Corona: Gesundheitsamt und Landrat bitten um Geduld - Von Jens Loës

Nicht so rasch vorbei

Das Kreishaus in Rotenburg: Die Verantwortlichen des Landkreises sehen die erste Corona-Welle als weitstgehend überstanden an. Foto: Jens Lou00ebs
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Rotenburg. „Die Kollateralschäden sind höher, als das was wir bislang durch die Pandemie erlitten haben.“ Landrat Hermann Luttmann wünscht sich umfassende Lockerungen, um möglichst schnell weider ein halbwegs normales Wirtschaften zu ermöglichen. Doch der Rotenburger Landrat weiß auch, dass bis zu diesem Ziel noch ein weiter Weg auf die Bürger des Landkreises wartet. „Wir müssen weiter an den Basismaßnahmen festhalten und einen langen Atem beweisen“, sagte auch Carmen Menzel vom Gesundheitsamt bei einer kürzlich einberufenen Pressekonferenz. Beide wiesen aber auch auf die sehr gute Entwicklung in Sachen Neuinfektionen hin.

„Die Entwicklung in unserem Landkreis war von Anfang an eher flach. Wir hatten aber auch das Glück, dass keine von außen hereingetragenen Hotspots entstanden“, so Menzel. „Wir konnten immer gut nachdrehen und haben so bereits die erste Welle überstanden.“ Dabei wies Menzel darauf hin, dass die vom Robert-Koch-Institut als kritische Zahl betrachteten 50  Infizierten auf 100.000 Einwohner viel zu hoch gegriffen sein. „In der heiklen Phase zwischen 17. März und 24. April hatten wir gerade einmal eine Quote von 15  Infizierten auf jene 100.000 Einwohner. Und schon dafür haben wir massiv umstrukturieren müssen. Bei 50 auf 100.000 wären wir absolut überlastet.“ Am besten sei es, man würde bereits eine Zahl von zehn Infizierten als kritisch betrachten und hätte dann die Möglichkeit entsprechende Hilfen anzufordern.

Heike von Ostrowski, Leiterin des Dezernats II des Landkreises, hält vor allem die Umsetzung der verschiedenen neuen Verordnungen für problematisch. „Vor allem die vielen Auslegungsmöglichkeiten machen es nicht unbedingt einfacher, die verschiedenen Verordnungen umzusetzen.“ Schließen sei in diesem Sinne deutlich einfacer als Lockern, da jede Lockerungsstufe neue Teillösungen mit sich bringe. „Von Mal zu Mal wird es immer schwieriger, einen Überblick über die Gesetzeslage zu bekommen“, so von Ostrowski. In diesem Sinne sprach sie, genau wie auch Landrat Luttmann, der Bevölkerung einen Dank für die breite Akzeptanz der Verordnungen aus – das sei alles andere als selbstverständlich. Es stelle sich ihr die Frage, ob es nicht möglich sei, alles auf einige wenige Grundregeln zu reduzieren. „Es ist nicht leicht, Entscheidungen zu treffen, wenn die Antworten, die wir aus Hannover bekommen, von Tag zu Tag variieren.“ Hoffnungsvoll wagt sie einen Blick in die Zukunft und ist sich sicher, dass zumindest vorerst keine Eskalation der Situation zu erwarten sei. Vor allem, wenn sich alle weiterhin an die Kontaktbeschränkungen hielten. „Man muss den Leuten auch Vertrauen entgegenbringen. Bislang ist das auch nicht enttäuscht worden“, ergänzt Luttmann hierzu. Als nächstes möchte der Landkreis die Tests intensivieren. Wenn jemand Atemwegsbeschwerden habe, dann solle er sich testen lassen. „Es kann sich jeder, der über derlei Beschwerden klagt, testen lassen. Kosten fallen dafür keine an, die Kassen übernehmen das“, erklärt Luttmann. Derartige Tests können inzwischen in jeder Praxis gemacht werden, eine telefonische Voranmeldung ist aber immer noch nötig. Andererseits hielte er auch nichts von einem sogenannten „Screening ins Blaue“. Schließlich könne der Stand nach dem Screening schon einen Tag später wieder veraltet sein. Ein Problem, das vielfach unterschätzt werde, sei die Einweisung von älteren Menschen in Pflegeheime, so Luttmann. Dort bestünde theoretisch die Pflicht, eine Quarantänezeit einzuhalten, das sei aber praktisch nicht umsetzbar. Dabei sieht Luttmann dringenden Nachbesserungsbedarf. „Die somit eventuell nicht mögliche Einweisung Pflegebedürftiger ist eine Problem, das nicht haltbar ist“, erklärt Luttmann. Zudem wollen man jetzt auch verstärkt die Gemeinschaftsunterkünfte in der Landwirtschaft kontrollieren, um auch dort mögliche Hotspots zu verhindern. Menzel machte noch einmal deutlich, dass die erste Welle zwar überwunden sei, man sich aber keinesfalls ausruhen könne, sondern in die Vorbereitungen auf die kommende Welle gehen müsse. „Wenn die sich genauso flach ergibt, wie die erste, so bin ich sicher, dass wir alles mit eigenem Personal stemmen können“, so die Vertreterin des Geundheitsamtes. Sollte der Ansteig dieses Mal drastischer ausfallen, so könne man sich aber problemlos Hilfe von außen hinzu holen. „Dann müssen wir auch wieder über erneute Schließungen nachdenken“, so Menzel. Auch Luttmann ruft die Bevölkerung zu einem langen Atem auf. „Bis ein wirksamer Impfstof entwickelt ist, werden wir mit den Einschränkungen im Alltag leben müssen. Wir müssen akzeptieren, dass dieses Virus kein einfaches Grippevirus ist“, so der Rotenburger Landrat. Die Probleme für die Wirtschaft hat Luttmann dabei aber deutlich vor Augen. „Wenn sich nicht bald etwas ändert, erleben wir hier die größte Rezession seit 100 Jahren. Gerade auch für die Gastronomie ist ein wirtschaftlicher Betrieb unter den gegenwärtigen Umständen nicht gegeben“, erklärt Luttmann seine Sorgen.

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