Sottrumer DRK hofft fünfmal im Jahr auf Spenden - VON NINA BAUCKE

Tausche Blut gegen Bärchen

Auch Claudia Weglage aus Clüversborstel unterstützt das DRK Sottrum mit ihrer Blutspende.
 ©Nina Baucke

Sottrum – Mit einem leisen Surren kippt die Schale hin und her, bis es auf einmal piept: Eine Helferin des Blutspendeteams des Roten Kreuzes guckt erst auf ein blau leuchtendes Display und hebt dann mit etwas vorwurfsvoller Miene den Kopf: „Sehen Sie? Weil Sie heute im Laufe des Tages zu wenig getrunken haben, läuft das Blut zu langsam.“ Um dem Ganzen auf die Sprünge zu helfen, gibt’s ein Bällchen aus Küchenkrepp in die Hand, jetzt ist kräftiges Drücken angesagt. Es ist ein Montagabend in der Oberschule an der Wieste in Sottrum, der Sottrumer Ortsverband des Roten Kreuzes hat dort einen Parcours aufgebaut, an dessen Ende etliche Freiwillige um einen halben Liter Blut ärmer sind.

Zum vierten Mal in diesem Jahr rufen Heiko Döll, der Vorsitzende des Sottrumer DRK, und sein Team zur Spende auf, ein weiterer Termin folgt noch zum Spätherbst. Das alles – natürlich – seit dem vergangenen Jahr unter strengen Corona-Bedingungen. Daraus resultiert, dass die Stationen, die Spender durchlaufen, so geplant sind, dass Begegnungen so gut wie ausgeschlossen sind und doppelte Wege entfallen.

Das kurze Sirren, das der elektronische Desinfektionsmittelspender produziert, ist ohnehin ein inzwischen vertrautes und fast selbstverständliches Geräusch geworden. Auch, dass die Rot-Kreuz-Helfer in der Pausenhalle beim Empfang hinter Plexiglasscheiben sitzen und für das Ausfüllen des Fragebogens auf einem Klemmbrett schlicht weiße Einmal-Kugelschreiber verteilen. Dort ist es ruhig, lediglich ein Spender sitzt hinter einem Sichtschutz aus Pappe an einem Tisch und macht seine Kreuzchen. Ein kurzer Blick, den Helga Cordes vom Sottrumer DRK in den Blutspendepass wirft, dann setzt sie den Stempel mit dem Datum hinein. „Den Pass gibt es heutzutage allerdings auch als App“, sagt Döll und zeigt sein Handydisplay.

Bei der Blutgasanalyse gibt es einen winzigen Piks in die Fingerkuppe, Blut quillt hervor und wird von einer Mitarbeiterin des Blutspendeteams sofort auf einem Plastikplättchen aufgefangen und in ein Analysegerät gesteckt. Kurzer Vermerk auf dem Anmeldebogen, weiter geht es zur nächsten Station, an der eine Ärztin die angekreuzten Kästchen überprüft und ein Blutdruckmessgerät anlegt. „Ein bisschen zu hoch“, lautet das Ergebnis – gefolgt von dem Satz: „Sie kommen gerade von der Arbeit?“

Und dann geht es in die Aula, zunächst blättert ein Teammitglied noch einmal in dem Fragebogen, dann stapelt der Helfer im dunkelblauen DRK-T-Shirt eine Staubinde, einen Blutbeutel und ein Sammelsurium an Teströhrchen auf dem Klemmbrett – und weiter geht es. Wo sonst seit dem vergangenen Jahr auch der Sottrumer Gemeinde- als auch der Samtgemeinderat über Bauvorhaben und Kita-Plätze diskutieren, stehen im Karree angeordnet rote Liegen mit schwarzer Armlehne, daneben je ein Tischchen.

Ein Versuch, an der Wasserflasche zu nippen und dafür kurz den OP-Mundschutz zu lüften, scheitert nach einer deutlichen Ansage aus dem Helferteam: „Sonst macht die Maske hier im Raum ja keinen Sinn.“ Zwei getrunkene Liter Wasser sollten es pro Tag irgendwie werden, nicht immer klappt das. Aber Ausreden helfen hier nicht weiter, denn das Problem: Innerhalb einer Viertelstunde sollte der Blutbeutel voll sein, ohne ausreichend Wasser ein schwieriges Unterfangen. Immerhin, problemlos erwischt die DRK-Helferin eine Vene, durch einen kleinen Schlauch lotst sie das Blut erst in die mitgebrachten Röhrchen, bis es in den Beutel auf der Wippe läuft und ihn von Sekunde zu Sekunde mehr füllt. Von den anderen Liegen erheben sich die Spender – alle offenbar in guter Verfassung – und zugleich betreten Neuankömmlinge den Raum, holen sich Staubinde und Röhrchen und nehmen auf den Liegen Platz. Nie sind alle belegt, aber dennoch herrscht einiges an Betrieb, der allerdings ruhig und wie ein Uhrwerk abläuft. Die Helfer des Blutspendeteams laufen umher, kontrollieren die Wippen, erkundigen sich nach dem Befinden. Es ist eine fast andächtige Geräuschkulisse, viel geredet wird nicht, am markantesten ist das Surren der Wippen, von Zeit zu Zeit ertönt eine kurze Melodie als Signal, fließt das Blut zu langsam, beginnt die Wippe zu piepen. Irgendwann ist es soweit, der Beutel ist voll, der Zugang wird entfernt und mithilfe eines Wattetupfers und etwas Leukoplast verklebt.

Die Spende gut vertragen oder doch nicht? Das Team geht auf Nummer sicher, eine Weile lang heißt es daher, auf einem Stuhl in Sichtweite der Helfer Platz zu nehmen. Mit einem Kaffee in der Hand kommt Döll dazu. „Wir sind sehr dankbar für jeden, der hierher kommt“, sagt er. Was ihn besonders freut: Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Erstspender gestiegen. „Jeder möchte seinen Beitrag leisten – und wenn das auch ein halber Liter Blut ist.“ Durch die Einschränkungen der vergangenen eineinhalb Jahre seien viele Blutkonserven aufgebraucht. „Daher sind solche Aktionen wie heute hier so wichtig“, betont Döll.

Am Ende des Parcours, an dem zum Pausenhof geöffneten Seiteneingang, haben sich zwei Sottrumer DRK-Helferinnen aufgebaut. Auf den Tischen vor ihnen steht eine lange Reihe mit Papiertüten: „Wir dürfen ja leider zur Zeit kein Büfett zur Stärkung anbieten“, bedauert Döll. „Dabei war das immer sehr gesellig, und für einige der Grund, überhaupt zur Blutspende zu kommen.“ Stattdessen gibt es die Tüten als Lunchpaket mit Laugenstange, Softdrink, Joghurt, Banane und Gummibärchen. Das füllt das Energiekonto wieder auf – und stärkt für den nächsten Besuch an der Nadel.

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