Fintel feiert Schützenfest • Gruszcynski vor historischem Titel

Hattrick in Sicht

Die aktuelle Königsfamilie des Schützenvereins Fintel. Foto: Norbert Gruszczynski
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Fintel (jl). Als der „Schießverein Fintel“ im Jahr 1871 gegründet wurde, hob man ihn gleichsam zusammen mit dem Deutschen Reich aus der Taufe. Das Land hatte einen Kaiser, und es war ohne Weiteres möglich, von Konstanz nach Kaliningrad zu reisen, ohne einmal die Landesgrenzen zu verlassen. Heute, vor dem 148. Schützenfest in Fintel stellt sich die Situation etwas anders dar.

Der Kaiser hat vor mehr als 100 Jahren abgedankt, das Land wurde besetzt, geteilt und wieder vereinigt, und wer heute von Konstanz ins ehemalige Königsberg reisen möchte, muss schon mehr als eine Landesgrenze passieren. Monarchie, Diktatur, Demokratie – die Einwohner dieser Nation waren auch konstantem Wandel unterworfen, ehe sich eine relativ lange Phase der Ruhe und des Friedens in einem gemeinsamen Europa durchsetzte. In Fintel selbst gab es die ganze Zeit über eine Konstante: den Schützenverein.

Aufgrund der langen Lebensdauer des Vereins und der angesprochenen Umwälzungen im Land sind die Aufzeichnungen aus der Frühzeit verloren gegangen, eine erste Mitgliederzählung liegt erst für das Jahr 1890 vor. Damals konnte der Verein mit 31 Mitgliedern aufwarten. Uniformen waren zu der Zeit zwar keinesfalls verpönt, man befand sich schließlich im wilhelminischen Deutschland, aber leider zu kostspielig, sodass der Verein seinen Mitgliedern lediglich Hüte gegen eine Leihgebühr zur Verfügung stellte. Auch das Sportgerät der Schützen war ein klein wenig schwerer als das heutige Äquivalent. Man schoss mit Gewehren des Typs 71/84 oder 88 im Kaliber 11 und 8 Millimeter. Und auch wenn das Landratsamt hin und wieder die Sicherheitsvorkehrungen auf und den Schießstand als solchen bemängelte, so herrschte auch aufgrund der Sportgeräte eine strikte Disziplin, die bereits das Marschieren ohne Waffe mit 50 Pfennigen ahndete. Wer jetzt meint, das sei aber eine lächerlich kleine Summe sollte ich sich vor Augen führen, dass der Verein im Jahr 1906 zwei Gewehre Typ 71/84 für 20 Mark kaufte – der heutige Preis für nur ein solches Gewehr dürfte diese Summe um ein Vielfaches übersteigen. Auch die Annehmlichkeiten für Schützen und Gäste bei Training oder Feierlichkeiten waren nicht zu vergleichen mit dem Schützenfest, dass der Verein am Samstag, 20 Juli, und am Sonntag, 21. Juli, zu feiern plant. Hier hat Heidi Gruszczynski in der Tat die Möglichkeit, Historisches zu leisten: Noch nie ist es einer Person gelungen, dreimal hintereinander Gästekönigin von Fintel zu werden. Aus den Jahren nach 1909 ist dann sehr wenig überliefert, denn wie auch an anderen Orten, so forderte auch in Fintel der Krieg seine Opfer. Viele Schützen tauschten den Typ 88 gegen den Typ 98 ein und kehrten anschließend nicht mehr heim. Nach dem Krieg und den Problemen, die Inflation, Arbeitslosigkeit und Landratsamt mit sich brachten, gelang es dem Verein ein neues Grundstück für Schießstand und Vereinsheim zu finden und die Gebäude in gemeinschaftlicher Arbeit von einem auf das andere Grundstück umzubauen. Auch wurde ein Schießstand für Kleinkaliber errichtet, der Verein trat dem deutschen Schützenbund bei und entging so dem staatlichen Verbot. Die Weltpolitik ließ aber erneut die Schützen nicht in Ruhe, denn die deutsche Wehrmacht überfiel das Nachbarland, und die Schützen mussten in den Krieg ausrücken, von wo aus viele nicht mehr zurückkehrten. Ein Bericht des Rotenburger Anzeigers aus dem Jahr 1886 zu den Festivitäten in Fintel offenbart aber auch die lyrischen Fähigkeiten der Schützen, denn Eintrittspreise wurden damals beim Schützenfest in Versform auf Plakaten ausgeschrieben: Wer föftein gift, hat Danzen free/ Es kost vörn Herrn 2 1/2 Entree/ Fief Groschen gift wohl jede Deern/ Dat kann förwahr so leg nich weern/ Is see en Schütz sin Dam oder Brut/ So gift se keenen Pennig ut/ Wer gar nix gift, den Smiet wie rut.

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