Lühr Klee privat: Einzelkandidat für März-Wahl im Porträt - Von Andreas Schultz

Er liebt den Reiz des Neuen

Lühr Klee (von rechts), Tochter Rieke und Ehefrau Marlies Hübner-Klee vor der Stuckenborsteler Kindertagesstätte. Während das Paar am Aufbau der Einrichtung beteiligt war, ging die Tochter zur Betreuung dorthin.
 ©Andreas Schultz

Sottrum. Wenn bei Familie Klee in Stuckenborstel die Haustür geöffnet wird, sind Gypsi und Chumli oft die ersten, die neue Besucher begrüßen. Die beiden weißen West-Highland-Terrier gehören Rieke und Henrik, die Kinder von Marlies Hübner-Klee und Lühr Klee. Letzterer ist Kandidat für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters und gewährt der Rundschau als erster der drei Kandidaten Blicke hinter die Kulissen des Politikerdaseins.

Der Tisch ist reich mit Butterkuchen und Miniberlinern gedeckt, im Kamin prasselt ein wärmendes Feuer. Das Gespräch hat etwas von einem Familientreffen: die 18-jährige Tochter Rieke und Ehefrau Marlies sind die ganze Zeit dabei und ergänzen hin und wieder etwas, was Papa Klee zu sagen hat. Und während Chumli, von Henrik benannt nach Otchum aus Nicolas Vaniers „Das Schneekind“, mit den Vorderpfoten am Stuhl lehnt und um Streicheleinheiten bettelt, erzählt der Familienvater vom Bau des Hauses, von der Geburt der Kinder und wie er schließlich 1996 zur Kommunalpolitik fand.

„Ich hatte einfach Lust, Überlegungen ins Konkrete umzusetzen und nicht nur bei Demos und Workshops aktiv zu sein. Dinge vor Ort anzupacken, das hat mir in den Fingern gejuckt“, erklärt der 64-Jährige. Nicht zuletzt habe auch die von ihm mitgegründete Elterninitiative zum Kinderladen in Stuckenborstel ihren Teil dazu beigetragen, dass Klee von `96 an vor Ort Politik macht. „Hier habe ich früher immer mittwochs meine Schicht abgeleistet“, erklärt er später beim Spaziergang durch den Ort mit Blick auf die kleine Kindertagesstätte. Betreuung und Schulpolitik habenden den freien Kandidaten mit grünem Parteibuch dazu gebracht, das Rathaus zu frequentieren – auch aus dem praktischen Grund, dass Rieke und Henrik als Kinder unmittelbar von diesen Themen betroffen waren.

Aber nicht nur politisch, auch beruflich trieb es den Kandidaten um: Erst Fernmeldemonteur, dann Lehrer, Finanzverantwortlicher in einem Jugendhilfeprojekt, Datenverarbeitungsbetriebswirt und schließlich 25 Jahre in der Leitung dreier Schulen. Die stark zusammengefasste Biographie von Klee liest sich, als wären die Personalakten eines Informatikers, eines Sozialarbeiters und eines Rektors durcheinander geraten. „Viele sagen, man braucht ein Standbein und ein Spielbein. Der eine ist über Jahrzehnte im gleichen Beruf, wechselt dafür aber ständig die Partnerin. Bei mir ist das irgendwie anders“, sagt er lächelnd und schaut zu seiner Frau hinüber. 40 Jahre sind sie nun zusammen, 22 davon verheiratet. Er verrät: „Ich habe immer das Gefühl, dass es Dinge gibt, die ich noch machen möchte. Für mich hat es einfach einen gewissen Reiz, mich in etwas Neues einzuarbeiten. Bald alle zehn Jahre mache ich etwas anderes – auch das hält mich jung.“

Die Vielfalt setzt sich in seinen Hobbies fort. Klee beantwortet die Frage nach seiner Freizeit zunächst mit einem Lachen: Neben dem politischen Tagesgeschäft, seinem Rektordasein an der Rotenburger THS und der Zusatzbelastung Wahlkampf bleibt derzeit nicht mehr viel davon übrig. Die Zeit, die er dann nicht in seine Familie investiert, nutzt Klee für die Suche nach der Grenze beim Joggen, für Tennis, Radfahren, Wandern, Schlagzeug- und Gitarrenspiel sowie die Lektüre von Literatur zu den Themen Geschichte und Psychologie. Klee erinnert sich an das Jugendhilfeprojekt und die damit verbundenen Reisen, an endlose Touren zwischen den Feldern Ghanas, die er in Gruppen aus Jugendlichen, Jugendhelfern und Einheimischen zurücklegte. „Das hatte etwas Meditatives“, meint er. Die täglichen Terrier-Touren durch das kleine Waldstück innerhalb Stuckenborstels erwähnt er nur am Rande.

