Eberle würdigt Schiedsamt als „fast lautlose Erfolgsstory“ - Von Hans-Jörg Werth

Schlichten statt richten

Blumen für die alten/neuen Schiedsrichter: Hermann Möhrmann (von links), Wilhelm Enno Janssen, Clementine von Hahn, Shana Thies und Dirk Eberle. Foto: Hans-Jörg Werth
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Bothel. Rund 17 Jahre war Shana Thies für die Samtgemeinde Bothel als Schiedsfrau beziehungsweise als Stellvertreterin tätig. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde sie nun von Bothels Samtgemeindebürgermeister Dirk Eberle verabschiedet. Zugleich stellte der Verwaltungschef ihren Nachfolger Wilhelm Janssen vor.

An das Ehrenamt, das Thies so lange und nach eigenen Worten mit viel Freude ausgeübt habe, ist die vielen als Aquarellkünstlerin bekannte Hemsbünderin seinerzeit nicht ganz mit Absicht geraten. „Eigentlich wollte ich Schöffin werden“, schmunzelt die gebürtige Ukrainerin. Am Ende sei das Amt aber eine große Bereicherung gewesen. „Man muss schon etwas Menschenkenntnis haben, selbst auf Neudeutsch ,gesettet‘ sein und Freude an der Vermittlung zwischen gegensätzlichen Meinungen haben“, sagt Thies. Über die Jahre ist sie oft erfolgreich gewesen und konnte einen Vergleich der streitenden Parteien erreichen. Das sei ein tolles Gefühl.

In kleineren Rechtsstreitigkeiten oder sogenannten Bagatellfällen werden die Gerichte immer noch oft zu rasch in Anspruch genommen. Dabei können durch die Arbeit der geschulten ehrenamtlichen Schlichter, bestimmt von Gemeinde und Amtsgericht Rotenburg, auf schnellerem Wege Einigungen erzielt und damit unnötige Kosten vermieden werden. Das Schiedsamt ist eine bürgernahe Möglichkeit, Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen und „zu seinem Recht zu kommen“. „Selbst wenn es letztlich nicht ohne offizielle Rechtsprechung ausgeht, sind die Menschen nach dem Gespräch mit den Schiedspersonen doch wenigstens etwas mehr befriedet“, ist Thies' Erfahrung über die vielen Jahre ihres Einsatzes. Am häufigsten gehe es um Nachbarschaftsstreitigkeiten: Der Baum, der zuviel Schatten spendet, die Mauer, die zu nah an der Grundstücksgrenze steht, oder das regelmäßige Grillen, das zum Stein des Anstoßes wird. Zuständig ist immer das Schiedsamt des Antragsgegners. Dem geht eine Ladung per Postzustellungsurkunde zu. Darin wird er persönlich zu einer Schiedsverhandlung ins Rathaus bestellt. Dort reden die beiden Streithähne miteinander. Die Schiedsperson, im Falle der Samtgemeine Bothel außer Hermann Möhrmannn nun der frühere Lehrer Wilhelm Janssen, sitzt dabei und hilft, einen für beide Seiten annehmbaren Kompromiss zu finden. Der wird in einem Protokoll festgehalten und verbleibt für Jahrzehnte beim Schiedsamt. Bei kleineren Straftaten (beispielsweise Hausfriedensbruch, Beleidigung, leichter Körperverletzung oder Sachbeschädigung) besteht sogar die Pflicht, zur Schlichtung der Streitigkeit zunächst das Schiedsamt anzurufen. Erst wenn dieser Schlichtungsversuch erfolglos geblieben ist, kann eine Privatklage vor dem zuständigen Strafgericht erhoben werden. Eberle würdigte das Schiedsamt als wichtiges vorinstanzliches Instrument und Ehrenamt. Gerade im ländlichen Raum mit vielen Aufgaben und knappen Ressourcen sei die Anerkennung für diese gute weil ziemlich reibungslos funktionierende, Institution hoch. „In unserer kleinen Gemeinde mit rund 8.000 Einwohnern sind die Schiedsperson und ihr Stellvertreter eine Erfolgsgeschichte im Stillen und Zeichen für ein gesundes soziales Gefüge.“ Thies’ Nachfolger Wilhelm Janssen ist gespannt auf seine neuen Aufgaben und hat bereits seine erste praktische Einweisung absolviert. Es folge noch eine intensive Wochenendeinführung, wo es um Verfahrensrecht, Nachbarschaftsrecht und Gesprächsführung geht, bevor er in sein auf vier Jahre gewähltes Ehrenamt startet. Der bereits amtierende Schiedsmann Hermann Möhrmann, aktuell noch Vollzeit im Katasteramt Rotenburg beschäftigt, ist für seine zweite Amtszeit von vier Jahren bestätigt worden. Lebenserfahrung, Geduld, rhetorisches Talent und ein wenig Rechtsverständnis seien hilfreiche Attribute, um das Ehrenamt der Schiedsperson gut zu erfüllen, so Eberle. Mit Wolfgang Janssen und seiner ruhigen, besonnenen Art sei ein würdiger Nachfolger für Frau Thies gefunden worden. Viele werden den engagierten Brockeler bereits kennen vom Sport, Kirchenverein, als Chorleiter und dem Posaunenchor.

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