Blaskapelle Hemslingen unternimmt Konzertreise nach Kanada

Im Land des Ahorns

Herbert Röhrs und Wibke Gundelsweiler freuen sich auf die Reise der Blaskapelle Hemslingen nach Kanada. Foto: Nina Baucke
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Söhlingen. Mehr als 300 Blatt Papier beinhaltet der Ordner mit der Aufschrift „Kanada 2018“, der im Büro von Herbert Röhrs steht: Buchungsunterlagen, Mailausdrucke, Ablaufpläne – alles fein säuberlich sortiert. „Im Verlauf von vier Jahren Planung kommt da was zusammen“, erklärt der Söhlinger. Seit 15 Jahren reist die Blaskapelle Hemslingen mit ihrer Musik durch die Welt – und die Fäden dazu laufen bei Röhrs zusammen.

Brasilien 2003, Südafrika 2008, Neuseeland 2013 und nun Kanada: In den Herbstferien packen die Musiker erneut ihre Instrumente ein und machen sich auf den Weg. „Dabei fing alles mit einer Schnapsidee an“, erinnert sich Röhrs. „Wir haben 1999 vom Festausschuss des Vereins überlegt, was man mal mit dem Orchester unternehmen könnte, etwas Großartiges sollte es sein.“ Röhrs wandte sich an ein Reisebüro, heraus kam das Reiseziel Brasilien. „Der Vorstand meinte vor der ersten Vorstellung der Planung: Da kommt doch keiner mit! Am Ende der Sitzung hatte ich schon 17 Anmeldungen.“ 48 Hemslinger sitzen im Flieger, als der Richtung Südamerika abhebt.

„Diese Reise war mehr als ein tolles Erlebnis, sie war Anstoß für einen Imagewechsel der Blaskapelle“, ist Röhrs überzeugt. „Vorher gab’s vor allem Walzer, Polkas und Märsche. In der Vorbereitung für Brasilien haben wir viel Lateinamerikanisches geprobt, um es dort aufzuführen – als Verbeugung sozusagen. Da haben wir den Mut bekommen, auch mal andere Stücke zu spielen.“

Schon im Anschluss an die Brasilien-Reise kommt Kanada als nächstes Reiseziel ins Gespräch, aber erst jetzt ist es soweit, dass 50 Hemslinger auf die große Tour gehen, davon 21 Musiker. Darunter sind allerdings auch zwei Mitglieder eines befreundeten Musikvereins aus Bickenbach im Odenwald. Bereits während der vergangenen Jahre hat Röhrs, der die Reisen im Alleingang plant, die Teilnehmer immer wieder mit Newsletter auf dem Laufenden gehalten, für jeden hat er zudem ein umfassendes Dossier mit Reisehinweisen, Formalitäten, Ablaufplan und Informationen zum Land zusammengestellt.

„Es soll eine Spaßreise mit Musik sein, auf der wir auch Land und Leute kennenlernen“, macht Röhrs deutlich. So waren die Musiker in Brasilien unter anderem in Privatquartieren untergebracht, in Neuseeland gaben sie 2013 für die von einem Erdbeben erschütterte Stadt Christchurch ein Benefizkonzert. Immer wieder kommen ihnen Kontakte vor Ort zugute, die manches Mal über einige Ecken zustande gekommen sind: Jemand kennt jemanden, der nach Südafrika ausgewandert ist, ein anderer hat Verwandschaft in Brasilien.

Auch in Kanada kommen die Instrumente zum Einsatz: In Toronto gestalten sie zusammen mit einem deutsch-kanadischen Männerchor eine Art Oktoberfest, es folgen ein Konzert beim Germania Club of Hamilton sowie ein Open-Air-Auftritt vor dem kanadischen Parlament und ein Konzert beim Maple Leaf Almrausch Club in Ottawa. Außerdem treten sie im „Haus der Heimat“ in Montreal und beim Pumpkin-Fest in Waterfort auf. „In Montreal läuft schon einiges an Werbung“, freut sich Röhrs. Natürlich steht auch Sightseeing auf dem Programm, während die Musiker durch den Ostteil Kanadas touren. „Unter anderem fahren wir an die Niagarafälle“, verrät die Vorsitzende des Vereins, Wibke Gundelsweiler.

Die Musiker finanzieren die Reise zu 100 Prozent selbst, damit allerdings nicht der ganze Schwung auf einmal fällig wird, zahlen sie über die Jahre hinweg monatlich einen Betrag auf ein Konto ein. „Nach Südafrika haben viele den Bankeinzug gleich weiterlaufen lassen“, sagt Röhrs. Und wer eingezahlt hat und am Ende aus verschiedenen Gründen doch nicht mitfährt, bekommt sein Geld wieder.

Der Söhlinger freut sich über den Anklang, den die Reisen finden: „Viele fahren schon zum vierten Mal mit, darunter sind ganze Familien“, erklärt er zufrieden. „Und wir haben durch diese Reisen auch Mitglieder hinzugewonnen.“ Entscheidend für den Erfolg aus seiner Sicht: ein respektvoller Umgang miteinander, wenn alle Altersgruppen, von dreijährigen Kindern bis zu Senioren, etwas gemeinsam unternehmen.

„Da ist mit den Jahren eine tolle Reisegruppe entstanden“, schwärmt Gundelsweiler, die in diesem Jahr zum zweiten Mal mit dem Orchester auf Reisen geht. „Das ist was anderes, als alleine unterwegs zu sein, völlig unkompliziert.“ Die Koffer sind allerdings noch gar nicht gepackt, da spuken schon die nächsten Reiseziele im Kopf von Herbert Röhrs umher: „Vielleicht dann mal innerhalb Europas, um auch denen die Teilnahme zu ermöglichen, für eine weite Reise nicht so ohne Weiteres machbar ist.“ Vermutlich wird auch das Vorhaben locker einen breiten Ordner füllen – „aber ich habe Spaß daran“, betont Röhrs. „Sonst würde ich das nicht machen.“

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