Helmut Ohlandt blickt auf 60 Jahre beim Roten Kreuz zurück - Von Andreas Schultz

Helfer, Retter, Sorgenkinder

60 Jahre beim DRK Ahausen haben Helmut Ohlandt sowohl die Ehrennadel vom DRK-Bundespräsidenten als auch die DRK-Verdienstmedaille des Landesverbandes Niedersachsen ans Revers gebracht.
 ©Andreas Schultz

Ahausen. Im Krankenwagen unterwegs: Die schnellen Fahrten waren es im Herbst 1952, die Helmut Ohlandt zum Deutschen Roten Kreuz gelockt haben. Am 3.Oktober 1955 macht er endlich Nägel mit Köpfen und tritt der Organisation bei. 60 Jahre später kann der heutige Vorsitzende des DRK Ahausen auf viele Erlebnisse und Meilensteine zurückblicken. Zuletzt brachte ihm sein jahrelanger Einsatz die Ehrennadel des deutschen DRK-Bundespräsidenten ein.

"Ich hatte da wohl immer so ein Ding“: Ohlandt kann die Faszination, die für ihn vor mehr als einem halben Jahrhundert von der Hilfsorganisation ausging, schwer in Worte fassen. Fest steht jedoch, dass alles während eines DRK-Gruppenabends in Bederkesa begann, als er selbst noch gar nicht Mitglied war. „Unser Gruppenführer, Klein hieß er, fuhr immer allein Krankenwagen“, erinnert sich der 77-Jährige. „Wenn er los musste fragte er oft ‚Will wer mit?‘.“ Meist war es Ohlandt, der sich die Fahrt nicht entgehen ließ.

1963 zieht er in den Landkreis Rotenburg, lernt seine Frau in Scheeßel kennen. Von der dortigen Rotkreuz-Bereitschaftsgruppe kommt er schließlich nach Rotenburg. Ohlandt arbeitet bis 1979 zunächst im landwirtschaftlichen Bereich, dann als Lkw-Fahrer. Schließlich bringt er Teile des Wissens, welches er im Vereinsleben erworben hat, ins Berufsleben ein und wird Rettungssanitäter. Ab 1985 arbeitet er von der Rettungsleitstelle in Zeven aus. Immer im Hintergrund: die ehrenamtliche Arbeit beim DRK. Viele Jahre war er als Bereitschaftsleiter tätig, zwölf sogar als Kreisbereitschaftsleiter.

Als die Organisation Bereitschaftsgruppen in Ahausen und Lauenbrück aufbaut, steht Ohlandt mit helfender Hand zur Seite. Und auch bei der Gründung des Vereins in Ahausen ist er dabei.

Bei der Frage nach dem spannendsten Erlebnis im Dienst des Roten Kreuzes überlegt der jetzige Rentner nicht lange. Beim First Rider Open Air Festival 1977 in Scheeßel randalierten die Zuschauer. Sie steckten auch die Bühne in Brand, als klar wurde, dass die fünfte Band die letzte des Festivals sein würde – die anderen 18 angekündigten waren nämlich gar nicht erst angereist, aus Sorge der Veranstalter könne die Gage nicht aufbringen. 20.000 Gäste waren gekommen, um zu feiern und ließen nun ihrem Frust freien Lauf. „Alle waren innerhalb des Walls und dort standen die Zelte dicht an dicht. Als die Bühne dann brannte, brach Panik aus“, erinnert sich Ohlandt, der damals am Sanitätsdienst beteiligt war. „Von den Besuchern waren längst nicht alle nüchtern und viele gar nicht ansprechbar. Wir waren uns sicher, da sind noch Leute in den Zelten und schlafen.“ Also blieb dem Team nichts anderes übrig, als in dem Durcheinander die Schlafstätten abzusuchen. „Wichtig war auch, dass wir hinterher alle selbst unbeschadet wieder raus kommen. Das hat auch geklappt. Wir hatten die Sache im Griff.“

Verändert hat sich seither viel – auch in den Strukturen des DRK. „Es gab einmal neun funktionierende Bereitschaften im Landkreis: Rotenburg, Wittorf, Visselhövede, Ahausen, Sottrum, Horstedt, Scheeßel, Lauenbrück und Brockel. Davon existiert heute noch eine.“ Der Ahauser DRK-Vorsitzende, mittlerweile seit 14 Jahren in Rente, macht für diesen Rückgang gleich mehrere Probleme aus. Weniger Menschen seien heute bereit, ehrenamtlich Verantwortung zu übernehmen. Die Leute achten gleichzeitig mehr aufs Geld. Auch die Bürokratie sei Schuld am Schwund. „Früher sind Veranstalter auf uns zugekommen und haben uns gebeten, einen Sanitätsdienst zu übernehmen. Nachdem der abgeschlossen war, kam die Frage, wie viel wir für die Leistung haben möchten. ‚Wir sind für jede Spende dankbar‘, war dann meist unsere Antwort und damit sind wir auch sehr gut gefahren“, berichtet Ohlandt. Heute hingegen seien feste Verträge notwendig und die Ausgaben aus dem Verbrauch, beispielsweise von Verbandsmaterial, seien auch stark gestiegen. Bei den geringen Vereinsbeiträgen, von denen die Ortsvereine noch große Teile an den Kreisverein abführen müssen, bleibe nicht viel übrig. „Das DRK ist schon ein Sorgenkind“, resümiert der Ahauser Vorsitzende.

Dennoch: Spaß macht ihm die Vereinstätigkeit noch immer. „Es ist super, mit den Leuten zusammenzuarbeiten und die Gemeinde Ahausen unterstützt den Verein auch sehr gut“, sagt Ohlandt. Doch als Chef möchte er nicht ewig weiter machen. Bei der Suche nach einem Nachfolger hat bisher keiner seinen Hut in den Ring geworfen und deshalb hat er noch einmal verlängert – ein letztes Mal: „Wenn diese Amtsperiode vorbei ist, bin ich immerhin 81. Dann ist aber wirklich Schluss.“

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