Verkehrswacht weckt mit „Rucksackaktion“ Aufmerksamkeit - VON ANN-CHRISTIN BEIMS

Unfallgefahr Ablenkung

Fred Krüger und seine drei wandelnden Litfaßsäulen erinnern die Verkehrsteilnehmer, das Handy liegen zu lassen, um wieder sicher Zuhause anzukommen.
 ©Beims

Rotenburg – Ein ganz kurzer Schnack während der Rotphase von der Mittelinsel mit dem Lkw-Fahrer und an der nächsten Kreuzung gibt es, bei „Fußgängergrün“, durch das Fahrerfenster einen verpackten Duftbaum von Verkehrssicherheitsberater Christoph Steinke von der Rotenburger Polizei. Die kleine Aufmerksamkeit enthält eine kurze, aber prägnante Botschaft: Tippen tötet.

Genau die wollen Steinke, Kontaktbeamter Fred Krüger sowie die Ehrenamtlichen von der Verkehrswacht nebst Roman Mölling, Sprecher der Landesverkehrswacht, an diesem Mittwoch mit einer ungewöhnlichen Aktion vermitteln. Denn Heike Mahnken, Winfried Reimann und Uwe Bausdorf sind wandelnde Litfaßsäulen: Sie tragen markante, gelbe Plakate auf dem Rücken und machen an Kreuzungsbereichen auf das Thema Ablenkung im Straßenverkehr aufmerksam. Zwar sind auch sie eine Ablenkung, das gibt Mölling zu, allerdings keine verkehrsgefährdende, schiebt er direkt hinterher.

Es sei eines der Kernthemen, an sich schon seit 2015, doch eines, das sich jetzt erst verstärkt durchsetzt. Denn eine immer häufigere Ursache für Unfälle ist Ablenkung, darunter fallen Handynutzung oder die Nutzung von Infotainmentsystemen im Fahrzeug – auch wenn das oft nur schwer nachgewiesen werden kann.

Mit ihrer Aktion sprechen sie Auto- und Lkw- sowie Busfahrer, jetzt aber auch verstärkt Radfahrer und Fußgänger an. „Die Smartphones sind ja schon festgewachsen mit den Händen“, kritisiert Bausdorf. „Man ist schnell ein paar Meter weiter, ohne es mitzubekommen.“ Schon vier Sekunden Blick auf das Handy bei Tempo 80 bedeuten 89 Meter Blindflug. Viele Fahrer fühlten sich ertappt und sind einsichtig, wenn sie angehalten werden. Sie wissen genau, dass es falsch ist. Beim Tippen steigt das Unfallrisiko um das 23-fache, das entspricht einem Alkoholpegel von 1,1 Promille. „Das ist Fahruntüchtigkeit, da entstehen Fehler“, so Mölling. Doch die Neugier und besonders die ständige Erreichbarkeit heute sind ein Problem. Bei Unfällen außerorts zeigt die Erfahrung der vergangenen Jahre zudem, dass es vor allem junge Menschen sind, die von der Fahrbahn abkommen. Umso wichtiger sei der „Aha-Effekt“, durch die Rucksackaktion, aber auch Banner und Plakate an Straßen.

Prävention ist und bleibt das wichtigste Instrument, Unfälle zu vermeiden. „Das beginnt bereits in der Schule“, meint Steinke. Auch Handynutzung beim Radfahren ist verboten. Er wählt als Beispiele für Jugendliche oft Unfälle aus der Region – das macht sie betroffen, man kannte sich häufig. „Am wichtigsten ist es, an der Einsicht zu arbeiten, ihnen zu erklären, warum es so gefährlich ist.“

Positive Reaktionen bekommen sie am Mittwoch einige: „Viele halten im Vorbeifahren den Daumen hoch, hupen oder sprechen uns an“, zählt Mölling auf. Gut 1 000 Blickkontakte haben sie pro Tag. So liegt der Fokus auch mehr auf Aufmerksamkeit denn auf Aufklärungsgesprächen. Die Kampagne mit den Rucksäcken ist 2019 in Hannover entstanden. In solchen Aktionen sei in einer Kleinstadt aber der Nachhaltigkeitsfaktor besonders groß: Man kennt sich, kommt schneller ins Gespräch und vor allem: Die Menschen tragen es in den Freundes- und Familienkreis.

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