Quattrocelli beim Kultursommer in Visselhövede - Von Nina Baucke

Darth Vader trägt Pink

Cello zweckentfremdet? Keineswegs, Tim Ströble (von links), Matthias Trück, Lukas Dreyer und Hartwig Christ entlocken dem Klassiker neue Klänge. Foto: Nina Baucke
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Visselhövede. Erhängt, zu Grabe getragen und via Mund-zu-Griffbrettbeatmung wieder zum Leben erweckt – als Cello Teil des Quartetts Quattrocelli zu sein, ist kein leichtes Los. Aber wenn am Ende dabei ein so unterhaltsamer, klangvoller Abend herauskommt wie am vergangenen Freitag im Theaterzelt beim Visselhöveder Kultursommer „Leuchtfeuer“ ist es das Drama um Sterben und Wiederauferstehung in jedem Fall wert.

„Scenes“ heißt das Programm, mit dem das Ensemble, dem die Cellisten Lukas Dreyer, Matthias Trück, Tim Ströble und Hartwig Christ angehören, den Kultursommer 2016 rund um das Thema „Film“ um eine musikalische Komponente bereichert. Dabei geht es den Musikern weniger darum, sinfonische Filmmusik für ein kleines Ensemble herunterzubrechen, als vielmehr, sich Popsongs aus Filmen und Titelthemen vorzuknöpfen. Das mit einer reinen Cellobesetzung im klassikfernen Bereich einiges zu machen ist, beweisen die vier Finnen von Apocalpytica seit mehr als 20 Jahren auf den internationalen Bühnen, indem sie Metal von Metallica, Slayer und Rammstein einen neuen Sound verpassen. Und auch die Musiker von Quattrocelli zeigen, dass ihr Instrument vielseitiger ist, als sich zunächst vermuten lässt.

Dabei verkommen ihre Interpretationen von Stücken wie „Ghostbusters“, Pharrel Williams’ „Happy“, „Pulp Fiction“, „The Pink Panther“, „Mission Impossible“ oder auch das „Tatort“-Titelthema von Klaus Doldinger nie zu einer schlichten Imitation des Originals. Stattdessen sezieren Quattrocelli in ihren Arrangements – die meisten von Dreyer und Trück – die Stücke ausführlich und verpassen ihnen ein neues Gerüst. Wo sonst oft der Computer oder die schiere Masse eines Orchesters die Melodie in den Hintergrund drücken, reduzieren Quatrocelli die Stücke wieder auf das Wesentliche. Das funktioniert vor allem bei dem James-Bond-Titel „Skyfall“ von Adele so gut, dass das Stück phasenweise wirkt, als sei es extra als Kammermusik geschrieben. Und auch an der Musik aus „Fluch der Karibik“ entdeckt der Zuhörer dank Quattrocelli ohne das typische Synthesizer-Gewitter der Komponisten Hans Zimmer und Klaus Badelt ganz neue Reize. Den stilistisch wilden Ritt durch die musikalische Filmgeschichte begleiten die vier Musiker obendrauf mit wortloser Komik, ganz egal, ob sie beim „Imperial March“ aus „Star Wars“ mit pinkleuchtenden Bögen Oberschurke Darth Vader durch das Zelt stapfen lassen, zu den Klängen von „Der Pate“ einen Cello-Koffer beerdigen oder bei „Spiel mir das Lied vom Tod“ das gute Instrument an einer Saite aufknüpfen – inklusive letzter Todeszuckungen. Wie sich in dem Konzept des Programms Bachs Air in D als Eröffnungsstück, in der Mitte ein Piazzolla-Tango und der Rausschmeißer „My way“ einordnen lassen, bleibt zwar etwas im Dunkeln, spielt aber vor allem bei Letzterem keine Rolle mehr, denn die Verbindung des pathetischen Originals mit Cello-Kitsch war am Ende mit Blick auf die Atmosphäre eine komprimierte Version des Konzertes: herrlich schön mit Augenzwinkern.

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