Steilwände und flache Wasserzonen als optimale Lebensräume - Von Christiane Looks

Sand – mehr als Spielzeug

Die renaturierte Kiesgrube in Stemmen ist ein Beispiel für den Lebensraum, den diese Gelände verschiedenen Tieren und Pflanzen einmal bieten können.
 ©Joachim Looks

Rotenburg. Sand ist etwas, das auf kleine Menschen einen unwiderstehlichen Reiz ausübt. Wer kennt nicht das Bild völlig in sich versunkener Kleinkinder, die Förmchen mit dem feinrieseligen Material füllen und glücklich strahlen, wenn es gelingt, den Inhalt geformt und heil aus der Form zu stürzen. An sandigen Stränden von Gewässern entstehen wahre Künste wasserbaulicher Qualität. Kleine Kanäle werden emsig gegraben, die energisch gegen mehr oder weniger anstürmende Wellen zu verteidigen sind, und so mancher Erwachsener beteiligt sich engagiert an dem Werk der Kleinen.

Sand und sein grobkörniger Verwandter, der Kies, sind geologische Kostbarkeiten, die sich an Gewässerrändern sammeln oder als Ergebnis eiszeitlicher Folgen auch in anderen Bereichen zu finden sind. Im Landkreis Rotenburg finden sich viele bis zu 300.000 Jahre alte Sande, die als Baustoffe nutzbar sind, deren Abbau aber schwerwiegende Eingriffe in Landschaftsbild und Naturhaushalt darstellen. Ohne Genehmigung läuft da nichts und selbstverständlich sind heute Überlegungen Pflicht, was nach dem Ende des Sandabbaus mit Gruben geschieht. Nicht nur Steilhänge oder Abbruchkanten sind Gefahrenherde, auch häufig tief liegende und offen bleibende Abbauflächen laufen voll Grundwasser, sodass Baggerseen entstehen, die durch Untiefen gefährlicher sind, als mancher ahnt.

Sandgruben sind aber auch Optionen. Mit Steilwänden, flachen und offenen Wasserzonen bieten sie auf engstem Raum Lebensbedingungen, die für viele einmalig sind. Steilwände finden sich beispielsweise in unserem norddeutschen Flachland eher selten. Dort gibt es sie und wo sie sich nicht begrünen, nehmen Uferseeschwalben das Angebot statt steiler Flussufer gerne an. Kies- oder Schotterbänke an Flussauen oder Seen? Fehlanzeige in unserer aufgeräumten Umwelt. In Kiesgruben bieten Flachwasserzonen und offene Gewässerbereiche mit entsprechender Ufervegetation Ersatz und der wird gerne von Vögeln angenommen. Erstaunlich, was sich nach einem Abbau entwickelt. An der Kreisstraße zwischen Stemmen und der B75 konnten Nabu und Jägerschaft dank der Bereitschaft des Besitzers einer Sandgrube eine Beobachtungshütte an einer ehemaligen Grube errichten, die perfekt fürs „Birdwatching“ mit wettergeschütztem Beobachtungsplatz und Informationstafeln zu dort gesichteten Vögeln ausgestattet ist. Fernglas nicht vergessen!

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