CDU zieht mit Nachrückerin in den Bundestagswahlkampf - Von Karen Bennecke

206 für Kathrin Rösel

Hans-Heinrich Ehlen und Reinhard Grindel (von links) sowie Gerd Engel und Mechthild Ross-Luttmann (von rechts) gratulierten Kathrin Rösel (dritte von rechts) und dankten Ulrike Jungemann. Foto: Karen Bennecke
 ©Rotenburger Rundschau

Walsrode/Rotenburg. 295 CDU-Mitglieder des Wahlkreises Rotenburg I – Heidekreis haben vergangenen Samstag ihre neue Direktkandidatin für die Bundestagswahl 2017 gekürt. Zur Wahl standen zwei Frauen: die 46-jährige Gifhornerin Kathrin Rösel, Nachrückerin für Reinhard Grindel, der sein Mandat bekanntermaßen für das höchste Amt im DFB aufgab, und die 45-jährige Rotenburger Quereinsteigerin Ulrike Jungemann.


Die ursprünglich dritte Bewerberin um das Bundestagsmandat, die Sottrumer CDU-Vorsitzende Andrea Kaiser, hatte zwischenzeitlich ihre Kandidatur zurückgezogen, um stattdessen Kathrin Rösel zu unterstützen. Ein spannender Zweikampf zwischen den beiden verbliebenen Bewerberinnen – wie manche vielleicht erwartet hatten – fand dennoch nicht statt. Mit 206 zu 89 Stimmen konnte Rösel eine deutliche Mehrheit der Anwesenden für sich gewinnen.
Dabei dürften die Inhalte kaum ausschlaggebend gewesen sein. Zwar setzten Rösel und die studierte Geographin Jungemann, die im Rotenburger Kreishaus als Regionalplanerin tätig ist, in ihren Vorstellungsreden leicht unterschiedliche Akzente, doch letztlich überwogen die Gemeinsamkeiten. Beide sprachen die Entwicklung des ländlichen Raums an und streiften dabei überwiegend dieselben Themen: Ausbau der Infrastruktur, Breitband, hochwertiger medizinischer Versorgung und gutem Bildungsangebot. Beide versprachen, sich für die Landwirte stark zu machen und hoben das Ehrenamt als unverzichtbar hervor. Und beide wollen Flüchtlingen mit Bleiberecht eine Zukunft bieten, erwarten von ihnen aber auch die Bereitschaft, sich zu integrieren. Der Unterschied lag eher in der Präsentation: Rösel, bis zu ihrem Einzug im Bundestag Erste Samtgemeinderätin im Landkreis Gifhorn, trat souverän auf und konnte für sich geltend machen, aufgrund ihrer bisherigen politischen Tätigkeit „die Schnittstellen zwischen Bund und Kommunen genau zu kennen“. Sie versprach, sich in Berlin für neue Förderprogramme zur Unterstützung der Kommunen einzusetzen und übte deutliche Kritik: „Es kann nicht sein, dass der Bund einen Gesetzesanspruch auf einen Betreuungsplatz beschließt, die Kommunen aber beim Ausbau dieser Plätze im Regen stehen lässt. Hier gilt ganz klar: Wer Musik bestellt, muss sie auch bezahlen.“
Auch zum Thema Integration positionierte sie sich kraftvoll: „Wem wir hier die Hand reichen, muss sie auch nehmen. Integration ist keine Einbahnstraße.“ Ebenso eindeutig bezog sie Stellung zur Frage der inneren Sicherheit: „Es gilt, die Vernetzung der Sicherheitsbehörden zu ermöglichen. Das hat nichts mit Schnüffelei oder Aufweichung des Datenschutzes zu tun. Und wir müssen die Diskussion wieder aufnehmen, ob der Einsatz der Bundeswehr in Ausnahmefällen auch im Inland möglich ist.“ Solche klaren Aussagen trugen ihr immer wieder Zwischenapplaus ein.
Dagegen konnte sich die politische Newcomerin Jungemann, die erst vor einem halben Jahr der CDU beigetreten ist und ihrer eigenen Aussage nach noch „keine großen Erfahrungen auf der politischen Bühne“ hat, nicht behaupten. Obwohl auch sie wichtige Themen anschnitt – darunter Sicherung und Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze, gleichwertige Bezahlung von Frauen und Männern und eine umweltverträgliche Energieversorgung – fehlte ihr die notwendige Überzeugungskraft. So war die Wahl der CDU-Basis keine Überraschung, sondern ein klares Votum für Erfahrung und Kontinuität.
Ebenfalls erschienen war Reinhard Grindel, der – wie er betonte – seine Rede als ehemaliger Bundestagsabgeordneter und nicht als DFB-Präsident hielt. „Ich mache mir ein bisschen Sorgen um den Volksparteicharakter der CDU“, sagte er und erinnerte daran, dass zur Wahl des Direktkandidaten vor acht Jahren noch knapp 800 Mitglieder gekommen waren. „Wir können ein paar mehr Kumpels gebrauchen,“ äußerte Grindel. „Unsere Nationalmannschaft ist ein Beleg für Vielfalt in unserer Gesellschaft, und Vielfalt ist eine Stärke.“ Mehr Vielfalt an Persönlichkeiten und mehr programmatische Vielfalt könne auch der Union gut tun, erklärte der Ex-CDU-Politiker. Mit Blick auf die US-Wahl sagte er, nicht Trump habe gewonnen, sondern die politische Klasse habe verloren. Er sehe diese Gefahr auch in Deutschland, so Grindel. „Wähler werden nur denen zugetrieben, die immer eine einfache Antwort haben und vor allem vom ,Dagegen‘ leben,“ mahnte Grindel. „Wir brauchen wieder mehr ein ,Dafür‘ und wir brauchen da eine zivilgesellschaftliche Unterstützung.“

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