Y-Trassen-Gegner feiern Sieg nach langem Engagement - Von Janila Dierks

Als Brockel „brannte“

Gemeinsam erinnerten sich die BBU-Mitglieder an ihr langes Engagement.
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Brockel. 25 Jahre Widerstand gingen am vergangenen Wochenende im Brockeler Schützenholz zu Ende: Denn dort traf sich der Umweltschutzverband Bothel/Brockel, kurz BBU, der während der vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich gegen die sogenannte Y-Trasse gekämpft hatte. Im Dezember vergangenen Jahres war dann endlich eine Lösung im Streit um den geplanten Streckenneubau zur besseren Anbindung im Personen- und Güterverkehr gefunden worden: Es gilt nun Ausbau vor Neubau – ein Slogan, mit dem die Mitstreiter des Vereins von Beginn an geworben haben.

Viele Gäste waren auf Einladung der BBU gekommen: Politiker, Vereinsmitglieder und Gäste blickten zurück auf die vielen Aktivitäten und Aktionen, die der Verband organisiert und mitbegleitet hatte. Ein letztes Mal holten sie die gelben T-Shirts raus und verschenkten die letzten Schirmmützen an die anwesenden Kinder. Aufgedruckt überall das schwarze „NEYN“ als Logo, das auf Schildern und Plakaten in der ganzen Region viele Jahre zu sehen war. Mit Erleichterung, Stolz und fast etwas ungläubig, mit einer guten Lösung aus dieser langen Debatte hinauszugehen, stöberten die Anwesenden in Erinnerungen.

Die erste Vorsitzende der BBU, Evelyn Rathjen, fasste in ihrer Rede die wesentlichen Eckpunkte der Arbeit der BBU noch einmal zusammen: 1999 hatte sich zuerst eine Bürgerinitiative formiert, aus der später der eingetragene Verein Umweltschutzverband Bothel/Brockel wurde. Der Bauplan der Trasse war bereits 1992 zum ersten Mal skizziert und 1994 dann in das Raumordungsprogramm aufgenommen worden. Bei anfänglich drei möglichen Streckenverläufen fiel das Hauptaugenmerk schnell auf die erste Variante – die auch Brockel betraf.

„Ich erinnere mich noch an die allererste Veranstaltung 1999, geleitet von Dirk Eberle und Marianne Dekkers: Die Kneipe war brechend voll“, erinnerte sich Rathjen. „Besonders in Erinnerung geblieben ist mir zum Beispiel die Lichterkette im Jahr 2000“, so Rathjen mit Stolz in der Stimme. Auch für Eberle – bis zu seiner Wahl zum Samtgemeindebürgermeister 2014 der erste Vorsitzende der BBU – war dies eine der beeindruckensten Aktionen. „Ich habe damals die Presse abgeholt und wusste gar nicht wie es lief. Erst am Telefon sagte man mir ‚Brockel brennt‘ und als wir dann an die Strecke kamen, waren da ein paar tausend Menschen mit Fackeln und Taschenlampen. Das war schon ein wirklich großer Moment.“

Dazu kamen später ein gerüstlicher Nachbau des geplanten Bahndamms, ein Wald- und Wiesenfest mit Pflanzaktion, ein Foto- und Malwettbewerb und Demonstrationen, zu denen die BBU aufgerufen hatte. 2014 stellte die Bahn dann weitere Alternativen zur Y-Trasse vor, und mit Beginn eines Dialogforums 2015 kam schließlich die Wende: Ausbau statt Neubau, das, war seit Jahren das Motto der Y-Trassen-Gegner aus der Region gewesen war. Wie genau der Ausbau nun aussehen wird, „das ist noch ein weiter Weg für alle, die daran weiterarbeiten“, blickte Rathjen in die Zukunft.

Doch die BBU ist an ihr Ziel gekommen. „Wir haben unser Soll erfüllt, und darüber können wir stolz und glücklich sein. Unser größter Erfolg ist wohl, dass wir bei allen Diskussionen immer auf sachlicher Ebene geblieben sind“, schloss Rathjen. Auch Eberle sah diese Art der Arbeit als etwas Besonderes an: „Wir haben immer Argumente geliefert, wie es anders gehen kann, und unser Vorschlag wurde schließlich angenommen.“

Dabei war die Erfolgsaussicht durchaus nicht immer gegeben. „Zwischendurch haben wir selbst nicht mehr daran geglaubt, aber jetzt ist es vorbei“, stellte Eberle zu Beginn seines Grußwortes fast etwas ungläubig fest. Vor allem habe die jahrzehntelange Arbeit aber auch gezeigt, dass „die da oben“ nicht einfach machen können, was sie wollen, betonte der langjährige Vorsitzende. Doch auch auf persönlicher und beruflicher Ebene habe diese Zeit Eberle stark beeinflusst und viele tolle Menschen kennenlernen lassen. „Das Resümee für mich ist, dass es sich lohnt, sich einzubringen“, fasste Eberle seinen Standpunkt zusammen.

Als Vertreter aus der Politik waren sich Landrat Hermann Luttmann (CDU), die Landtagsabgeordnete Mechthild Ross-Luttmann (CDU) sowie der Bundestagsabgeordneter Lars Klingbeil (SPD) einig: „Auf Bundesebene hat jede der großen Parteien auf einem ihrer Parteitage Beschlüsse für die Y-Trasse gehabt, doch auf lokaler Ebene waren viele der Politiker dagegen“, fasste Luttmann zusammen. Dann sei es oft nicht leicht, Mitstreiter in der Partei für die eigene Sache zu finden, ergänzte Ross-Luttmann, die selbst Mitglied in der BBU ist.

Klingbeil schloss sich seinen Vorrednern an. „Ihr habt mich überzeugt“, sagte er zu Rathjen und ihren Mitstreitern. Auch sollten andere nun von solchem dauerhaften und konstruktiven Engagement lernen und profitieren: „Da ihr ja alle jetzt nichts mehr zu tun habt, könnt ihr anderen helfen, auch so konsequent zu sein“, appellierte Klingbeil mit einem Augenzwinkern.

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