Tour de France: Martin um Winzigkeit an Gelb vorbei

Tony Martin wurde bei der dritten Etappe der Tour de France zur tragischen Figur.
 ©AFP

HUy - Auf der dritten Etappe der Tour de France überschlugen sich die Ereignisse. Ein Massensturz begünstigte Chris Froomes Sprung an die Spitze. Für Tony Martin blieb wieder nur der zweite Platz.

Gezeichnet von den Strapazen an der berüchtigten „Mur von Huy“ lehnte Tony Martin am Absperrgitter und schüttelte immer wieder mit dem Kopf. Wenige Meter weiter wurde Chris Froome von einer zwölf Mann starken Eskorte zur Übergabe des Gelben Trikots geleitet. „Jetzt habe ich das Trikot um eine Sekunde verloren, aber mit den Stürzen von Fabian Cancellara und Tom Dumoulin wäre es nicht das gleiche gewesen“, sagte Martin am Montag auch mit Blick auf den schlimmen Massensturz 55 Kilometer vor dem Ziel.

Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister wird bei der 102. Tour de France immer mehr zur tragischen Figur. Am ersten Tag trennten ihn fünf Sekunden vom ersehnten ersten „Maillot Jaune“ seiner Karriere, am Sonntag waren es drei, nun ist es eine mickrige Sekunde. Trotzdem trug Martin die nächste Enttäuschung nach der dritten Etappe über 159 Kilometer von Antwerpen nach Huy mit Fassung und gab sich weiter kämpferisch: „Das war heute kein Tiefschlag. Ich bin froh, dass ich nicht gestürzt bin. Ich hoffe auf die nächste Etappe, dann mit einem richtigen Kampf.“

Dabei schien der Weg für Martin an die Spitze geebnet. Seine direkten Konkurrenten im Kampf um Platz eins waren bei dem fürchterlichen Crash gehandicapt oder gar ausgeschieden. So hatte sich der bisherige Gesamterste Cancellara im hohen Bogen überschlagen, der Schweizer erreichte das Ziel mit 11:43 Minuten Rückstand. Dumoulin aus dem deutschen Giant-Alpecin-Team musste mit einer ausgekugelten Schulter aufgeben. Doch Martin verlor auf dem bis zu 20 Prozent steilen Schlussanstieg 40 Sekunden auf Tagessieger Joaquim Rodriguez aus Spanien. „Es war nicht mein Tag. Ich hatte schlechte Beine. Normalerweise verliere ich nicht so viel Zeit“, sagte Martin.

So reichte es wieder nicht. Neuer Erster ist nun Froome, der am Montag den zweiten Platz belegte. Dass der Toursieger von 2013 schon jetzt das Gelbe Trikot übernahm, ist für den Briten keine Last. „Es ist nie zu früh, Erster zu sein“, sagte Froome, der im Vorjahr verletzt ausgeschieden war. „Ich könnte mich nicht besser fühlen. Zum ersten Mal seit 2013 bin ich wieder vorn.“

Bei normalem Rennverlauf wäre dem Briten dies wohl nicht geglückt. Bei dem fürchterlichen Crash waren mehr als 20 Fahrer zu Fall gekommen. Das Rennen war von Tour-Chef Christian Prudhomme neutralisiert worden, bis alle medizinischen Betreuer in ihren Begleitwagen wieder an ihrem Platz waren. Es war erst die fünfte Neutralisation in der 112-jährigen Geschichte der Rundfahrt.

Nach einem Total-Stopp von etwa zehn Minuten ging das Rennen 50 Kilometer vor dem Ziel weiter. Cancellara, der im Frühjahr nach einem Wirbelbruch als Folge eines Sturzes lange hatte aussetzen müssen, konnte dem Feld nur noch mit Mühe folgen. Beim ersten Angriff musste er abreißen lassen und konnte den Schnellsten nicht mehr folgen. Am Montag verletzte er sich wie im Frühjahr am Rücken. Nach dem Zieleinlauf wurde er ins Krankenhaus gebracht. Dort befand sich auch Simon Gerrans. Der frühere Mailand-Sanremo-Sieger brach sich das Handgelenk. Auch der Auslöser des Sturzes, der Franzose William Bonnet, konnte nicht mehr weiterfahren.

„So etwas habe ich noch nie gesehen, viel Blut und Schmerzen hier - das ist der schlimme Teil von unserem Sport“, twitterte der Alberto Contador-Teammanager Oleg Tinkow. Und die nächste Grausamkeit wartet bereits am Dienstag auf die Fahrer in der „Hölle des Nordens“. 13,3 der 223 Kilometer langen Etappe von Seraing nach Cambrai müssen auf dem gefürchteten Kopfsteinpflaster zurückgelegt werden.

Dann wird Vortagessieger André Greipel wieder sein Grünes Trikot tragen, das er in Huy erfolgreich verteidigen konnte. Den einzigen Zwischensprint in Havelange gewann er vor John Degenkolb und baute damit seinen Vorsprung in der Punktewertung sogar noch aus.

dpa

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