Behindertenbeirat und Hurricane-Veranstalter arbeiten zusammen - Von Frank Kalff

Ungewöhnliche Kooperation

Verwaltung und Veranstalter forcieren Zusammenarbeit: Sascha Jansen (rechts) mit Jasper Barendregt und seiner Kollegin Jona Meyer-Brede.
 ©Frank Kalff

Landkreis Rotenburg. Eine direkte Kooperation zwischen dem Veranstalter eines großen Rock-Festivals und einem Behindertenbeirat ist sicher nicht alltäglich. Eine solche Zusammenarbeit hat allerdings die Interessenvertretung behinderter Menschen im Landkreis Rotenburg zusammen mit FKP Scorpio Konzertproduktionen, dem Veranstalter des Hurricane-Festivals, jetzt auf den Weg gebracht.

Während der jüngsten Sitzung des Beirates im Zevener Rathaus begrüßte der Vorsitzende Helmut Wilshusen Jasper Barendregt und seine Kollegin Jona Meyer-Brede. Die beiden Mitarbeiter der Konzertagentur waren nach Zeven gekommen, um mit den Mitgliedern des Beirates über eine Kooperation zu sprechen. „Es geht um eine langfristige Zusammenarbeit und darum, gemeinsam zu schauen, wie man das Hurricane-Festival für Menschen mit Behinderung noch attraktiver gestalten kann“, betonte Wilshusen. Es gab bereits mehrfach Kontakt mit FKP Scorpio und er sei froh darüber, dass die Macher des Festivals offene Ohren für die Belange des Beirates signalisiert haben.Wie Barendregt berichtete, soll dem Gremium unter anderem im Hurricane-Newsletter ein Platz reserviert werden, den die Mitwirkenden nach eigenen Ideen mit Wünschen und Anregungen füllen können. Der Konzert-Manager: „Damit erreicht man mindestens 150.000 Menschen.“ Und er erläuterte weitere Details und Zahlen zu der beliebten Großveranstaltung, die jetzt schon in die 18. Neuauflage geht. Rund 73.000 Besucher wurden in den vergangenen Jahren gezählt, und natürlich seien auch viele Menschen mit Behinderung unter den Musik-Fans. Rund 40, so Barendregts Informationen, seien regelmäßig dabei. Grundsätzlich gehe es dem Veranstalter darum, allen Besuchern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, eben auch Festivalgästen mit Behinderung.Und in diesem Bereich wolle man gemeinsam mit dem Behindertenbeirat des Landkreises Rotenburg zusammen arbeiten, um eine weitere Optimierung zu bewirken. „Viele Dinge, die in alltäglichen Situationen wichtig sind, wissen wir schlicht nicht. Hier sind wir auf Sie und Ihre Unterstützung angewiesen“, betonte Barendregt. Wilshusen warf ein, dass es eine Vielzahl von Ideen gibt, was sich im Rahmen der Festival-Tage noch verändern ließe.Unter anderem haben Menschen, die mit Einschränkungen leben müssen, die Möglichkeit, sich beim Veranstalter anzumelden und diesem die Möglichkeit zu geben, sich auf ihren Besuch einzustellen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Neben dem Angebot, Parkplätze in Bühnennähe in Anspruch nehmen zu dürfen, wird beispielsweise Gelegenheit geboten für Menschen, die auf einen Rollstuhl oder andere Fortbewegungsmittel angewiesen sind, eine separate kleine Tribüne zu benutzen. Aber, so Barendregt, man wolle noch stärker und individueller auf die Bedürfnisse von Behinderten eingehen. Nicht jeder Rollstuhlfahrer, der vielleicht mit Freunden zum Festival komme, wolle eine Extra-Tribüne für sich in Anspruch nehmen, sondern möglicherweise die Musikgruppen viel lieber mitten im Getümmel zusammen mit seinen Freunden erleben.Dort könne der Veranstalter aber an anderen Stellen Erleichterungen schaffen, wofür in enger Abstimmung mit dem Beirat die Weichen gestellt werden sollen. Ein stetiger Austausch und auch der eine oder andere Ortstermin soll in den kommenden Wochen zu einer Intensivierung der Beziehungen führen. „Damit möchten wir auch Menschen Mut machen, diese Veranstaltung zu besuchen, die sich vielleicht bisher nicht getraut haben“, erklärte Wilshusen.Es gehe darum, voneinander und miteinander zu lernen. Im Hinblick auf immer wieder ausgebaute Verbesserungen sagte Barendregt: „Wir sind noch lange nicht dort, wo wir hinkommen könnten.“ Und er nannte ein Beispiel aus dem Alltag: Wenn es nämlich darum gehe, über Nacht beispielsweise einen elektrisch betriebenen Rollstuhl wieder aufzuladen, so seien die Möglichkeiten, dies zu tun, bislang nur äußerst eingeschränkt oder gar nicht vorhanden. Auch im Bereich der sanitären Anlagen baue man auf die Beratung durch den Beirat, was beispielsweise die Anzahl der vorgehaltenen Einrichtungen angehe. Beiratsmitglied Manfred Rathjen, der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist, betonte, dass die Bereitschaft zu gegenseitigem Verständnis eine der wichtigsten Voraussetzung einer solchen Kooperation sei.Er dämpfte aber Bestrebungen zu übervorsichtigem Verhalten: „Menschen mit Behinderung haben auch Verständnis, wenn etwas einmal nicht so klappen sollte, wie es geplant war. Und wenn es beim Festival mal etwas dauern sollte, bis man duschen kann, dann ist das so. Da wird niemand etwas sagen."

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