Kulturausschuss debattiert über den Freibadzustand - Von Heidrun Meyer

Streitpunkt Fachgutachten

Das Sittenser Freibad stellt eine wichtige Freizeiteinrichtung dar, ist aber in die Jahre gekommen. Es wird nur noch geflickt. Foto: Heidrun Meyer
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Sittensen. Das Waldbad Königshof in Sittensen ist eine wichtige Freizeiteinrichtung der Samtgemeinde. Aber: Das Traditionsbad – 1952 errichtet – ist in die Jahre gekommen. Der letzte Umbau liegt 2020 schon 50 Jahre zurück. „Wir flicken nur noch das Notwendigste“, gab Schwimmmeister Udo Grönboldt dem Ausschuss für Kultur, Sport und Tourismus zu verstehen. Nach seinen Worten reißen Dehnungsfugen, Fliesen platzen ab, undichte Stellen müssen ausgebessert werden. „Der Maurer kommt an seine Grenzen“, mahnte er. Die Umwälzpumpe ist inzwischen 38 Jahre alt.

Die vergangene Saison ist laut Grönboldt dennoch ohne nennenswerte Probleme verlaufen. Trotz Hitzerekord bilanziert er die Besucherzahl mit rund 43.000 nur als zufriedenstellend. Im Vorjahr waren es noch 49.000 Besucher. Das entspricht nach seinen Worten aber dem allgemein rückläufigen Trend. Die Einnahmen sind demzufolge ebenfalls zurückgegangen und belaufen sich auf rund 68.800 Euro gegenüber 77.000 Euro im letzten Jahr. Der Gasverbrauch ist mit 27.120 Kubikmetern gegenüber 17.000 Kubikmetern 2018 gestiegen, was Grönboldt zufolge dem kühlen Mai geschuldet ist.

Angesichts der angespannten Haushaltslage ließ Grönboldt verlauten, dass weiterhin zunächst nur „Flickarbeiten“ vorgenommen werden. Sozialdemokrat Herbert Osterloh wollte wissen, ob, wie im letzten Jahr vom Ausschuss empfohlen, eine Prioritätenliste hinsichtlich der erforderlichen Maßnahmen erstellt worden sei. Darüber hinaus sei die Bildung eines Arbeitskreises angeregt worden. „Es sollte auch die Frage geklärt werden, welche Faktoren notwendig sind, um einen Badebetrieb zu gewährleisten“, bedeutete er. Stefan Miesner, allgemeiner Vertreter des Samtgemeindebürgermeisters, räumte ein, dass nichts davon erfolgt sei. Die Verwaltung habe seinerzeit eine fachliche Beurteilung empfohlen, der Ausschuss sei dem nicht gefolgt. Samtgemeindebürgermeister Jörn Keller sprach sich ebenso für die Erstellung eines Fachgutachtens aus. „Ein Arbeitskreis hilft nicht weiter. Wir brauchen ein offizielles Dokument. Mit einer neutralen Meinung sollte eine Liste erstellt und die Sachlage dargestellt werden, wie lange das Freibad in diesem Zustand noch betreibbar ist.“

„Mir scheint, in der Verwaltung gibt es ein Problem bei der Verteilung der Aufgaben. Wenn ein Ausschuss die Bildung eines Arbeitskreises anregt, ein Jahr nichts passiert und das Ganze im luftleeren Raum verpufft, müssen wir selbst rangehen und mit dem Bauausschuss gemeinsam die Situation vor Ort angucken. Ein Gutachten können wir uns jedenfalls nicht leisten“, befand CDU-Fraktionsvorsitzender Dirk Detjen. Guido Löbbering (SPD) hält es ebenfalls für geboten, das Thema an den Bauausschuss zu verweisen. Keller hielt dagegen: „Ich halte solch ein Vorgehen für komplett falsch. Das ist nur ein Verschieben der Wahrheiten. Wir brauchen ein Gutachten, auch wenn es Geld kostet. Ich möchte nicht erleben, dass es in einem 35 Grad heißen Sommer dazu kommt, dass plötzlich nichts mehr geht. Nach Jahrzehnten des Ignorierens sind jetzt reale Tatsachen erforderlich.“

Löbbering verwies auf die „verfahrenstechnischen“ Zuständigkeiten: „Dieser Ausschuss kann keine Empfehlung für bauliche Maßnahmen geben. Dafür ist nun mal der Fachausschuss zuständig. Und danach geht es in den Samtgemeinde-Ausschuss.“ Thomas Kannenberg als Ausschussvorsitzender ließ abstimmen, mehrheitlich votierte das Gremium für eben diese Vorgehensweise. Ungeachtet dessen weist der Haushaltsentwurf einen Posten über 50.000 Euro für Gutachterkosten aus. „Ein Beschluss darüber ist ja noch nicht gefasst. Darüber wird der Rat entscheiden“, meinte Keller. Die anschließenden Haushaltsberatungen zogen sich hin. Nicht ohne Grund, klafft doch im Etat ein Defizit über eine Million Euro. Es droht eine Anhebung der Samtgemeinde-Umlage um elf Prozentpunkte. „Das macht die Gemeinden handlungsunfähig“, so Detjens wiederholte Warnung. Einnahmen und Ausgaben müssen auf den Prüfstand. Einzelne Positionen erschienen dem Ausschuss unübersichtlich und ließen sich nicht vollständig erklären – auch von der Verwaltung nicht. „Bestimmte Gebühren bedürfen einer moderaten Anpassung. Dazu gehören auch die des Freibades. Darüber müssen wir im Finanzausschuss reden“, erklärte Löbbering. „Wir müssen tief in die Materie gehen und brauchen dazu die Unterstützung des Kämmerers. Dazu sollten wir einen gesonderten Termin ansetzen, am besten an einem Samstag, denn wir sind alle berufstätig“, schlug Detjen vor. Sozialdemokrat Hartmut Herlyn machte deutlich, dass er dem Haushaltsentwurf, insbesondere als gewählter Vertreter der Gemeinde Hamersen, im Hinblick auf die drohende Erhöhung der Samtgemeinde-Umlage nicht zustimmen könne. „Wir müssen den Ergebnishaushalt verbessern, also auch auf die kleinen Zahlen gucken. Das Freibad zum Beispiel ist ein Riesenproblem, mir fehlt auch der Vergleich zu anderen Kommunen, was die Gebühren angeht.“ Angesichts der gravierenden Schuldenentwicklung der Samtgemeinde, die sich schon jetzt auf über 27 Millionen Euro beläuft, sah sich der Ausschuss nicht in der Lage, das Zahlenwerk zu genehmigen und eine Empfehlung abzugeben. Der Finanzausschuss muss sich nun damit befassen. „Wenn wir im Haushalt etwas bewegen wollen, müssen wir die großen Posten angucken. Die kleinen Positionen im Ergebnishaushalt werden uns substanziell nicht weiterhelfen“, meinte Keller.

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