Erstes Anrufsammeltaxi nimmt in Bothel Betrieb auf - Von Nina Baucke

Lückenschluss

Dieter Schmidt (von links), Christa Schmidt, Dietmar Opalka, Dirk Eberle und Torsten Lühring freuen sich über den Start des Anrufsammeltaxis u2013 ein Pilotprojekt für den Landkreis. Foto: Nina Baucke
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Bothel. „Das bringt sicher Glück“, kommentierte Christa Schmidt, als sie am Donnerstag an der Bushaltestelle vor der Botheler Schule ein Ein-Cent-Stück aus dem Laub fischte. Glück für das Anrufsammeltaxi, kreisweit ein Pilotprojekt, das an diesem Tag in Bothel seinen Startschuss erlebte und das eine weitere Nahverkehrslücke im Landkreis schließen soll.

Christa und Dieter Schmidt vom Rotenburger Unternehmen Julia Reisen bedienen mit ihrem Team künftig unter dem Namen „Ast-row“ (Anrufsammeltaxi Rotenburg) die beiden Linien, 888 mit Startpunkt Söhlingen und 887 von Süderwalsede aus – beide führen über Bothel bis hin zum Rotenburger Bahnhof und wieder zurück.

Mit der ersten Fahrt am vergangenen Donnerstag begann nicht nur ein neues Kapitel des Nahverkehrs im Landkreis: „Seit drei, vier Jahren arbeiten wir konkret daran, aber sogar schon mein Vorvorgänger hat sich mit dem Nahverkehr in der Samtgemeinde Bothel beschäftigt“, so Samtgemeindebürgermeister Dirk Eberle. „Wir haben uns lange schon gefragt, wie wir das Problem mit den Verkehrsanbindungen hier lösen. Um so mehr freuen wir uns, dass wir die erste Kommune im Landkreis sind, die auf dieses System Zugriff haben.“ Das gilt auch für den Landkreis: „Grundsätzlich sind wir schon froh darüber, dass wir drei Bahnlinien im Kreisgebiet haben, zumal die zwischen Hamburg und Bremen zu einer der meistgefahreren gehört“, erklärte der Erste Kreisrat Torsten Lühring. „Das Problem war nur immer, wie man dorthin gelangt.“ Seit einigen Jahren sorgen Bürgerbusvereine flächendeckend für eine Anbindung bis in die kleinen Dörfer hinein – nur nicht in Bothel. „Und alle zwei Stunden einen Bus fahren zu lassen, rechnet sich nicht“, so Lühring. „Daher gibt es eine Tendenz zu flexiblen Modellen, die sich auch nach dem Start bedarfsgerecht anpassen lassen.“ Wie dem Anrufsammeltaxi, das schon länger in anderen Regionen, auch im Hamburger Raum, Lücken schließt. Bei allem ist Lühring eines wichtig: „Das Anrufsammeltaxi soll keine Konkurrenz zu den Bürgerbussen oder zum Taxigewerbe sein, sondern eine Ergänzung.“ Das betonte auch Dietmar Opalka, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Nord Ost Niedersachsen: „Die Anrufsammeltaxis fahren dort, wo es sonst nichts gibt. So lassen sie sich auf die Bedürfnisse der Gemeinden ausrichten.“ Derzeit gibt es weitere Gespräche, auch die nahverkehrstechnisch weißen Flecken in der Mitte des Landkreises zu beseitigen – laut Lühring steigen nun auch die Samtgemeinden Zeven, Tarmstedt und Sittensen in die Planungen ein.

Der Fahrplan sieht auf beiden Linien alle zwei Stunden eine Fahrt vor – die allerdings nur stattfindet, wenn jemand eine Stunde vor der ausgewählten Abfahrtszeit das Anrufsammeltaxi unter der Telefonnummer 04261/9831111 anfordert. Eine Fahrt kostet dann sechs, ermäßigt fünf Euro. Die Abfahrt erfolgt von den Haltestellen aus, wer beispielsweise vom Rotenburger Bahnhof zurück Richtung Söhlingen oder Süderwalsede will, kann sich dort zum gleichen Preis sogar bis vor die Haustür fahren lassen. „Allerdings sind Richtung Rotenburg nur Bothel und Rotenburg als Zielorte möglich“, so Eberle. Bedeutet: Eine Fahrt mit dem Anrufsammeltaxi beispielsweise von Süderwalsede nach Riekenbostel ist nicht machbar.

In Kürze geht auch eine Internetseite mit dem Fahrplan unter www.ast-row.de online, zudem soll demnächst die Anforderung auch über eine Smartphone-App möglich sein. „Das wäre sogar in acht Landkreisen dieser Region, die bereits Anrufsammeltaxis haben, ein Pilotprojekt“, so Opalka.

Die Kosten sind laut Lühring überschaubar: 5.000 Euro kommen pro Jahr von der Samtgemeinde, weitere 8.000 Euro steuert der Landkreis bei, dazu kommen einmalig 10.000 Euro für den Start – unter anderem für die Beschilderung der fast 40 Haltestellen in der Samtgemeinde, die mit dem neuen, blau-grünen Logo versehen werden. „Wir hoffen natürlich, dass eines Tages in einem Taxi fünf, sechs Leute sitzen und das System dann kostendeckend sein wird“, so der Erste Kreisrat. „Auf jeden Fall haben wir mit geringem Aufwanf und einem überschaubaren Zuschussbedarf einen großen Schritt nach vorne gemacht.“

Eberle wiederum hofft, dass mit dem System das heute mehr und mehr verbreitete Dritt- als auch irgendwann das Zweitauto überflüssig werden. „Und wenn es dadurch in einer Straße nur zwei Autos weniger sind, ist das schon viel“, so der Verwaltungschef. „Das Wichtigste ist, dass die Bürger es einfach mal ausprobieren.“

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