Hat Lühr Klee auch Macken? Rieke meint: „Er nimmt manchmal zu viel hin“, worauf Ehefrau Marlies ergänzt, er mache sich seine Arbeit dadurch manchmal selbst schwer. Klee selbst spricht den Nachteil seiner vielen Interessen an: „Ich verliere manchmal den Fokus“, gibt er selbstkritisch zu. Zudem sei er ungeduldig, was er manchmal im Umgang mit seinen Schülern merke und oft auch in der Kommunalpoltik. „Doch dort“, meint er, „kann man manchmal nicht ungeduldig genug sein.“

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Was tun als Bürgermeister?
Außerhalb der Versprechen, die sich alle Kandidaten für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters teilen, plant Lühr Klee für den Fall seiner Wahl die Gründung eines Sottrumer Wirtschaftsforums. Als Vorbild dient das bereits existierende Rotenburger Pendant. Vertreter von Wirtschaft und Politik sollen dort vierteljährlich den informellen Dialog üben – ohne festgelegte Tagesordnung. Über die Treffen sei es so beispielsweise möglich, etwas für die bessere Vermarktung der Samtgemeinde zu tun.Ebenfalls wichtig sei für ihn die Gründung eines Arbeitskreises für Integration, ebenfalls angelehnt an das Rotenburger Modell. So sollen alle, die beispielsweise mit dem bereits bestehenden Unterstützerkreis zu tun haben, mit Vertretern aus Schulen und Kindergärten und mit Ehrenamtlichen in den Dialog treten, um frühzeitig Probleme zu erkennen und Maßnahmen anschieben zu können.Auch die Erarbeitung des bereits genehmigten Klimaschutzkonzeptes steht auf seiner Agenda, Bürger- und Gewerbebeteiligung und Einfluss auf Bauleitplanung inklusive.Die Digitalisierung der Ratsarbeit und des Rathauses ist Klee ebenfalls ein Anliegen. So soll den Bürgern ermöglicht werden, Probleme digital von zu Hause zu erledigen, anstatt das Rathaus aufzusuchen und den Ratsherren soll es ermöglicht werden, mit Tablets zu arbeiten, anstatt mit Papiervorlagen.

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Lebenslauf: Lühr Klee
Lühr Klee ist 64 Jahre alt und lebt mit seiner Frau Marlies und seiner Tochter in Stuckenborstel. Während die 18-jährige Rieke gerade das Abitur abgeschlossen hat und bei Dodenhof arbeitet, plant sie (noch etwas unsicher) ein Journalismus-Studium, eventuell mit Schwerpunkt PR. Der 22-jährige Sohn Henrik studiert Wirtschaftswissenschaften in Hamburg und durchlebt derzeit ein Auslandssemester in Italien.Klee selbst erhielt die mittlere Reife im Zuge seiner Ausbildung zum Fernmeldemonteur von 1969 bis 1972. Er verkürzte die Lehre, absolvierte die Nicht-Abiturientenprüfung und begann ein Studium der Sozialpädagogik an der Uni Bremen. Nach zwei Semestern wechselte er zum Lehramtsstudium in den Fächern Mathematik und Politik, schloss dieses 1978 ab und erlangte das erste Staatsexamen. Nach eineinhalb Jahren Referendariat schloss er auch das zweite Staatsexamen ab.Parallel dazu war er an der Gründung eines Jugendhilfeprojektes beteiligt, bei dem er daraufhin zehn Jahre hauptberuflich tätig war. Dort ging es darum, Jugendliche mit familiären Belastungen, krimineller Vergangenheit und Drogenproblemen mithilfe von praktischer Arbeit und Abstand zum gewohnten sozialen Umfeld eine neue Perspektive zu geben.Nach dieser „menschlich anstrengenden Arbeit“, die er sowohl von Erfolg als auch von menschlichen Enttäuschungen geprägt sieht, versuchte Klee sich an der Weiterbildung zum Datenverarbeitungsbetriebswirt. Nach dem Abschluss und einem Praktikum bei Hapag Lloyd wurde er dort in die Organisationsabteilung aufgenommen.1991 besann sich Klee zurück auf seine Tätigkeit als Pädagoge und gelangte so in die erweiterte Leitung einer Schule im sozialen Brennpunkt Bremens, die Grundschule Landskrona Straße. 2001 wird Klee Gründungsrektor der Sottrumer Grundschule Morgenstern und wechselt 2010 zur Theodor-Heuss-Schule in Rotenburg, um diese bis heute zu leiten.Als Grünen-Politiker ist Klee seit 1996 aktiv. Von 2001 bis 2011 mischte er neben seiner Tätigkeit im Gemeinderat Sottrum auch im Rotenburger Kreistag mit. Und seit 2006 sitzt er zudem im Samtgemeinderat.Mehr Infos: www.luehr-klee.de und auf Facebook.

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