bedeutet, wenn der Übergang eines Dorfes in die Feldmark sanft gestaltet wird. Einen besonderen Höhepunkt bietet die stattliche Eichenreihe eines Hofes rechts der Straße in der sanften Rechtskurve zum Straßenende hin. Nicht verwunderlich, dass die drei mächtigen Eichen in der Kurve als Naturdenkmale eingetragen wurden – ein Lob für den über Generationen nachhaltigen Umgang mit diesen ehrwürdigen Bäumen.

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