Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen noch schleppend

In den Sternen

Im Kaufhaus Karo kümmert sich eine Gruppe von Migranten um Spendenannahme und Aufbereitung der Möbel. Foto: Archiv
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Landkreis Rotenburg (nin). Der Schritt vieler Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt, also der Übergang vom Asylbewerberleistungsgesetz in den SGB II-Bereich, lässt weiter auf sich warten. „In diesem Jahr waren es bisher nur 40“, berichtete Harald Glüsing, Leiter des Jobcenter, beim Fachausschuss Jobcenter des Kreistages am vergangenen Donnerstag. 1.200 weitere potentielle Kunden stünden in den Startlöchern, „aber wann steht in den Sternen“.

Das Land Niedersachsen geht davon aus, zehn Prozent der Flüchtlinge im Verlauf eines Jahres in sozialgesetzlich versicherte Arbeitsverhältnisse zu bringen. „Aber für den Landkreis Rotenburg können wir da noch keine Zahlen auf den Tisch legen“, sagte auch Sozialdezernentin Imke Colshorn. „Von Landessozialminister Olaf Lies heißt es, die Flüchtlinge seien eine Verjüngungskur für den deutschen Arbeitsmarkt. Wir werden sehen, wie das hier funktioniert.“

Die Gründe dafür sieht Glüsing in den Sprachproblemen vieler Flüchtlinge, dazu kämen gesundheitliche Einschränkungen. Besonders wichtig ist ihm die Gruppe der 15- bis 20-Jährigen. „Da sind motivierte Menschen dabei, die gute Chancen haben, erfolgreich eine Ausbildung zu durchlaufen“, so der Jobcenter-Chef.

Um die Flüchtlinge vermehrt mit dem deutschen Arbeitsmarkt in Kontakt zu bringen, beteiligt sich das Jobcenter derzeit an mehreren Programm – wie beispielsweise im Rotenburger Kaufhaus Karo, wo derzeit eine zehnköpfige Gruppe Migranten beschäftigt ist, Spenden entgegen zu nehmen und Möbel aufarbeiten.

Ein weiteres Programm ist eine muttersprachliche Berufsorientierung. „Die Motivation kann schnell verloren gehen: Verfahren ziehen sich lange hin, es gibt Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und den Regeln des hiesigen Arbeitsmarktes“, erklärte Glüsing. Mit arabisch und persisch sprechenden Mitarbeiter hat daher das Jobcenter ein Orientierungsprojekt konzipiert, das einmal muttersprachlich abgehalten wird. „Wir vermitteln, wie wichtig Eigeninitiative ist, dass es einen Mindestlohn gibt und die Verpflichtung, für uns erreichbar zu sein“, so Glüsing. „Aber gleichzeitig geht es auch um gesellschaftliche Gepflogenheiten und die Rolle der Frau. Und wir wollen die Leute darauf einstellen, dass sie für einen Beruf hier ein Zertifikat brauchen.“ Des Weiteren führt das Jobcenter in Flüchtlingsunterkünften Interviews, mit einem Kompetenzfeststellungsverfahren fühlt es Stärken und beruflichen Neigungen auf den Zahn. Zudem gibt es ein Projekt der Agentur für Arbeit sowie Ein-Euro-Jobs.

Dennoch bisher eine enttäuschende Quote, wie Ausschussmitglied Wilfried Behrens (SPD) bilanzierte. „Wir hoffen, dass sich die Schlagzahl noch erhöht.“ Thea Ohle von der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft mahnte zur Geduld: „Es gibt die These, dass dieser ganze Prozess bis zu sechs Jahren dauern kann.“ Das sah auch Ausschussvorsitzende Jürgen Borngräber (SPD) so: „Frust ist überall. Wir müssen nunmal warten.“

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