Hof Rugen: Ponytreck aus Hannover ist Gast in Otterstedt - Von Elke Keppler-Rosenau

Verlorenen Eisen zum Trotz

Der Ponytreck, mit dem die jungen Frauen unterwegs sind, hat in den beiden belgischen Kaltblütern gutmütige und zuverlässige Kutschpferde. Fotos: Elke Keppler-Rosenau
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Otterstedt. Noch bevor man den Ponytreck aus Hannover sieht, ist er zu hören. Weithin klingt das Hufgetrappel von 18 Pferden und den beiden schweren Kaltblütern, die den Kutschwagen ziehen. Die Geräuschkulisse kündigt eine lustige Truppe leidenschaftlicher Pferdefans an, die jedes Jahr von Hannover aus in die Wingst ziehen und so einen Teil ihrer Ferien auf dem Rücken der Tiere verbringen.

In diesem Jahr ging der Treck mit der ersten Gruppe Mädchen im Alter von 11 bis 19 Jahren bis nach Dornsode. Dort war Endstation. Die nächste Gruppe reiste aus Hannover als Ablösung an, um von Dornsode über Otterstedt, Völkersen, Südkampen, Thören und Gailhof wieder nach Hannover zu gelangen.

Auf Hof Rugen in Otterstedt angekommen, hieß es zuerst ausspannen, die Tiere versorgen, füttern, pflegen, die ein oder andere Schmuseeinheit verteilen und die Tiere auf die an den Hof grenzende Weide bringen, um dann ausgiebig zu relaxen. Nach rund 30 Kilometern im Sattel ein Vergnügen, das sowohl die Mädchen, Anke Wedekind als Leiterin als auch die Betreuer genossen. „Danach waren wir alle rechtschaffen müde. Wir sind quasi in die Schlafsäcke hinein und auf die Luftmatratzen gefallen“, schmunzelte Wedekind, die den Ponytreck seit mehr als 25 Jahren führt und sich dabei eine fröhliche Gelassenheit bewahrt hat. Heimwehattacken, gelegentliche Zickereien unter den Mädchen – sie nimmt es mit Humor. Ebenso wie der Sozialpädagoge Jan Biskup, der als Kutscher hospitiert und sich den Bock mit der Zahnärztin Swantje Siening teilt. Beide haben ihre kleinen Kinder dabei. Sophie (3) und Julian Siening (6) sowie Ben Biskup (7) freuen sich sichtlich, dabei sein zu dürfen. „Wer weiß, vielleicht reiten sie mit, wenn sie alt genug sind und begleiten uns später als Betreuer“, so Wedekind. Ein akribisch ausgearbeiteter Arbeitsplan sorgt alljährlich im Camp für Ordnung und Disziplin, ohne die ein solcher Treck nicht möglich wäre. „Zwischenfälle gab es bisher keine. Auf der Hinreise nicht, und jetzt, zurück nach Hannover, auch nicht. Das ist für uns immer sehr wichtig. Wir genießen die schöne Landschaft, es herrscht eine ungezwungene Atmosphäre von Freundschaft und Zusammengehörigkeit. Abends gibt es keinen Zapfenstreich, jeder geht auf seine Luftmatratze, wenn er müde ist. Morgens wecken die Mädels sich untereinander“, erzählt Wedekind. Lob spricht sie der Familie Rugen aus, die seit nunmehr 19 Jahren Gastgeber für den Ponytreck sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückreise ist. Die riesige, geräumige Scheune und die angrenzende Weide, die komfortablen Waschräume und ein bisschen Familienanschluss – so sei es nicht auf jeder Station, erzählt Wedekind. Und als eines der Kutschpferde zwei Eisen verloren hat, behob ein hilfsbereiter Hufschmied aus der Gegend den Schaden schnell. Er, die Familie Rugen und alle anderen Gastgeber seien großzügige Unterstützer des Trecks und mit Rat und Tat zur Stelle, wann immer irgendetwas gebraucht würde. Auf dem weitläufig angelegten Bauernhof an der Mühlenstraße stehen den Reiterinnen wieder die große Scheune mit ausladendem Remisendach und eine ausgedehnte Weide für die Pferde zur Verfügung. Gekocht wird unter dem Vordach. Mehrere Kocher ermöglichen es den Reiterinnen und ihren Begleitern, jeden Tag eine warme Mahlzeit am Abend zuzubereiten. „Wir haben Treck- und Pausentage. An Trecktagen gibt es sogenanntes Dosenfutter, was aber mit ein bisschen Fantasie durchaus lecker sein kann. Gulasch, Suppen, Eintöpfe oder ähnliches muss man nur verfeinern, schon schmeckt es überhaupt nicht mehr nach Dose.“ An Pausentagen werde frisch gekocht. Dann gebe es Kartoffelpüree, Rührei, Gemüse und andere gesunde Sachen. „Morgens essen wir alle zusammen normal Frühstück mit frischen Brötchen. Heute Mittag essen wir Pommes am Otterstedter See. Ich habe festgestellt, dass auf den Trecks alles gegessen wird. Abneigungen werden zurückgestellt“, erklärt Leonie, Zahnmedizinische Fachangestellte aus der Landeshauptstadt. Sie ist bereits als Schülerin mit auf dem Ponytreck gewesen und nun als Betreuerin dabei. Nach der Ferienfreizeit, welche die Stadt Hannover als Jugendservice anbietet, leben die Ponys und Kutschpferde wieder auf einem Pferdehof bei Bothfeld. Sie sind gutmütig, leichtrittig und es gewohnt, sich wechselseitig auf ihre Reiterinnen einzustellen. Für die meisten Mädchen stellt diese ungewöhnliche Ferienfreizeit die Erfüllung eines Traumes dar. Mit Pferden leben, vom Morgen bis zum Abend mit ihnen zusammen zu sein, ist für die Stadtkinder ein Erlebnis, auf das sie sich lange freuen. So manches Mädchen, erklärt Wedekind, würde gerne im kommenden Jahr wieder dabei sein.

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